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Kopernikus 6

Kopernikus 6

Titel: Kopernikus 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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mir wie ein glä­ser­nes Band. WLS Chi­ca­go war im Ra­dio.
    Ich summ­te mit. Ich sang aus volls­ter Lun­ge.
    Ein Sack vol­ler Do­do-Kno­chen, Schnä­bel, Fü­ße und Ei­er­scha­len leis­te­te mir auf dem Bei­fah­rer­sitz Ge­sell­schaft.
    Wuß­ten Sie, daß ein Mu­se­um ein­mal ein gan­zes Blau­wal-Ske­lett ge­gen ein Do­do-Ge­rip­pe ein­ge­tauscht hat?
    Fah­ren, fah­ren.
    Der Tanz der Do­dos
    Frü­her hat­te ich manch­mal ei­ne Vi­si­on – ich hat­te sie schon lan­ge, be­vor die­ser Wahn­sinn an­fing. Wenn ich die Au­gen schlie­ße und an­ge­strengt dar­an den­ke, kann ich sie vor mir se­hen. Aber am häu­figs­ten und am le­ben­digs­ten er­scheint sie mir, wenn ich le­se und da­bei klas­si­sche Mu­sik hö­re, ganz be­son­ders bei Pa­chel­bels Ka­non in D.
    Es ist Abend­däm­merung in Den Haag, und das Licht ist das von Frans Hals, von Rem­brandt. Die hol­län­di­sche Kö­nig­li­che Fa­mi­lie und ih­re Gäs­te sit­zen im großen Spei­se­saal, sie es­sen und un­ter­hal­ten sich ru­hig. In den Ecken des Raum­es ste­hen Wa­chen mit Pi­ken und Hel­le­bar­den. Die Fa­mi­lie ist um den Tisch her­um grup­piert: der Kö­nig, die Kö­ni­gin, ein Prinz, ein paar an­de­re Kin­der, ein oder zwei ad­li­ge Gäs­te. Be­diens­te­te kom­men mit Tel­lern und Tas­sen, aber sie stö­ren nicht.
    Auf ei­ner er­höh­ten Platt­form am En­de des Raum­es spielt ein Or­che­s­ter Din­ner-Mu­sik – ein Cem­ba­lo, ei­ne Vio­la, ein Cel­lo, drei Vio­li­nen und Holz­blä­ser. Ei­ner der kö­nig­li­chen Zwer­ge sitzt auf der Kan­te der Platt­form und strei­chelt lang­sam mit dem Fuß über den Rücken ei­nes der Hun­de, die dort schla­fen.
    Wäh­rend die Mu­sik von Pa­chel­bels Ka­non in D an­schwillt und durch die Hal­le rollt, kommt täp­pisch ei­ner der Do­dos her­ein. Er bleibt ste­hen, legt den Kopf zur Sei­te, und sei­ne Au­gen glän­zen wie Tüm­pel von Teer. Er schwankt ein we­nig, hebt vor­sich­tig erst einen Fuß, dann den an­de­ren und wiegt sich vor und zu­rück, im Takt mit dem Cel­lo.
    Die Vio­li­nen wir­beln. Der Do­do be­ginnt zu tan­zen, und sein großer, plum­per Kör­per wirkt an­mu­tig. Jetzt kom­men die bei­den an­de­ren Do­dos in die Hal­le und ge­sel­len sich zu ihm, und al­le drei dre­hen sich in ei­ner Art Kreis.
    Das Cem­ba­lo be­ginnt mit sei­nem Kon­tra­punkt. Der vier­te Do­do, der Wei­ße von Réu­ni­on, kommt von sei­nem Platz un­ter dem Tisch her­vor und reiht sich in den Kreis der an­de­ren.
    Er ist der An­mu­tigs­te von al­len. Er voll­führt gan­ze Dre­hun­gen, wäh­rend die üb­ri­gen sich nur am Ran­de des Krei­ses, den sie ge­bil­det ha­ben, wie­gen und ver­nei­gen.
    Die Mu­sik wird lau­ter; der ers­te Gei­ger sieht die Do­dos und nickt dem Kö­nig zu. Aber der und auch die an­de­ren Tisch­gäs­te ha­ben sie schon ge­se­hen. Sie sind stumm und wie ge­bannt – so­gar die Be­diens­te­ten ste­hen re­gungs­los da, und Scha­len, Töp­fe und Kes­sel in ih­ren Hän­den sind ver­ges­sen.
    Die Do­dos tan­zen im Kreis her­um, ih­re Köp­fe ni­cken und schwin­gen hin und her. Der wei­ße Do­do ver­neigt sich, macht einen Halb­schritt, dann ei­ne Pi­rou­et­te auf ei­nem Fuß und dreht sich wie­der im Kreis.
    Wort­los er­greift der Kö­nig von Hol­land die Hand der Kö­ni­gin, und sie kom­men um den Tisch her­um, wie Kin­der vor die­sem Schau­spiel. Auch sie be­gin­nen zu tan­zen; im Wal­zer­takt (Ana­chro­nis­mus) wir­beln sie zwi­schen den Do­dos um­her, wäh­rend die Fa­mi­lie, die Gäs­te und die Sol­da­ten zu­schau­en und im Takt der Mu­sik mit den Köp­fen ni­cken.
    Dann schwin­det die Vi­si­on, und es bleibt der Nach­glanz ei­nes fla­ckern­den Ka­min­feu­ers und ei­nes Do­do.
    Der Do­do und sei­ne Art ka­men mit dem Schiff in die Hä­fen Eu­ro­pas.
    Die ers­ten, von de­nen wir schrift­li­che Kun­de ha­ben, sind die des Ka­pi­tän van Neck, der im Jah­re 1599 zwei mit­brach­te – einen für den hol­län­di­schen Herr­scher und einen, der über Köln in die Me­na­ge­rie Kai­ser Ru­dol­phs II. ge­lang­te.
    Das Kö­nig­li­che Vo­gel­haus be­fand sich in Schloß Ne­ge­bau in der Nä­he von Wi­en. Hier war es, wo Ge­org und sein Sohn Ja­kob Ho­ef­na­gel

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