Kopernikus 2
o ralvorstellungen könnten sicherlich von denen eines Auße r ird i schen abweichen. Es kann viel besser oder aber auch viel schlechter sein als unseres. Wäre es nicht möglich, von be i den das Beste zu nehmen, um zu einem gegenseitigen Ve r ständnis zwischen einer fremden Rasse und uns Menschen zu gela n gen?
Frage: Wenn Sie über einen Angehörigen einer fremden Rasse schreiben, dessen Denkvorgänge völlig anders stru k turiert sind als die eines Menschen – wie stellen Sie das in unserem Begriffssystem dar, damit der Leser weiß, was g e meint ist?
Simak: Da liegt das Problem. Eigentlich kann weder ich noch irgendein anderer Autor dieses Problem lösen. Wir können nur in menschlichen Begriffen denken. Wir vers u chen eben, menschliche Vorstellungen mit fremdartigen, verzerrten Gebilden zu verknüpfen. Sie erscheinen uns fremdartig, sind aber allesamt menschliche Gedankeng e bilde, die einem wie aus einem Hohlspiegel entgegen blicken. Sie haben keine Ahnung, über wie viele Jahre hinweg ich versucht habe, ein wirklich fremdartiges Leb e wesen zu en t werfen. Es ist mir niemals gelungen. Terry Carr ist der L ö sung des Problems in seiner Kurzgeschichte „The Dance of Changer and the Three“ („Der Tanz der Mutanten“) sehr nahe gekommen, aber ganz hat er es eben doch nicht g e schafft. Ich glaube, daß es nahezu unmöglich ist.
Frage: Was ist Ihrer Meinung nach Ihr erfolgreichster Versuch?
Simak: Um diese Frage beantworten zu können, müßte ich mich erst mal hinsetzen, in Ruhe etwa eine halbe Stunde lang überlegen und anschließend alle meine Geschichten durchforsten.
Frage: Was hat Sie dazu bewogen, traditionelle Fantasy-Elemente im Science-fiction-Zusammenhang einzusetzen?
Simak: Warum sollte beides nicht miteinander verbunden werden? Science-fiction ist letztlich eine falsche Bezeic h nung für das, was unter diesem Begriff verkauft wird, aber es ist nun zu spät für etwas Passenderes. Es handelt sich nämlich eigentlich gar nicht um Science-fiction, sondern um Fantasy, genaugenommen um wissenschaftliche Fantasy. Wir SF-Autoren bewegen uns in dem weiten Feld der Fant a sy, und ganz gleich, ob eine Geschichte einen wissenschaf t lichen, technologischen, mythologischen oder irgendwie anders gearteten Anstrich erhält – sie bleibt letztlich immer der Fantasy verhaftet. Sie läßt das Unbekannte erstehen und erzählt uns davon.
Frage: Sollte sich eine solche Literatur an die Regeln der Empirie halten?
Jeder weiß, daß Drachen nicht existieren, dennoch finden sie sich in einigen Ihrer literarischen Entwürfe.
Simak: Wer, zum Donnerwetter, will so etwas zur Regel erheben? Ich frage Sie, sind das Herausgeber oder Kritiker, die feist hinter ihren Schreibtischen sitzen, oder ist es ein Autor, der in der Öffentlichkeit seine eigenen Normen zur Allgemeingültigkeit erheben will? Wenn man Fantasy und Science-fiction miteinander kombiniert, was soll man dann mit solchen Regeln? Ich habe freilich für die Verbindung von Elementen aus beiden Gattungen Kritik schlucken mü s sen, aber ich habe mich nicht um sie geschert. Ich bin zwar seit einiger Zeit von diesem Konzept abgekommen, aber irgendwann einmal werde ich mal wieder so etwas machen. Es bereitet mir einfach Vergnügen. Ich sehe überhaupt nicht ein, warum man eine starre Trennungslinie zwischen wi s senschaftlicher und mythologischer Fantasy ziehen und peinlich genau darauf achten sollte, daß sie auch ja nicht überschritten wird. Ich halte das einfach für lächerlich.
Frage: Können wir denn erwarten, daß fremde Wesen aus dem All unseren mythologischen Vorstellungen entspr e chen?
Simak: Man kann sicherlich schöne Geschichten schre i ben, in denen davon ausgegangen wird, daß Trolle, Drachen, oder andere Figuren aus der Mythologie allesamt von Wesen abstammen, die vor uralten Zeiten auf die Erde kamen und dort vor der Entstehung des Menschen lebten, aber dennoch, wir können so etwas nicht erwarten. Es ist zwar alles mö g lich, aber doch in höchstem Maße unwahrscheinlich. Ich glaube einfach nicht, daß uns leibhaftige fremde Wesen aus dem All auch nur entfernt ähneln, wenn wir schließlich mit ihnen zusammentreffen sollten. Trolle, Elfen und alle übr i gen Figuren aus der Mythologie sind nämlich nichts anderes als verzerrte Spiegelungen der menschlichen Gestalt.
Frage: Wenn Sie eine Geschichte entwerfen wollen, w o mit fangen Sie dann an?
Simak: Ich kann auf die unterschiedlichste Weise anfa n gen. Eine Möglichkeit besteht
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