Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kopernikus 6

Kopernikus 6

Titel: Kopernikus 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
Vom Netzwerk:
sie zu. Sie sah auf einmal gar nicht mehr wie ein unterkühltes Roboterwesen, sondern verflucht menschlich aus.
    Der Blick ihrer Augen wirkte verliebt. Und als sie sagte: „Laß uns nach Hause gehen!“, löste Frank umgehend einen Berechtigungsschein für seinen Wagen.
    Nachdem er dann Stunden später festgestellt hatte, daß sie ganz wirklich und lebendig war, erkannte er, daß erst jetzt sein Coup für ihn tatsächlich lohnend wurde. Elke war die Erfüllung aller seiner geheimsten Träume und Wünsche. Sie gab ihm Geborgenheit und Wärme. Und Frank spürte, daß er zum erstenmal in seinem Leben liebte.
    Dieser Zustand hielt ein halbes Jahr an. Dann wollte er mehr.
    Er schnappte sich einfach ein anderes hübsches Robotermädchen, verfrachtete es in ‚seinen’ Wagen und stieg mit ihm in der Simulationshalle aus.
    Mit der Zeit wiederholte er diesen Vorgang noch ein paarmal. Und schließlich hatte er sich nach einem Jahr einen richtigen kleinen Harem zugelegt.
    Dabei liebten ihn alle seine Mädchen. Es gab keine Eifersüchteleien zwischen ihnen. Keine fragte, wenn er eine andere bevorzugte.
     
    So war es zu verstehen, daß Frank schließlich den Entschluß faßte, sich endgültig in dieser Welt zu etablieren. Inzwischen fühlte er sich auch wieder so sicher, daß er seine Einkäufe in den Supermärkten in der Umgebung von PLAYLAND erneut aufnahm.
    Frank lebte jetzt bereits zwei Jahre in seiner kleinen Welt. Er kannte sie bis in den letzten Winkel. Wirkliche Menschen betraten die Anlage außerhalb der Besucherwege nur selten, um irgendwelche Reparaturarbeiten vorzunehmen. Meistens wurde das Notwendige vollautomatisch erledigt.
    Die Besucher des PLAYLAND-Parks, die auf jenen Stelzenwegen, die das gesamte Gelände überspannten, flanierten, beunruhigten Frank nicht. Konnte doch niemand von ihnen ahnen, daß sich dort unten einer der ihren en miniature befand.
     
    Wenn er in die Nähe dieser Wege kam, sah er schon manchmal zu denen auf, die dort wie die sagenhaften Riesen in den Himmel ragten und ihre langen Schatten warfen. Einige Male fühlte er sich versucht, ihnen zuzuwinken. Aber er unterließ es.
    Eigenartigerweise schien auch der Zentralcomputer seine Anwesenheit auf der Anlage nicht zu bemerken. Selbst auf die Verwandlung der Mädchenroboter reagierte er nicht.
    Als Frank eines Tages gerade wieder sein Simulationsfahrzeug nach einem ausgedehnten Einkaufsbummel bestieg, hatte er das unbestimmte Gefühl, beobachtet zu werden. Er sah sich um, konnte aber keinen auffälligen Betrachter entdecken. So fühlte er sich zunächst nicht weiter beunruhigt.
    Als sich aber einen Monat später dieses Gefühl des Beobachtetwerdens wiederholte, wurde er doch ein wenig unsicher.
    Die völlige Gewißheit, daß man ihn erneut aufgespürt hatte, erhielt er dann ein paar Wochen später, als er auf dem Beifahrersitz seines Simulationsfahrzeuges einen weißen Briefumschlag vorfand. Er enthielt einen Papierbogen, auf dem lediglich die Worte standen:
    „Leo sieht dich!“
    Da beschloß Frank Melrose, seine Welt von nun an niemals mehr zu verlassen. Es hatte sich ja als möglich erwiesen, auch ohne die Annehmlichkeiten der Außenwelt zu überleben. Und seine Mädchen würden ihm das Leben so angenehm wie nur vorstellbar machen.
    Nach einem halben Jahr hatte er die Drohung nahezu völlig vergessen.
    Er war mit Veronika, seiner derzeitigen Favoritin, an den großen See gefahren. Sie hatten eine Ausflugsfahrt mit dem Dampfer unternommen und saßen jetzt in dem Strandcafé. Die vor ihnen vom Kellner aufgebauten Herrlichkeiten ließen sie unbeachtet, da sie ungenießbare Attrappen waren.
    In geringer Entfernung zog sich ein Besuchersteg entlang, auf dem die Riesen aus der Menschenwelt dem bunten Treiben in der Zwergenwelt unter ihnen zusahen.
    Frank und Veronika beobachteten ebenfalls die vielen Roboter, die menschliches Verhalten vorspielten. Er hielt ihre Hand, die sich ganz warm und fest anfühlte. Sie streichelte seine Schläfen und flüsterte ihm verliebte Worte ins Ohr.
    Veronika benahm sich durch und durch menschlich, obwohl auch sie noch bis vor kurzem ein Roboter gewesen war.
    Frank hatte immer wieder versucht herauszufinden, ob es bei seinen Mädchen so etwas wie eine Erinnerung an ihr vorheriges ‚Leben’ gab. Aber ihr Bewußtsein schien erst bei dem Moment einzusetzen, als er sie mit in die Simulationshalle genommen hatte.
    Vielleicht lag darin auch die Begründung, daß sie keine der negativen menschlichen Eigenschaften

Weitere Kostenlose Bücher