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Kopernikus 2

Kopernikus 2

Titel: Kopernikus 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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längeren Pause.
    „Ja? Was?“
    „Ja, Royd. Wenn es ginge, würde ich vermutlich auch mit Ihnen schlafen.“
    „ Wieso haben Sie gewußt, was ich gerade gedacht habe?“
    „Veredeltes Modell, Sie wissen doch“, sagte sie. „Aber ich bin kein Telepath. Schwer zu erraten war’s allerdings nicht. Ich habe Ihnen doch schon mal gesagt, daß ich Ihnen immer um drei Züge im voraus bin.“
    Royd kaute lange an dieser Antwort herum. „Na, ich glaube, mein Vertrauen ist damit wiederhergestellt“, sagte er endlich.
    „Na prima“, meinte Melantha Jhirl. „Nun stellen Sie mal meines wieder her.“
    „Was soll ich tun?“
    „Was ist hier wirklich vorgefallen?“
    Royd schwieg.
    „Ich bin mir sicher, daß Sie etwas wissen“, bohrte Melantha. „Sie haben uns Ihr Geheimnis offenbart, nur um uns davon abzuhalten, den armen Kerl mit Esperon vollzupumpen. Und als es gelüftet war, haben Sie uns befohlen, ihm die Injektion unter keinen Umständen zu verabreichen. Warum?“
    „Esperon ist eben eine gefährliche Droge“, sagte Royd.
    „Das reicht mir nicht, Kapitän. Was hat ihn umgebracht?“
    „Ich auf jeden Fall nicht!“
    „Einer von uns? Oder gar die Volcryn ?“
    Royd blieb die Antwort schuldig.
    „Haben Sie ein Mitglied einer fremden Rasse an Bord?“
    Schweigen.
    „Sind wir in Gefahr? Bin ich in Gefahr, Kapitän? Ich habe jedenfalls keine Angst. Bin ich deswegen töricht zu nennen?“
    „Ich schätze Menschen“, sagte Royd schließlich. „Wenn es mir irgend möglich ist, hole ich mir Passagiere an Bord. Gut, ich beobachte sie. Aber ich finde das nicht so dramatisch. Besonders Sie und Karoly sind mir ans Herz gewachsen. Sie brauchen nichts zu fürchten. Ich werde nicht zulassen, daß Ihnen auch nur ein Haar gekrümmt wird.“
    „Was könnte denn passieren?“ fragte sie.
    Royd schwieg erneut.
    „Und was ist mit den anderen? Beschützen Sie die auch oder nur Karoly und mich?“
    Keine Antwort.
    „Offenbar haben Sie ja Ihren Mund im Tischkasten gelassen“, stellte sie fest.
    „Ich stehe unter großer psychischer Anspannung“, gab der Lautsprecher zurück. „Gehen Sie schlafen, Melantha Jhril. Wir haben uns schon lange genug unterhalten.“
    „Na gut, Kapitän“, antwortete sie, lächelte die Erscheinung an und hob die Hand zum Gruß. Er erwiderte ihre Geste – die warme, dunkle Hand und der bleiche Schemen verschmolzen für einen Augenblick. Melantha drehte sich um und verließ den Raum. Erst im hellerleuchteten Korridor, in der Sicherheit des Lichts angelangt, begann sie am ganzen Leibe zu zittern.
     
    Pseudomitternacht. Die Gespräche waren verstummt, die alptraumhafte Episode war zumindest im Augenblick verdrängt. Schlaf umhüllte die Expeditionsmitglieder. Sogar Karoly d’Branin war zu Bett gegangen, der Appetit auf seine allnächtliche Schokolade war ihm durch die Ereignisse des Tages gründlich verdorben worden.
    Aus der Dunkelheit des größten Frachtraumes, in dem drei Schlafnetze aufgespannt hingen, drang leichtes Schnarchen. Aber nur zwei Passagiere schliefen. Die Kybernetikerin lag im dritten Netz und dachte nach. Schließlich erhob sie sich lautlos, zog ihre Kombination an, schlüpfte in ihre Stiefel und rüttelte vorsichtig die Xenotechnikerin wach. „Steh auf und komm mit“, flüsterte sie. Sie stahlen sich beide hinaus in den Korridor. Melantha schlief den Schlaf der Gerechten, tief und fest.
    „Was, zum Teufel, ist eigentlich los?“ knurrte die Xenotechnikerin, als die Kybernetikerin die Laderaumtür hinter ihnen geschlossen hatte. Sie war nur halbangekleidet, mürrisch und ungnädig.
    „Ich will herausfinden, ob Royd die Wahrheit gesagt hat, und ich weiß auch, wie“, flüsterte die Kybernetikerin. „Melantha hat zwar sicher nicht gern, was ich vorhabe, aber das ist mir egal. Hast du Mut?“
    „Hm?“ Trotz ihres ungnädigen Gesichtsausdrucks war die Kollegin interessiert.
    „Komm mit“, sagte die andere knapp.
    Einer der kleineren Lagerräume beherbergte das mittlerweile angeschlossene Computersystem. Vorsichtig schlüpften sie in den Raum. Das System war auf Fernbedienung geschaltet und erweckte den Anschein, als träume es vor sich hin: Gespenstisch flackerten ganze Reihen von farbigen Lämpchen auf, die einem geheimnisvollen Rhythmus zu gehorchen schienen. Der Raum war nur durch diese Kontrolleuchten schwach illuminiert. Ein schwaches, kaum zu vernehmendes, tieffrequentiges Brummen kam aus der Apparatur. Die Kybernetikerin ging entschlossen auf das System zu und

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