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Kopernikus 3

Kopernikus 3

Titel: Kopernikus 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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ergrautes Rauhbein, das einen großen Teil seines Lebens draußen in der Wüste zugebracht hatte, sah mit vorgetäuschtem Interesse zu. McCormick verschloß die Luke nicht sofort.
    „Sie befürchten wohl, daß ich etwas zutage fördern werde, was Sie lieber begraben haben wollen?“ fragte Portmeer scharf, und seine Augen blitzten.
    Zuerst war McCormick unfähig zu antworten, seine Gedanken wirbelten durcheinander. Plötzlich grinste Portmeer. Mit einem Ruck schloß er selbst die Luke.
    Als der Wagen davonschwirrte, folgte McCormick ihm mit den Augen, er wunderte sich, war aber jetzt ganz sicher, daß der alte Mann keine Schachfigur in seinem Spiel abgeben würde. Viel eher, überlegte er voller Unbehagen, mußte er selbst aufpassen, keine Schachfigur Sigmund Portmeers zu werden.
     
    An diesem Abend, nachdem Portmeer sich der Gruppe wieder angeschlossen hatte, aßen sie zusammen in dem offiziellen Raum der Verwaltungskuppel. Laura umsorgte den alten Mann wie eine Henne ihre Küken. Matthiessen, der voller Unbehagen dreinsah, ließ es für die Dauer der Mahlzeit über sich ergehen, dann entschuldigte er sich frühzeitig mit einer nächtlichen Inspektion, da es in einer der Erzkavernen Schwierigkeiten gab.
    Portmeer ließ ihn mit einer sorglosen Geste seiner verwitterten Hand gehen. Laura hatte ihn gerade gezwungen, eine große, gelbe Pille zu schlucken, und war nun dabei, seine Kondition mit Hilfe eines teuren, medizinischen Monitors zu überprüfen, den Harkwit, der Pilot des Transporters, herbeigeschafft hatte.
    Portmeer lächelte entschuldigend zu McCormick hinüber.
    „Manchmal“, erklärte er, „rebelliert der Körper gegen den Willen. Das ist der Fluch der Uralten.“
    „Unsinn“, schalt das Mädchen. „Man ist so alt, wie man sich fühlt.“
    Portmeer lachte trocken in sich hinein und gab ihr einen freundschaftlichen Klaps. „In diesem Augenblick fühle ich mich so alt wie das Leben selbst. Wir werden uns beeilen müssen …“
    Er brach unvermittelt ab, als hätte er in seiner Schwäche mehr gesagt, als klug schien.
    „Vielleicht sollten Sie sich ein paar Tage ausruhen“, schlug McCormick vor. „Wir könnten Ihre Begleiter in der Freizeitkuppel unterbringen.“
    „Davon will ich nichts hören“, schnappte Portmeer, plötzlich wieder ganz beim Geschäft. „Für morgen erwarte ich eine Tour durch den Sektor, Tharsis, Teile der Riefe, das darunterliegende Hochland. Ich erwarte, daß jeder morgen früh um sechs Uhr fertig ist.“
    McCormick bemerkte, daß Laura den alten Mann besorgt anblickte, doch erstaunlicherweise protestierte sie nicht gegen den unglaublichen Plan.
    „Sechs Uhr“, wiederholte der alte Mann bestimmt und machte Anstrengungen aufzustehen. Das Mädchen eilte zu Hilfe, doch er schüttelte sie ärgerlich ab.
    „Mädel“, schnappte er, „Ihr Getue wird mich noch ins Grab bringen, bevor die Zeit gekommen ist. Wenn ich leben soll, muß ich kämpfen. Der Tag, an dem ich es mir bequem mache, wird der Tag sein, an dem ich zu sterben anfange.“
    Die wäßrigen, blauen Augen, scharf wie Dolche aus sprödem Eis, blitzten durch den kleinen Raum und hefteten sich auf Kraft, den Mannschaftsoffizier. Während der ganzen Zeit hatte der Offizier aufmerksames Schweigen bewahrt, auch als McCormick erneut die Geschichte von Jeanne Alexanders Transformation in den ersten Mutanten erzählte. Jetzt richtete Portmeer befehlshaberisch den Daumen auf den Mann, und sie brachen gemeinsam auf. Kraft zögerte einen Augenblick, um Laura mit einem sardonischen, abwägenden Blick zu beehren, den sie vollständig ignorierte. Harkwit lachte und ergriff das Mädchen beim Arm; er geleitete sie aus dem Raum, bevor sie protestieren konnte.
     
    McCormick beobachtete dies alles schweigend, ohne zu verstehen. Zu viele verborgene Kräfte waren zwischen den Mitgliedern von Portmeers Gruppe am Werk. Er sank auf einen leeren Stuhl und starrte an die Decke der Kuppel. Selbst diese Reise war mehr oder weniger außergewöhnlich; jeder Bürogehilfe hätte das Unternehmen leiten können. Es war typisch für den alten Mann, daß er sich von der Machtbasis in Hellas-Stadt entfernt hatte. Zu viele ehrgeizige Untersekretäre manövrierten daran herum, seinen Posten einzunehmen, wenn einmal das schwach flackernde Lebenslicht in seinem steinalten Körper ausgehen sollte. Und mehr als einer hatte verschiedene Löschmethoden ausprobiert, doch Portmeer war eine zähe, alte Seele und hatte seine Konkurrenten so weit überlebt. Doch

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