Kopernikus 8
übte bereits die Rede ein, die er ihr halten würde, wenn er ihr mitteilen mußte, daß dringende Geschäfte es ihm leider nicht ermöglichten, seinen Urlaub auf Sempoanga über die noch verbleibenden fünf Tage hinaus auszudehnen.
Und dann, eines Morgens, während sie dösend im Bett lagen, verspürte er eine unangenehme Regung im Inneren, fast so, als würde ein winziges Geschöpf in umgekehrter Richtung seinen Harnleiter hinaufschwimmen.
Er sagte nichts zu ihr. Doch nach dem Frühstück erfand er die Notwendigkeit, einen dringenden Anruf nach Waldemar tätigen zu müssen, und begab sich voller Entsetzen zur Krankenstation des Hotels, wo ein nüchterner und unfreundlicher Arzt eine Untersuchung durchführte und ihm mitteilte, daß er Zanjak hatte. „Sehen Sie diese winzigen roten Fleckchen in Ihrem Urin? Nur wenige Mikron im Durchmesser. Das sind eindeutige Symptome. Und die Blutprobe … die ist voller Ausscheidungen von Zanjak. “
Helmut zitterte. „Ich kann es höchstens ein paar Tage haben. Vielleicht haben wir es so frühzeitig entdeckt …“
„Tut mir leid. Diese Möglichkeit scheidet aus.“
„Was mache ich jetzt nur?“ fragte er tonlos.
Der Arzt gab bereits Daten in ein Terminal ein. „Zuerst einmal setzen wir Sie auf die Krankenliste. Damit ist ein Eintrag im Paß verbunden. Sie wissen doch über die Quarantäne Bescheid, oder? Wenn Ihre Heimatwelt sich an die Vertragsklauseln hält, dann wird sie die Kosten für eine Überweisung Ihres Vermögens und den Transport eines kleinen Teiles Ihrer Habe übernehmen. Sie können so lange im Hotel bleiben, wie Sie es sich leisten können. Danach wird man Ihnen einen mietzinsfreien Raum im Quarantänezentrum zuweisen, das in einer sehr schönen Region des Südkontinents liegt, wo man angeblich exzellent angeln kann. Man wird Sie bitten, sich den zahlreichen Untersuchungsprogrammen zu unterziehen, aber ansonsten werden Sie nicht weiter behelligt.“
„Ich kann es nicht glauben“, murmelte Helmut.
„Diese strikten Maßnahmen sind selbstverständlich unbedingt erforderlich. Das müssen Sie verstehen. Der Parasit hat Ihren genital-uretalen Trakt passiert und sich direkt im Blutkreislauf eingenistet, wo er eifrig fadenähnliche vermehrungsfähige Körperchen produziert, die als Mikrofilariae bekannt sind. Wann immer Sie eine sexuelle Beziehung zu einer Frau – übrigens auch zu einem Mann, überhaupt zu jedem Säugetierorganismus – haben, werden Sie diese Mikrofilariae unweigerlich übertragen. Wenn der von Ihnen angesteckte Organismus weiblich ist, so werden die Mikrofilariae binnen weniger Wochen zu den Eierstöcken wandern, in unbefruchtete Eier eindringen und ihnen ihr eigenes genetisches Material aufzwingen, ein Prozeß, den wir Pseudobefruchtung nennen. Die Eier werden dann zu Hybriden heranreifen, teils Zanjak, teils Wirtskörper. Es folgt eine anscheinend normale Schwangerschaft, wenn die Schwangerschaft auch in menschlichen Wirtskörpern nur etwa zwölf Wochen dauert. Die Nachkommen werden in großer Zahl geboren, und sie verfügen über eine erstaunliche Anpassungsgabe an die Ökosphäre, die sie vorfinden.“
„Schon gut, erzählen Sie mir nichts mehr.“
„Ist auch nicht nötig. Sie können das Gesamtbild ja bereits erkennen. Diese Dinge könnten das ganze Universum übernehmen, wenn sie jemals über Sempoanga hinausgelangten.“
„Dann sollte Sempoanga gesperrt werden!“
„Ah, aber es handelt sich doch um ein bedeutendes Forschungsgebiet! Außerdem ist die Quarantäne hundertprozentig effektiv. Wenn nur die Touristen nicht so sorglos oder
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