Kopernikus 2
wir mal an“, überlegte sich Andy, „ich würde, selbstverständlich durch einen unvermeidbaren Zufall, den Dokumentarbericht über Stilmörder im Fernsehen sehen, den Oldies Ltd. hergestellt haben. Der kommt doch bald. Ich wäre dann gezwungen, hinauszulaufen und …“
„Andy, du bist angeblich geheilt.“
„Ich bin geheilt. Das hast du doch auf meinem Diplom von …“
„Ja, und bitte zeig mir das Scheißding nicht noch einmal.“ Sie legte ihre kleine, warme Hand auf die seine. „Was ich meine, Herrgott noch mal – du solltest hier nicht planen, wie du Amok laufen könntest. Wenn du eine Menge Leute e r würgst, wie du das …“
„Nicht Leute, Dyna, nur Denzlo“, erklärte er ihr grinsend. „Ich schaue mir die Show natürlich nicht wirklich an. Wenn ich das wirklich tun würde, dann könnte ich vielleicht wir k lich, wie du es nennst, Amok laufen, weil ich noch immer sehr empfänglich für alles bin, was ich im Fernsehen sehe. Ich sage das nur, wenn sie mich verhaften, weil ich Denzlo erwürgt habe. Dann kriege ich höchstens …“
„Mir paßt die Richtung nicht, die die elende Unterhaltung hier nimmt“, teilte ihm der weibliche Teufelskerl mit. „Mensch, ich such’ mir vielleicht Typen aus. Ein Bulle mit Dreck am Stecken und ein Penner, der mir erzählt, daß er vorhat, unschuldige Leute zu erwürgen …“
„Habe ich dir nicht versprochen, daß es dieses Mal keine unschuldigen Leute sein würden. Nur Lieutenant Denzlo, und dann höre ich wieder auf. Ich verspreche es.“ Er schlug ein Kreuz über seinem Herzen. „Ich werde ganz bestimmt nicht …“
Simm!
„Schon wieder? Ach, Andy.“
„Wir haben noch unser Essen …“
Simm!
Sie konnte ihm gerade noch einen kurzen Kuß auf die Wange geben, bevor er wegteleportiert wurde.
Dieses Mal landete Andy nicht in der Polizeifestung. Denzlo, wahrscheinlich in Zusammenarbeit mit Hart, hatte ihn an einen anderen Platz teleportiert.
Zum Schauplatz des letzten Würgemordes.
Sie hatten Andy nur Minuten nach dem Verbrechen hi n gebracht. Bis jetzt war noch niemand da. Nur der Tote und Andy.
„Das nenne ich anhängen“, sagte Andy.
Dies geschah im Sektor Pasadena, und das Opfer war ein Mann namens Reisberson. Er lag mit weitgespreizten Be i nen auf dem Fußboden seines Büros ausgestreckt.
Reisberson hatte einen Laden für Fernsehwände, und das Zimmer war voll von Vorführwänden. Auf jeder Wand war eine gerade laufende Fernsehshow zu sehen.
Zehn Sekunden, nachdem Andy den Toten gesehen hatte, sah er auf die nächste der riesigen Fernsehwände.
„ … eine Aufregung in der Luft …“, sagte ein unsichtb a rer Ansager. „Und all das für einen guten Zweck, was die Leute hier, die an dem Frischluftmarathon teilnehmen, sehr froh stimmen muß.“
Alle Wände um Andy herum zeigten das gleiche Bild. Hunderte von Läufern, die auf das Startsignal warteten.
Hinter ihm ging eine Tür auf, und Füße stampften herein. „Bleiben Sie, wo Sie sind, Medienkiller!“ befahl eine am t lich klingende Stimme. „Wir reißen Sie in Stücke! Keine Bewegung!“
Andy aber war tatsächlich sehr empfänglich für das, was er im Fernsehen sah. In diesem Augenblick rannten Leute auf all den riesigen Bildschirmen los. Andy blieb nichts a n deres übrig.
Er rannte weg. Also schossen sie auf ihn.
George R. R. Martin
Die Expedition der Nachtfee
(NIGHTFLYERS)
Als Jesus von Nazareth sterbend an seinem Kreuz hing, w a ren die Volcryn weniger als ein Lichtjahr von seinem Tode s kampf entfernt. Ihr Ziel lag irgendwo weit draußen, in u n vorstellbaren Bereichen des Kosmos. Als das Feuer des Krieges auf der Erde tobte, befanden sie sich in der Nähe des Planeten Alt-Poseidon, dessen Meere damals noch ohne Namen und unbefischt waren. Als durch die Entdeckung des interstellaren Antriebs der Staatenbund der Erde in die Pl a netarische Föderation umgewandelt wurde, waren die Vo l cryn in die Randbezirke des Hrangan-Systems eingedru n gen. Die Hranganer hatten keine Ahnung davon. Wie auch wir waren sie Kinder der kleinen, hellen Welten, die um ihre weit verstreut liegenden Sonnen kreisten, Kinder, die ein geringes Interesse an den Dingen hatten, die sich in den gähnenden Leeren zwischen ihren Planetensystemen taten, geschweige denn ein Wissen um sie.
Ein gewaltiger Krieg zog sich über tausend Jahre hin – die Volcryn bewegten sich durch seine Wirren, von niema n dem auch nur erahnt und daher auch unangetastet von jegl i cher Zerstörung, sicher und
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