Kontaktversuche
also dann? – Um uns zu kontrollieren?«
»Nein, natürlich nicht. Sie zu kontrollieren oder Ihnen zu helfen, das liefe im Prinzip auf dasselbe hinaus – daß wir uns in Ihre Angelegenheiten mischten… Aber das werden wir nie tun. Ich bin hier einfach ein gewöhnlicher Beobachter und unvoreingenommener Informator unserer Zivilisation…«
Wer weiß, warum, aber diese Erklärung verwunderte mich nicht.
»So habe ich mir das auch gedacht«, brummte ich.
Er sah mich neugierig an.
»Und warum?«
»Durch die einfachste Logik«, erwiderte ich. »Im unendlichen Weltall muß sich praktisch eine unendliche Anzahl von Kombinationen der Materie verwirklichen. Und man kann natürlich nicht annehmen, daß bloß hier, auf unserem kleinen Planeten, diese einzige Kombination existiert, die menschliches Bewußtsein heißt. Meiner Ansicht nach ist das absurd.«
Er lächelte kaum merklich.
»Ist es nicht so?« fragte ich erstaunt.
»Schon gut, reden Sie weiter…«
»Also gut, unsere Zivilisation existiert nur ein paar tausend Jahre und ist trotzdem eine mächtige Zivilisation. Bald wird der Mensch auch ein paar andere Planeten betreten. Und wenn sie nun ein paar Millionen Jahre existierte? Nach dieser Logik ist es unmöglich, daß irgendwo im Weltall nicht auch solche ungeheuer mächtigen Zivilisationen existieren. Für die wäre es kein besonderes Problem, von uns zu wissen und mit uns Kontakt aufzunehmen. Ich habe mir mehr als einmal die Frage gestellt, warum das eigentlich nicht geschieht, warum wir auf unserem Planeten so isoliert und einsam sind.«
»Darauf könnte ich Ihnen entgegnen, daß Zeit und Raum real existieren«, versetzte er ruhig. »Und daß die Maßstäbe Ihrer Existenz mit den Maßstäben von Zeit und Raum in unserer Galaxis inkommensurabel sind…«
»Nun ja, aber so eine Behauptung erscheint mir absurd«, wandte ich ein. »Es fällt mir sogar schwer, zu glauben, daß die Lichtgeschwindigkeit die höchste ist, mit der wir uns im Raum bewegen können. All diese Begriffe sind äußerst relativ. Absolut ist nur die Materie. Und die vertiefte Kenntnis ihres Wesens wird uns wahrscheinlich direktere Wege für Nachrichten und Kontakte enthüllen. Weshalb sind sie dann objektiv nicht vorhanden? Wahrscheinlich doch, weil sie unnötig und sinnlos sind.«
Ich verstummte und sah ihn erwartungsvoll an. Er schwieg ebenfalls und schüttelte langsam, wie unbewußt, den Kopf.
»Ich muß sagen, daß Ihre Logik nicht der Grundlage entbehrt«, entgegnete er schließlich. »Und trotzdem ist sie völlig willkürlich. Ich will Ihnen ein einfaches Beispiel geben. Wenn die Möglichkeiten, wie Sie sagen, sich tatsächlich kombinieren, müßte auch eine solche Kombination vorhanden sein – eine Galaxis mit einer einzigen menschlichen Zivilisation.« »Und warum nicht?« fragte ich leichtsinnig.
»Aber dann wird auch Ihre Theorie von den obligatorischen Kontakten hinfällig.«
Ja, selbstverständlich, da hatte er völlig recht.
»Und außerdem«, fuhr der Unbekannte fort, »dürfen Sie nicht jedem Bewußtsein die Eigenschaften des irdischen menschlichen Bewußtseins zuschreiben. Es könnte auch ein solches Bewußtsein geben, das an Ihrem irdischen Bewußtsein einfach vorbeigeht, ohne Sie zu bemerken oder zu beachten. Oder es bemerkt Sie, aber Sie liegen nicht auf dem Weg seiner Ziele. Beachten Sie etwa die Ameisen, die in Ihrem Garten herumkriechen, obwohl Sie wissen, daß es Lebewesen sind? Bemühen Sie sich etwa, ihnen irgendwie in ihrem Dasein zu helfen?«
»Aber sie haben kein Bewußtsein!«
»Wer sagt Ihnen das? Das ist gar nicht so sicher, wie Sie denken. Vielleicht ist es unter dem Gesichtspunkt dessen, was die Menschen Entwicklung nennen, vollkommener als Ihres. Außerdem sprechen Sie von Bewußtsein im allgemeinen, im kosmischen Maßstab, ohne daß Sie imstande wären, mir eine dauernde und gemeinsame Eigenschaft zu nennen. Man könnte zum Beispiel annehmen, daß die wesentlichste Eigenschaft des Bewußtseins seine Unbeständigkeit ist. Oder aber seine Selbstvernichtung in bestimmten Etappen seiner Entwicklung. So daß auch Ihre Ausgangsbehauptung von einer unendlichen Vervollkommnung in riesigen Zeitperioden wegfiele.«
»Ja, tatsächlich, Sie haben recht«, entgegnete ich betroffen. »Obwohl die Tatsache Ihrer Anwesenheit nicht zugunsten solcher Beweisführung spricht.«
»Ich spreche jetzt nicht von den Fakten, sondern von Ihrer Logik.«
»Dann möchte ich wirklich lieber über die Fakten reden«, sagte ich.
Er schüttelte
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