Kontaktversuche
das, Verlust des Gedächtnisses für bestimmte Dinge. Die Ursachen sind unterschiedlich, manche sind noch nicht geklärt, wir haben keine Mittel, diese Fälle zu behandeln, doch für gewöhnlich stellt sich das Gedächtnis im Laufe der Zeit wieder ein. Hauptsache ist für ihn jetzt eine ruhige, normale, vernünftige Lebensweise, ganz so, als sei nichts passiert. Ansonsten ist er völlig gesund. Er ist ruhig. Es wäre nicht schlecht, wenn Sie ihm einen Kuraufenthalt bewilligten…«
»Er arbeitet nicht mehr bei uns«, fiel ihm der Direktor ins Wort. »Wir können ihm keinen Kuraufenthalt bewilligen…«
»Wenn Sie ihn entlassen haben, werden Sie ihn wieder einstellen. Es ist nicht seine Schuld. Der Fall liegt besonders.«
»Ausgeschlossen! Seine Stelle ist gestrichen.«
»Professor!« mischte ich mich ein, um einen Wortwechsel abzuwenden und weil seit langem ein Gedanke in mir bohrte. »Hast du’s… hast du’s mal mit Hypnose versucht?«
»Mit was für einer Hypnose? Wozu?« fauchte der Professor wütend wie jeder Arzt, wenn ihm Laien ins Handwerk pfuschen.
»Na, halt hypnotisieren. Um zu sehen, was er sagt. Kannst du hypnotisieren?« Diese Frage verletzte ihn offenbar zutiefst, und ich beeilte mich, seiner Reaktion zuvorzukommen. »Ich habe neulich gelesen, daß es solche Fälle gebe. Die Leute verschwinden für lange Zeit, erinnern sich hinterher an nichts, und wenn man sie dann hypnotisiert, sollen manche erzählt haben, sie seien von solchen… von solchen außerirdischen Wesen mitgenommen worden, in diesen fliegenden Untertassen, und dort seien sie…«
»Auch Petrow hat sich, genau wie Dilow, immerzu mit solchem fliegenden Zeugs beschäftigt«, unterbrach mich der Direktor. »Sie lesen allen möglichen Unsinn, sogar in der Arbeitszeit.«
»Das ist kein Unsinn«, sagte ich. »Ich hab’s in einer bei uns erscheinenden Zeitschrift gelesen. Warum willst du’s nicht immerhin versuchen?«
Kantardshiew beherrschte sich mit Mühe, um mir nicht grob zu kommen. »Jetzt hör mal zu! Ich werde mich mit eurem Petrow auch weiterhin befassen. Er wird alle zwei, drei Tage zu mir kommen, er braucht ein bißchen Psychotherapie, damit ihn der Verlust des Gedächtnisses nicht so quält, aber die Methoden laß bitte unsere Sache sein, ja!«.
»Was kostet Sie’s denn, es mal zu versuchen«, unterstützte mich die Lekowa. »Es ist doch wohl nicht gefährlich? Ich hab’ gehört, wenn man jemanden hypnotisiert, soll er alles sagen. Als ich klein war, habe ich im Zirkus…«
»Hier ist kein Zirkus, mein liebes Mädchen«, fiel ihr Kantardshiew ins Wort, zeigte sich aber offensichtlich auch anfällig für die bezaubernde Dummheit unserer Kollegin.
»Aber Sie sind doch sicherlich ein phantastischer Hypnotiseur«, schnurrte sie noch schmeichlerischer. »Mit diesen Augen! Sie haben ein Paar Augen, wenn Sie einen damit ansehn, hu…«
Und sie schüttelte derart ihre Schultern, als wollte sie anfangen, Kjutschek zu tanzen. Ihre Brüste wippten ebenfalls im Rhythmus des Kjutscheks. Die Augen des Professors wurden ganz klein.
»Natürlich kann ich es«, sagte er und lächelte sie an. »Aber…«
»Na dann los! Wenn er nun wirklich mit irgendeiner Untertasse mitgeflogen ist? Sollen denn immer nur alle möglichen Ausländer fliegen? Und für die Wissenschaft wär’s auch wichtig, nicht?«
Ich glaube nicht, daß ihn gerade die Logik der Lekowa umstimmte, eher hat er sich wohl von meinem Vorschlag herumkriegen lassen und wahrte anfangs nur seine Autorität, aber er gab erst nach, als die Lekowa neckisch hinzufügte: »Und der Chef wird ihn auch wieder einstellen. Es ist doch was anderes, so einen Mann im Betrieb zu haben.«
Der Direktor knurrte etwas vor sich hin, daß Kantardshiew sogar auflachte.
»Gut«, sagte er. »Ihnen zuliebe. Und Sie dürfen dabeisein. Eine Befragung unter Hypnose wird im Beisein von Zeugen vorgenommen. Aber Sie müssen wissen, daß sie strengster Geheimhaltung unterliegt. Da Sie keine Mediziner sind, werden Sie mir eine eidesstattliche Erklärung unterschreiben.«
»Aber ist es denn wahr, daß man in der Hypnose die reine Wahrheit sagt, über alles?« erkundigte sich die Lekowa irgendwie lüstern.
Die Antwort hörte ich nicht, weil sich Petrow in dem weißen Bett aufsetzte und dabei versuchte, uns zuzulächeln. Er wirkte ganz ruhig, sah aber wie ein Mensch aus, der lange krank gewesen ist. Die bunte Aureole seiner neuen Haare machte ihn einem karikierten Märtyrer ähnlich.
»Kollege Petrow, sind Sie einverstanden,
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