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Kopernikus 1

Kopernikus 1

Titel: Kopernikus 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brrazo
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doch gemeinsam …!“
    „Als es geschah, warst doch auch du verreist, Gunda! Als hätte Vater eure Abwesenheit ganz bewußt ausgenutzt“, begann Olaf seinen Bericht. Dann erzählte er ihnen, wie er seinen Vater in dessen streng abgeschirmtem Arbeitsstudio in einem Metglassarg gefunden hatte. „Die Hände über der Brust gefaltet, lag er friedlich und zufrieden da, sehr bleich, sehr weiß.“
    „Vater ist wirklich der letzte, der sich so in einen Sarg legen würde, wenn er sein Ende herannahen fühlt. Das begreife ich nicht!“ brauste Ulf auf. Gunda schlang einen Arm um seine Schulter und setzte sich auf die Sessellehne. Diesmal trug sie nicht einen ihrer unvermeidlichen Overalls, sondern ein weich fließendes rostfarbenes Baumwollkleid, auf dem viele kleine Heideblumen blühten. An den bloßen Füßen hatte sie Sandalen. Es war schließlich Sommer.
    Olaf registrierte bei sich, daß er für die Reize seiner hübschen Schwester keineswegs unempfänglich war, und kehrte zu dem anstehenden Thema zurück. „Nach zehn Minuten begriff ich, daß alles Theater war. Vater hatte seine Aufbahrung perfekt inszeniert – mit Hilfe einer seiner Kunststoffdoubles. Er selbst ist seitdem verschwunden.“
    „Vater besaß schon immer einen skurrilen Humor, aber das …!“ Ulf schüttelte ratlos den Kopf.
    „Er liebte Rätsel über alles“, erinnerte Gunda.
    „Und koste es das Leben“, zitierte Ulf wie im Bestattungsetablissement.
    Olaf schilderte nun, wie er drei Tage lang Stunde für Stunde mit dem Luftkissen-Rover alle gefährlichen Stellen im gesamten Moorgebiet abgesucht hatte, ohne Erfolg. Schließlich war die Wahrheit nicht länger zu verheimlichen.
    „Die falsche Wahrheit“, betonte Ulf und stand auf. Gunda hockte sich an seiner Statt wie eine Katze in den Sessel.
    „Wäre ich nicht Mediziner – es hätte nie geklappt! So konnte ich mir selbst helfen. Totenschein, Hirnstrom-Nulliniennachweis, Organentnahmeverbot – alles gefälscht. Wenn es herauskommt, dann helfen uns auch unsere besten Beziehungen nichts mehr“, schloß Olaf.
    „Warum? Warum hat er es bloß getan?“ fragte Ulf immer wieder.
    „Ist’s Wahnsinn, hat es doch Methode“, zitierte Gunda. Mit einem Ruck setzte sie sich steil auf. „Vielleicht ist Vater verrückt geworden. Und um uns seinen Anblick, seinen Zustand zu ersparen, hat er …“
    „Moment, der Spiegel in seinem Studio war zertrümmert. Die Scherben liegen immer noch dort.“
    „Hast du nicht etwas von einem Plakat erzählt?“ erinnerte ihn Gunda.
    „Ja, wir entdeckten die schöne Negerin auf einem Poster am Museums-Kiosk. Vater taufte sie ‚Schwarze Nofretete’ und hängte sie bei sich auf.“
    „Los, wir fahren in Vaters Studio! Ich möchte es mir anschauen“, verlangte Ulf kategorisch.
    Gunda stimmte zu, und Olaf hatte nichts dagegen einzuwenden. Um ihren Besuch weniger auffällig zu gestalten, beschlossen sie, zu Fuß zu gehen.
    Fünfzehn Gehminuten in Richtung des Hangar-Areals lag in einem seit langem trockengelegten ehemaligen kleinen Kesselmoor ein Atomschutzbunker, wie er in den neunziger Jahren angelegt wurde – mehr als Statussymbol, denn aus kriegerischer Notwendigkeit. Es handelte sich um ein inzwischen veraltetes Volksmodell für 24 Personen. Immerhin verfügte es über eine Klimaschleuse, eingebaute Stau- und Schlafkojenräume, über ein unabhängiges Überlebenssystem inklusive Licht- und Sauerstoffversorgung, eine Kombüse und ein chemisches WC. Um ungestört und eigenständig arbeiten zu können, hatte Professor Nevart vor drei Jahren sein persönliches Arbeitsstudio in diesen Schutzraum verlegt, was in der Gegend zu allerlei Spekulationen Anlaß gab. Auch wurde der Bunker an das örtliche Wasser- und Energienetz angeschlossen. Eine muschelartige Garage nebst betonierter Gleitrampe bot ideale Einsatzmöglichkeiten für diverse Luftkissen-Rover, die in dem gesamten Feuchtgebiet dieser abweisenden, aber unverfälschten Landschaft für Mobilität garantierten. Das ehemalige Kesselmoor mit seinem Rundumwall war nach Absenkung des Bunkers mit Erdreich aufgeschüttet worden. Nun glich die Anlage einem grasbewachsenen Hügel, der sich über einem Hünengrab wölbte.
    Und Hünengrab war auch Gundas erster Eindruck, als sie mit ihren beiden Brüdern das Ziel erreichte. Doch das behielt sie für sich.
    Über eine schmale Treppe aus Formsteinen gelangten sie zur Eingangschleuse, die Olaf mit einem Papillarschlüssel öffnete.
    Das Sicherheitssystem funktionierte ganz

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