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Kopernikus 8

Kopernikus 8

Titel: Kopernikus 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Schwester könnten dich manchmal gesehen haben, wenn du kurzzeitig draußen warst. Könnte es sein, daß sie …?“
    „Sie halten mich auch für einen Geist. In diesem Zeitalter! Und doch ist es vielleicht ein gutes Zeichen, daß sie noch an etwas glauben können – und wenn es nur ein Spuk ist.“
    „Du gehst wohl besser nicht mehr in die Kirche.“
    „Die Kirche und du, das sind die beiden Dinge, die mich am Leben halten. Es war ein trauriger Tag für mich, als du mir sagtest, daß du nicht glauben kannst. Du hättest einen prächtigen Priester abgegeben – selbstverständlich mit gewissen Fehlern –, und ich hätte Privatmessen und Beichten hier im Zimmer haben können.“
    Chib sagt nichts. Er war nur zur Weihe und Kommunion gegangen, um Großpapa eine Freude zu machen. Die Kirche war eine eiförmige Muschel, die, hielt man sie ans Ohr, nur das ferne Dröhnen Gottes von sich gab, der wie die herantosende Flut klang.
     
    GANZE UNIVERSEN FLEHEN NACH GÖTTERN
     
    und trotzdem hängt er in dem hier herum und sucht Arbeit.
    aus Großpapas Ms.
     
    Großpapa nimmt das Okular und schaut hindurch. Er lacht. „Das Internal Revenue Bureau! Ich dachte, das wäre schon längst abgeschafft! Wer hat denn ein Einkommen, das groß genug ist, daß man es weitermelden müßte? Glaubst du, daß es einzig meinetwegen noch aktiv ist? Könnte das sein?“
    Er ruft Chib wieder an das auf Beverly Hills gerichtete Skop zurück. Chibs Sehbereich liegt zwischen den siebeneierigen Klauen der verzweigten Fußwege. Er kann einen Teil der zentralen Plaza ausmachen, die gigantischen Ovale der Stadthalle, der Bundesämter und des Volkskunstzentrums, einen Teil der riesigen Spirale, auf der das Haus der Verehrung erbaut ist, und dann noch die Dora (von Pandora), wo die Bezieher der Purpurnen Sozialhilfe ihre Pakete und die mit geringen Nebeneinkünften ihre Päckchen abholen können. Ein Ende des großen künstlichen Sees ist zu sehen, Boote und Kanus treiben darauf, Menschen angeln.
    Die erleuchtete Plastikkuppel, die die Gebäude von Beverly Hills umschließt, ist himmelblau. Die elektronische Sonne nähert sich dem Zenit. Einige echt aussehende weiße Wolkenbilder sind zu erkennen und sogar ein Gänse-V, das nach Süden zieht. Ihr Schnattern ist leise hier unten zu hören. Für diejenigen, die noch niemals außerhalb der Wand von LA waren, ist das gewiß recht hübsch. Aber Chib hat zwei Jahre beim Welt-Naturaufforstungs- und Konservierungskorps gedient – dem WNAKK –, und er kennt den Unterschied. Er hatte mit Rousseau Roter Falke beinahe den Entschluß gefaßt, zu desertieren und sich den Neoindianern anzuschließen. Doch dann wurde er zum Wildhüter. Dies hätte allerdings bedeuten können, daß er einmal gezwungen sein würde, den Roten Falken niederzuschießen. Und außerdem wünschte er sich mehr als alles auf der Welt, Maler zu sein.
    „Dort ist Rex Luscus“, vermeldet Chib. „Er wird vor dem Volkskunstzentrum interviewt. Sind ’ne ganze Menge Leute versammelt.“
     
    DER PELLUCIDAR-DURCHBRUCH
     
    Luscus’ Mittelname hätte Aufsteigertyp sein sollen. Er ist ein Mann von großer Gelehrsamkeit mit privilegiertem Zugang zur Computerbücherei von Groß-LA und darüber hinaus von einer Odysseus ebenbürtigen Verschlagenheit, wodurch er seinen Konkurrenten immer eine Nasenlänge voraus ist.
    Er war es, der die Go-Go-Schule der Kritik begründete.
    Primalux Ruskinson, sein großer Kontrahent, stellte ausgedehnte Nachforschungen an, als Luscus die Bezeichnung seiner Philosophie bekanntgab. Ruskinson verkündete triumphierend, Luscus habe den Ausdruck aus einem im zwanzigsten Jahrhundert gängigen umgangssprachlichen Ausdruck abgeleitet.
    Luscus verkündete daraufhin am nächsten Tag während eines Fido-Interviews, daß Ruskinson ein eher oberflächlicher Scholar sei, wie man es auch nicht anders erwartet habe.
    Go-Go war der Hottentottensprache entnommen. Auf Hottentottisch bedeutete Go-Go zu examinieren und das hieß nachzuschauen, bis man zu einem Ergebnis gelangt war – in diesem Fall über den Künstler und sein Werk.
    Die Kritiker standen Schlange, um sich der neuen Schule anzuschließen. Ruskinson dachte zunächst an Selbstmord, statt dessen beschuldigte er Luscus aber dann, sich den Weg zum Erfolg erblasen zu haben.
    Daraufhin erwiderte Luscus, daß sein Privatleben seine Sache sei und daß Ruskinson sich in Gefahr befände, wegen Verletzung seiner Intimsphäre verklagt zu werden. Allerdings verdiene er nicht mehr

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