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Kopernikus 1

Kopernikus 1

Titel: Kopernikus 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brrazo
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weitere Erkundung wurde zu einem neuen Mißerfolg.
    Und doch gaben sie nicht auf, trotz schwindender Vorräte an Nahrung und Vertrauen gaben sie die Hoffnung nicht auf. Bis schließlich das leere Ritual der Suche nach von Menschenhand geschaffenen Gegenständen auf einem weiteren namenlosen Felsbrocken zu positiven Ausdrucken führte. Schweigend betrachteten sie die flinken Symbole, die den Schirm zu beleben begannen; Mythili fühlte, wie Chaim ihre eigene Furcht teilte, die Realität durch ein Wort zum Platzen zu bringen. Sie ging am Kontrollpult entlang an ihm vorbei, noch immer stumm, und begann, Geschwindigkeit und Kurs zu korrigieren, bis die Flugbahn auf Nr. 5359 endete.
    Die Kilosekunden verstrichen, sie brachten die Mutter über einem silberglänzenden, künstlich geglätteten Dockgelände in Position. Sie glich das Schiff der konstanten Rotation des kleinen Planetoiden an, bis die Oberfläche unter ihnen stillzustehen schien, während das Universum sich um sie drehte. Und dann ließ sie die kontrollierte Energie frei, die sie die wenigen Kilometer hinunterbrachte, die sie noch von ihrem Ziel trennten. Das Schiff berührte den Stein, es setzte mit der fragilen Grazie eines landenden Drachens auf.
    Sie fühlte Chaims anerkennendes Lächeln, das in Neid umschlug, da er ihre Fingerfertigkeit nicht teilte. Sie hatte seine Bemühungen, sich mit der Bedienung des Schiffes vertraut zu machen, verspottet und damit sein Vertrauen in seine navigatorischen Fähigkeiten erschüttert, um seinen Fähigkeiten als Prospektor eine eigene, gesicherte Position entgegensetzen zu können. Das bewahrte sie davor, ihr Wissen preisgeben zu müssen, und gleichzeitig bewahrte es sie vor der Verwundbarkeit, die ein gegenseitige Wissensaustausch bedeutet hätte. Momentan genoß sie den, wenn auch nur kurzzeitigen Triumph ihrer eigenen Geschicklichkeit, die die seine überragte. Chaim schob seine ruhelose Hand unter seinen Gürtel, seine Augen noch immer auf sie gerichtet, während sie störrisch auch weiterhin auf den Sichtschirm sah, der lediglich Schotter und Sterne zeigte.
    „Gute Arbeit“, sagte er endlich, bemüht, seiner Stimme einen unbeteiligten Klang zu geben. Die Schleifen seines Gürtels verdrehten sich.
    „Ein wenig holprig.“ Sie log, denn sie wußte, niemand hätte es exakter machen können, wußte, daß auch ihm das bekannt war.
    Stumm zogen sie ihre Druckanzüge an. Sie vergegenwärtigte sich die verschiedenartigen Stimmungen, die sie in den vergangenen Megasekunden der Stille verbunden hatten … diese Stille war niemals einfach gewesen, und nun schloß sie sich, noch Nuancen unhörbarer geworden, um das Geheimnis, das sie hier erwartete. Mit einer abrupten Bewegung setzte sie ihren Helm auf und schloß ihn, fast wütend – wobei sie dem Geräusch des Sauerstoffs lauschte, der aus dem Rucksack auf ihrer Schulter in ihr neues, selbst verschlossenes Universum einströmte. Noch immer erinnerte sie sich an Siamangs harten Griff, der das Ventil zudrehte, das die Luftzufuhr unterbrach, ehe er sie in die Schleuse gezerrt und hinausgestoßen hatte in den blauen Staub von Planet Zwei, damit sie erstickte und starb … Jedesmal, wenn sie den Anzug von neuem verschloß, kam die Erinnerung und engte sie ein. Doch die kühle Luft strömte ungehindert ein, kühlte ihr schweißnasses Gesicht, als sie Chaim in die Luftschleuse folgte. Die Stille dehnte sich aus, während das Vakuum sich um sie herum bildete.
    In einem langsamen Bogen glitten sie am Tau hinab und landeten auf dem hellen Kies, rings um sie herum wirbelten kleine Gesteinsklümpchen und Staub zu Boden, die der Sturm ihrer Landung aufgewirbelt hatte. Es gab keinerlei Anzeichen dafür, daß seit dem Bürgerkrieg vor mehr als drei Gigasekunden jemand hier gewesen war. Doch selbst wenn niemand hier gesucht hatte, war dies noch lange keine Garantie, auch etwas zu finden, das man mitnehmen konnte, und kein Grund zu glauben, dies wäre etwas anderes als ein weiterer Meilenstein an der Straße zum unausweichlichen Scheitern … Wunsch und Notwendigkeit aber überschrien die dunkle Stimme der Vernunft, schrien es zur Sonne und zu den Sternen – oh, bitte, dieses Mal, dieses Mal …
    Sie fanden die versiegelte Luke, die Zugang verschaffte zu der bewohnbaren Vakuole dieses privaten Komplexes, eine verkleinerte Wiedergabe der Stadtplanetoiden, auf denen sie ihr ganzes Leben verbracht hatten. Chaim drückte die Platte, die das Tor öffnete. Nichts geschah. Die in die

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