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Kopernikus 1

Kopernikus 1

Titel: Kopernikus 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brrazo
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abzusuchen, nach dem braunen Gesicht von Chaim Dartagnan. Er sah ein Dutzend Fremde, alle in Rüstungen, Helme in den Händen, die vor einer schmalen Luke in einer massiven Stahlwand standen – einem wesentlich größeren Zugang zum Unbekannten, wie ihm plötzlich bewußt wurde. Keiner war ihm bekannt. Eine Frau war unter ihnen, beim Gedanken daran, worauf sie wartete, drehte sich ihm der Magen um … worauf sie alle warteten, um es sich selbst anzutun.
    Er sah sich in dem Raum um, weg von der Luke, zu der Menge der halbangezogenen Arbeiter, die die nächste Schicht erwarteten. Einen der Männer erkannte er instinktiv als Aufsichtsperson – einen Mann, der hierhergehörte, der niemals durch jene Luke gehen würde -; dieser starrte zurück zu ihm, über die Menge hinweg. Und halb stehend, halb schwebend, an seiner Seite …
    „Dartagnan!“ Abdhiamal hob eine Hand, seine Stimme echote; er winkte den plötzlich bewegungslosen Körper, das erhobene Gesicht, zu sich herüber.
    Dartagnan durchquerte den geräumigen Saal; er schleppte einen isolierten Druckanzug hinter sich her, das Gesicht mit Zweifeln umwölkt. „Abdhiamal?“ An Abdhiamals Seite angekommen, stützte er sich an einer Wand ab, sah den anderen an. Er lachte kurz und rieb sich den Kopf. „Was, zum Teufel? Ihre Arbeit für die Regierung führt Sie schließlich hierher?“
    Abdhiamal studierte das Gesicht zurückhaltend. Dartagnan schien schmaler, als er ihn in Erinnerung hatte, straffer, härter … älter. Es war kaum sechs Megasekunden her, daß er zum erstenmal sein Augenmerk auf Chaim Dartagnan gerichtet hatte, Zeuge geworden war, wie dieser seine Chance auf eine glückliche Zukunft aufgegeben hatte – Zeuge, wie er alles verloren hatte unter dem gnadenlosen Blick der Medienkameras des Demarchy – weil er Rechtschaffenheit und Gerechtigkeit über seine eigenen Interessen gestellt hatte. Doch die Gerechtigkeit war blind, und die einzige Belohnung, die die Gesellschaft ihm hatte zuteil werden lassen, war ein mitleidiger Blick auf seine leeren Hände. Abdhiamal schüttelte den Kopf. „Selbst mein Job ist besser als das hier. Ich komme zu Ihnen in einer offiziellen Angelegenheit – wegen der Siamang-Affäre.“
    Dartagnans Gesicht alterte noch mehr. „Weshalb?“ Sein Blick schweifte zu der wartenden Stahl wand und wieder zurück. „Die Verhandlung, das Urteil, ich dachte, all das wäre vorüber. Hat sie sich entschieden, Forderungen zu erheben – Mythili, meine ich?“ Seine Hände preßten seine Magengegend, der Anzug entglitt seinen Händen und fiel zu Boden.
    „Nein. Sie hat ihre Meinung nicht geändert. Dieser Teil ist vorbei.“
    „Vorbei.“ Dartagnan verzog den Mund. „Was dann?“
    „Was, zum Teufel, tun Sie hier?“ fragte Abdhiamal plötzlich, unfähig es noch länger zurückzuhalten. „Um Gottes willen, Mann …“
    Dartagnan sah stirnrunzelnd weg. „Man bekommt ein Jahresgehalt für eine Stunde Arbeit.“
    „Und eine Jahresdosis Strahlung!“ Abdhiamals Abscheu brach aus ihm heraus. „Sie wissen, warum sie Sie so gut bezahlen.“ Er deutete auf die Stahlwand und die Luke.
    „Sicher weiß ich das.“ Dartagnan beugte sich hinab, seine Füße hoben sich gleichzeitig, als er den Anzug aufhob. „Sie haben uns mit allen Informationen versorgt: Ihre Waldos sind zusammengebrochen, und ohne diese Anlage existiert nur noch eine Fabrik, um nukleare Batterien für das gesamte Demarchy-Imperium herzustellen. Sie bemühen sich, sie wieder in Gang zu bringen, aber in der Zwischenzeit gibt es eine Menge Arbeit, die nur von einem Menschen erledigt werden kann. Es ist alles sehr patriotisch.“ Seine Augen waren kalt wie der Tod. „Und jemand muß es schließlich machen.“
    Abdhiamal ruckte unbehaglich hin und her. „Aber nicht Sie. Das ist etwas für Verlierer, nicht für tüchtige, starke Männer.“
    Dartagnan lachte erneut, sein Lachen war wie Teer. Abdhiamal war nicht in der Lage, den Scherz zu erkennen. „Ich habe schon einmal eine ähnliche Unterhaltung geführt. Was sonst könnte ich tun? Ich habe nicht die geringste Chance, eine Medienposition bei einer anderen Gesellschaft zu bekommen, nachdem ich Siamang und Söhne verkauft habe …“
    „Nachdem Sie Sabu Siamang – einen Mörder – der Gerechtigkeit übergeben haben“, unterbrach Abdhiamal ihn.
    Dartagnan grinste. „Das hängt vom jeweiligen Standpunkt ab. Aber ich schaffe es nie als Medienmann. Wenn ich etwas gelernt habe, dann dieses, auf dem harten Weg jener

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