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Kontaktversuche

Kontaktversuche

Titel: Kontaktversuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Simon (Hrsg)
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würde euch diesmal nicht
mit Steinen empfangen. Oder fürchtet ihr, heute mit
Wasserstoffbomben begrüßt zu werden?
Vielleicht seid ihr auch hier, vielleicht beobachtet ihr unsichtbar
unser Treiben und haltet uns immer noch nicht für reif genug, um
an dem großen Treffen von vernünftigen Wesen aus zwei
Sternenwelten teilzuhaben. Ist das euer Geheimnis, das Geheimnis des
»Haares aus Mohammeds Bart«, das klüger ist als die
Sieben Weisen?
Swetoslaw Slawtschew
Das Los
    Wir sind zu dritt: Ina, Arthur und ich. Wie jeden
Abend sitzen wir in unserer Ecke neben der kleinen weißen
Schalttafel des Astrophons. Durch die gläsernen Augen des Saales
senkt sich die orangerote Dämmerung auf uns herab. Arthur sitzt
links von mir, tief im Sessel versunken, und ich kann nur sein
schmales, intelligentes Gesicht sehen, das jetzt einen
grüblerischen Ausdruck hat. Mir gegenüber beugt sich Ina
über den Bildschirm des Astrophons. Der blaue Lichtschein huscht
über ihre Finger und erhellt ihr feingeschnittenes Profil. Wir
schweigen. Allein das tote Licht scheint hier lebendig zu sein. Man
hört ein leises Rauschen, später gesellt sich dazu ein hoher
Pfeifton. Ina hat das Gesicht mit den Händen bedeckt und lauscht.
»Hör auf, Ina«, sage ich, »du weißt, daß es keinen Sinn hat.«
    Sie antwortet nicht, und ich habe nichts
hinzuzufügen. Alles ist dutzendmal erörtert worden, und sie
weiß das nicht schlechter als Arthur oder ich. Wir hören das
Signal, ein Signal aus den Tiefen der Sternenwelt, und können es
nicht verstehen. Es gab eine Zeit, da wir versuchten, seinen Sinn zu
erfassen. Anfangs hofften wir, die Antwort in der ruhigen Stimme des
Computers zu finden, die uns mitteilte, das Signal käme vom
Sternbild des Perseus.
    »Mehr Fakten, entziffere das Signal,«
forderten wir immer wieder. Gehorsam präzisierte das
Elektronenhirn die Koordinaten und wies nach, daß nur
vernunftbegabte Wesen solche Radiowellen aussenden konnten.
    Das war alles. Wir quälten uns mit Fragen,
klammerten uns an schwache Vermutungen, flochten daraus die gewagtesten
Hypothesen. Die Hoffnung wich dem Zweifel und dann dem bitteren
Bewußtsein unserer Ohnmacht.
    Jetzt ist es ohnehin zu spät – in
wenigen Stunden starten wir zur Erde. Vor uns liegen acht Jahre
gemeinsamen Fluges. Wir werden uns unterhalten, vielleicht auch lachen,
und jeder wird sehen, wie unstillbare Gewissensbisse Falte um Falte in
die Gesichter der beiden anderen graben. Denn wir haben unsere
größte Entdeckung verspielt, gerade die Entdeckung, für
die zu leben sich lohnte.
    »Hör doch auf, dich zu quälen,
Ina!« sagte ich wieder. »Wir haben den Ton aufgezeichnet,
auf der Erde wird man ihn entziffern. Glaube mir, das ist schon
viel.«
    Eigentlich weiß ich selbst nicht, ob das viel
ist oder wenig. Aber wir haben wirklich alles getan, was in unserer
Macht stand. Und jetzt habe ich Arthurs blasses, unrasiertes Gesicht
vor Augen. Arthur hat tagelang versucht, die Radiowellen umzuformen.
Eine Zeitlang schien es, als hätten wir Erfolg – damals, als
wir die Welle in Bioströme verwandelten. Stunden saßen wir
in der bioelektronischen Kammer, die Empfangshelme auf dem Kopf.
Zweimal glaubte ich Farben und Umrisse zu erkennen. Umsonst. Beide Male
war ich halbtot, als mich Arthur und Ina aus der Kammer holten. Die
bioelektronischen Aufzeichnungen wiesen in der Tat Farben aus, doch
konnten wir ihnen vertrauen? Und was bedeuteten jene Farben? Warum war
ihr Empfang so gefährlich? Es gab keine Antwort. Wir beschlossen,
die Versuche einzustellen. Seither konnten wir nur noch die Arbeit der
Aufzeichnungsgeräte verfolgen und uns mit der Hoffnung
trösten, auf der Erde würde jemandem, der findiger wäre
als wir, die Entzifferung gelingen. Ein schöner Trost! Denn schon
haben wir begonnen, das Signal und uns selbst zu hassen. Manchmal habe
ich das unserem Egoismus zugeschrieben. Aber wer hätte den Mut,
uns egoistisch zu nennen, uns, die um der Erforschung ferner Planeten
willen auf so vieles verzichten?
    Schluß mit dieser Stimmung! Lächeln
muß ich. Nicht so, das ist zu düster. Ja, so ist es besser.
Ich bin aufgestanden.
»Genug herumgesessen! Wir haben schließlich noch zu tun vor dem Abflug, nicht wahr, Ina?«
Ina zuckt zusammen. Aber sie begreift schnell, wonach ich gefragt habe.
Sie steht auf. Ja, es geht um den letzten Kontrolltest an den
Ortungsgeräten der Rakete. Es ist Zeit.
Arthur erhebt sich schwer aus dem Sessel. Er steht da, als wolle er
etwas sagen, doch er winkt nur

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