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Kopernikus 1

Kopernikus 1

Titel: Kopernikus 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brrazo
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Gebärmuttercharakter dieses Ortes … Sie stieß sich von einem der Kartons ab und schoß durch das enge Loch des Ausgangs hinaus.
    Sie ging an Chaim, der noch immer still wartete, vorbei und drang durch das letzte der dunklen Löcher in den letzten klaustrophobischen Raum vor. Dieser war nicht ganz so überfüllt, und es blieb ihr ausreichend Platz, um sich in einem Umkreis von wenigen Metern entlang der Grenze zu bewegen. Auch die Ausstattung war anders: eine Wildnis aus umgestürzten, zerbrochenen Möbeln, gefüllt mit den Überresten uralter Kleider, übersät mit Truhen und Kisten. Ohne große Hoffnung öffnete sie die Kisten, die zwischen den Beinen der Möbelstücke standen, um nach etwas Wertvollem zu suchen.
    Das Licht wurde unerwartet reflektiert, zu einem farbigen Spektrum gebrochen, als sie eine kleine Truhe unter einem Tisch öffnete. Ihr Atem stand still, ihre Finger griffen in die Farbenpracht, Tropfen eines Materie gewordenen Regenbogens, Gold und Silber, die in ihren Händen funkelten. Sie zog eine Halskette heraus, durchsetzt mit Saphiren von der Größe von Erbsen, ein Rubin, größer als ihr Daumennagel, Diamanten … Glas. Es mußte sich um Glas handeln, um wertlose Imitationen. Ihre funkelnde Freude verflog und ließ sie erneut in der Dunkelheit zurück. Einen Schatz finden, in dieser verwahrlosten Umgebung? Eher würde die Sonne aufhören zu scheinen. Dartagnan hatte recht, hier war nichts, das es wert gewesen wäre, weitere Zeit zu verschwenden. Nur ihre eigene Starrköpfigkeit hatte sie so lange hier aufgehalten.
    Doch ihre Hände wühlten noch einmal in den Juwelen, ließen sie rasseln und schimmern, sie blinzelten ihr mit geheimem Verständnis zu, als sie ihrer Phantasie freien Lauf ließ und sich eine kurze Sekunde lang vorstellte, all dies wäre echt. Zuletzt nahm sie zwei Stücke aus der Menge heraus, das zeitlose, juwelenbesetzte Diadem und einen goldenen Männerring, mit Rubinen verziert und viel zu wuchtig für die Finger, die sich darum schlossen. Diese beiden nahm sie an sich, den Rest überließ sie wieder der ewigen Ruhe und verließ den Raum, besiegt.
    „Was gefunden?“ Chaims Stimme war zu schwach, um sarkastisch zu klingen.
    „Unechten Schmuck. Es ist noch mehr dort drinnen, wenn du auch etwas willst.“
    „Ich möchte, verdammt noch mal, lediglich hier raus.“
    Sie folgte ihm durch den Korridor aus dunklem Stein entlang; er wartete bereits an der Schleuse, als sie das Ende erreichte. Gemeinsam gingen sie weiter, und sie beobachtete, wie er das Rad drehte, als sitze ihm der Teufel im Nacken. Er erreichte die Mutter lange vor ihr und sperrte sie in seiner Ungeduld beinahe vor der Schleuse aus.
    Er schälte sich aus seinem Anzug, ließ diesen in der Luft hängen, stob davon und hoch, in die oberen Etagen des Schiffes, noch bevor sie ihren eigenen Anzug ganz ausgezogen hatte. Halb neugierig, halb verärgert, folgte sie ihm hoch und lauschte in der Einsamkeit vor der verschlossenen Tür seiner Kabine. Sehr deutlich konnte sie hören, wie er sich würgend übergab.
    Sie wartete, bis die Geräusche verstummten und klopfte dann gegen die Tür. „Chaim?“ Keine Antwort. Sie öffnete und betrat zum ersten Mal seine Kabine. „Chaim?“
    Von der gegenüberliegenden Seite des Zimmers, wo er sich am Rahmen der Badtür festklammerte, sah er sie an, seine Züge zu etwas verzerrt, das wie Feierlichkeit wirkte. Doch ein Teil seines Gesichts sagte ihr: Schmerz, nicht Verehrung erfüllte ihn.
    „Was ist los?“ Plötzlich fürchtete sie um sie beide. „Kann ich dir helfen?“
    „Pillen … in der Schublade dort.“ Er streckte seine Hand aus, eine Geste und eine Bitte.
    Sie ging durch den Raum und öffnete die oberste Schublade des Schränkchens, wobei sie die Magneten klicken hörte. Drinnen, in einem Nest zusammengelegter Kleidung, fand sie ein halb geleertes Fläschchen mit Tabletten, die sie herausnahm. „Antazide? Das sind nur Antazide …“
    „Gib sie mir!“ Seine Hand streckte sich ihr krampfhaft entgegen.
    Sie brachte sie ihm; er griff eine Handvoll, wobei er einige in die Luft verstreute. Er aß mehrere zugleich, kaute, schnitt Grimassen, schluckte. „Verdammt! Verdammt …“ Er preßte sein aschgraues Gesicht gegen seinen unbeweglichen Arm. „O Gott, ich möchte nicht, daß es zu bluten beginnt.“
    Mythili erschrak heftig. Gepreßt fragte sie:
    „Was ist es? Um Himmels willen, Chaim, sag mir, was es ist!“ Sie schüttelte ihn.
    „Mein Bauch. Mein

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