Kopernikus 2
das Royds Illusionspr o jektion an den Tag legte, wenn er sich mit ihnen unterhielt. Doch nur im Aufenthaltsraum kommunizierte Royd auf di e se Art und Weise mit ihnen.
Insgeheim war er jedoch allgegenwärtig und kam bereits nach kurzer Zeit allen ihren kleinen Geheimnissen auf die Schliche.
Die Kybernetikerin unterhielt sich mit ihren Computern und schien deren Gesellschaft der ihrer Reisebegleiter vo r zuziehen.
Der Xenobiologe war ein mürrischer Geselle, hitzköpfig und ein einsamer Trinker.
Die beiden Linguisten, die keinen Hehl aus ihrer Bezi e hung machten, schliefen nur selten miteinander und kriegten sich oftmals, wenn sie allein waren, heftig in die Haare.
Die Psi-Expertin war hypochondrischer Natur und verfiel in Depressionen, die angesichts der Einsamkeit und Abg e schiedenheit des Bordlebens nur noch zunahmen.
Royd beobachtete sie bei der Arbeit, beim Essen, Schl a fen, beim Geschlechtsverkehr; unermüdlich lauschte er ihrer Unterhaltung. Im Verlauf einer Woche bereits erschienen sie ihm alle völlig anders als nach dem ersten Eindruck. Er mußte feststellen, daß jeder einzelne von ihnen fremd und einzigartig war.
Nachdem die Nachtfee vierzehn Tage unterwegs war, e r regten zwei der Passagiere seine besondere Aufmerksa m keit. Er vernachlässigte keinen seiner Reisenden, beobacht e te sie alle nach wie vor, aber er konzentrierte sich doch b e sonders auf Karoly d’Branin und Melantha Jhirl.
„Am allermeisten interessiert mich, warum sie existieren“, sagte Karoly d’Branin zu Royd in einer Pseudonacht im Verlauf der zweiten Woche ihres Fluges. Royds schwac h leuchtende Projektion saß direkt neben d’Branin und schien ihn beim Genuß einer Tasse bittersüßer Schokolade zuz u schauen. Die anderen schliefen alle. Tag und Nacht sind auf einem Sternenschiff bedeutungslos, aber auf der Nachtfee wurde der übliche Zyklus künstlich aufrechterhalten, und die meisten der neun Passagiere teilten ihren Schlaf und ihr W a chen nach ihm ein. Nur Karoly d’Branin, Kopf der Gruppe und Universalist, hatte sich einen eigenen Zeitplan aufg e stellt, der ihn zumeist von den übrigen isolierte.
„Vergessen Sie aber auch nicht, sich die Frage zu stellen, ob es diese Wesen tatsächlich gibt, Karoly “, gab Royd zu bedenken. Seine sanfttönende Stimme wurde vom Monito r system an der Wand übertragen. „Sind Sie sich denn völlig sicher, daß Ihre Fremdlinge überhaupt existieren?“
„Ich bin mir völlig sicher“, entgegnete Karoly d’Branin. „Und das genügt mir vollauf. Wenn alle Leute so fest von der Existenz dieser Wesen überzeugt wären, dann hätte sich längst eine ganze Flotte von Forschungsschiffen auf den Weg zu ihnen gemacht, und wir hätten weitaus mehr zur Verfügung als unser kleines Schiff.“ Er schlürfte an seiner Schokolade und seufzte befriedigt. „Kennen Sie die Nor T’alush, Royd?“
Der Name war ihm vollkommen fremd, aber es dauerte nur wenige Augenblicke, bis ihm sein Computer die g e wünschte Antwort geliefert hatte. „Eine fremde Rasse, auf der anderen Seite der Galaxis, von der Erde aus gesehen, noch hinter den Welten der Fyndii und der Damoosh gel e gen. Vermutlich gibt es sie überhaupt nicht, sie sind aller Wahrscheinlichkeit nach nur eine Legende.“
D’Branin kicherte vor sich hin. „Ihre Computerspeicher sind nicht auf dem neuesten Stand. Wenn wir zurück auf Avalon sind, müssen Sie neue Informationen eingeben. Diese Rasse ist nämlich keinesfalls eine Legende, sie ist real, auch wenn sie in der Tat sehr weit entfernt lebt. Wir haben kaum nennenswerte Informationen über sie, dennoch sind wir sicher, daß es sie gibt, auch wenn Sie oder ich vermutlich niemals in unserem Leben auf eines ihrer Mi t glieder stoßen werden. Diese Rasse hat als erste von den Volcryn gewußt. Hören Sie zu, wie ich auf die Sache g e stoßen bin.
Als ich eines Tages neue Informationen in den Computer eingab, Informationen, die mich aus Dam Tullian erreicht hatten, nachdem es zwanzig Erdenjahre gedauert hatte, bis sie bei mir angekommen waren, stieß ich auf folkloristische Informationen über die Nor T’alush. Ich hatte keinerlei Möglichkeit herauszubekommen, wie lange es gedauert h a ben mochte, bis diese Informationen überhaupt erst mal nach Dam Tullian gelangt waren, geschweige denn, auf welchem Wege, auf alle Fälle handelte es sich jedoch um atembera u bendes Material. Wissen Sie übrigens, daß ich mein allere r stes Examen an der Universität in Xenomythologie
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