Kopernikus 2
behütet in Räumen und Weiten, die niemals vom Hauch der Flammen würden berührt we r den. Nach diesem Krieg war die Planetarische Föderation zerschlagen und dahin, die Hranganer verschwanden nach ihrem Untergang in der ewigen Dunkelheit des Alls, die Volcryn blieben von alldem unverändert.
Als Kleronomas mit seinem Forschungsschiff von Av a lon aus aufgebrochen war, konnte er sich den Volcryn im Verlauf seiner Reise bis auf zehn Lichtjahre nähern. Kler o nomas stieß auf viele außergewöhnliche Dinge, die Volcryn fand er jedoch nicht – weder damals noch ein Menschena l ter später, als er sich auf dem Rückflug nach Avalon b e fand.
Als ich drei Jahre alt war, war Kleronomas längst zu Staub zerfallen, so zurückliegend und tot wie Jesus von N a zareth. Die Volcryn näherten sich inzwischen der Daronne. Die dort beheimatete Rasse der Crey veränderte um diese Zeit ihr Verhalten, ihre Angehörigen saßen mit leuchtenden, flackernden Augen auf den Planeten des Daronne-Systems und starrten auf die Sterne.
Als ich erwachsen geworden war, hatten die Volcryn b e reits Tara hinter sich gelassen, sie befanden sich jetzt sogar außerhalb der Reichweite der Crey, und sie wollten immer noch weiter hinaus in die Tiefe des Kosmos.
Heute bin ich alt, und die Volcryn werden bald durch den Tempters Schleier stoßen, der wie ein schwarzer Nebel zw i schen den Sternen hängt. Und wir, wir folgen, wir folgen ihnen. Mein Schiff Nachtfee und ich, wir beide haben die Verfolgung aufgenommen – durch dunkelste Abgründe ohne eine Spur von Leben, durch die Leere und die Stille, die u n endlich ist.
Seit die Nachtfee aus dem Normalraum getreten war, hatte Royd Eris seine Passagiere nicht aus den Augen gelassen.
Bevor sie von der Orbitalstation abgedockt hatten, die um Avalon kreiste, waren neun Reisende an Bord gekommen; fünf Frauen und vier Männer, allesamt Akademiemitglieder. Ihre Herkunft und ihre Erfahrungsbereiche waren so ve r schiedenartig und unterschiedlich wie ihre wissenschaftl i chen Spezialgebiete. Dennoch erschienen sie Royd vol l kommen identisch: Für ihn waren sie alle gleich angezogen, unterschieden sich durch nichts in ihrem Aussehen, ja, einer schien wie der andere zu sprechen. Ihr Durst nach Wissen, der sie nach Avalon, dem weltoffensten Planeten überhaupt, getrieben hatte, ließ sie wie zu einem einheitlichen Wesen zusammenschmelzen.
Die Nachtfee war ein Handelsschiff und von daher nur schlecht auf Passagiere eingerichtet. An Bord gab es nur eine Doppelkabine und dazu eine Einzelkabine von der Größe eines Wandschrankes. Die übriggebliebenen Ak a demiemitglieder hängten ihre Schlafnetze in den vier ries i gen Frachträumen des Schiffes auf – trotzdem war für sie kaum Platz, weil ihre Forschungsausrüstung, maßgeblich das mi t geführte Computersystem, fast alles ausfüllte. Wenn ihnen die Decke auf den Kopf fiel, blieben ihnen zwei ku r ze Ko r ridore zum Herumlaufen; der eine verlief vom Cockpit und der danebenliegenden Einstiegsluke an den beiden Kabinen vorbei zum gutausgerüsteten Komplex Aufenthaltsraum-Bibliothek-Küche, der andere wand sich hinunter zu den Frachträumen. Letztendlich war es jedoch völlig gleichgü l tig, wo sie herumliefen, denn Royd sah und hörte alles – sogar, was in den sanitären Anlagen vor sich ging.
Und Royd beobachtete sie immer und überall.
Bedürfnisse nach ungestörter Privatsphäre waren ihm selbst fremd, er wußte jedoch, daß sich seine Passagiere b e lästigt fühlen würden, wenn sie ihm auf die Schliche kämen. Aber er sorgte dafür, daß er unentdeckt blieb.
Royd selbst besaß drei ausreichend große Wohnräume, die an den Aufenthaltsraum der Passagiere angrenzten; sie waren versiegelt und praktisch uneinnehmbar, und er verließ sie niemals. Für seine Passagiere war er nichts weiter als eine Stimme ohne den dazugehörigen Körper, die aus dem Monitorsystem erklang und sich mitunter lange mit ihnen unterhielt. Nur zum Essen im Aufenthaltsraum erschien er ihnen als projizierte körperliche Erscheinung in Form eines geschmeidigen jungen Mannes mit wäßrigen Augen und weißem Haar, gekleidet in enganliegende, pastellfarbige Gewänder, die seit über zwanzig Jahren aus der Mode g e kommen waren. Diese Projektion besaß die verunsichernde Angewohnheit, an ihrem Gesprächspartner vorbei oder gar in eine völlig andere Richtung zu schauen; nach einigen T a gen jedoch hatten sich die Akademiemitglieder an dieses absonderliche Verhalten gewöhnt,
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