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Kopernikus 9

Kopernikus 9

Titel: Kopernikus 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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hätten. Die Aliens – die sich der Existenz der Menschen bis zu diesem Zeitpunkt anscheinend kaum, wenn überhaupt, bewußt gewesen waren – antworteten, daß sie bereits in vollem Kontakt zu der Regierung der herrschenden Rasse des Planeten stünden.
    Einen kurzen, selbstzufriedenen Augenblick lang glaubte AI, die Aliens hätten damit sie selbst und die ihnen verwandten Intelligenzen gemeint.
    Aber auch von ihnen hatten die Aliens nicht gesprochen.
     
    Tommy kam an diesem Morgen überhaupt nicht zur Schule, obgleich er sich tapfer genug auf den Weg machte, eingehüllt in seinen schweren Wintermantel mit dem Pelzkragen. Sein Mut und seine Entschlossenheit schwanden mit jedem Schritt dahin, und schließlich blieb ihm nichts als das Bewußtsein, gleich Miß Fredricks, Dr. Kruger und seinen schweigenden Klassenkameraden gegenübertreten zu müssen, und er merkte, daß er nicht mehr die Kraft hatte, auch nur einen weiteren Schritt zu tun. Stumm stand er da, unfähig, sich zu bewegen, eingeschlossen von der Morgenluft wie ein Musterstück unter dem klaren Glas des Laboratoriums. Die Angst hatte ihn gelähmt, als hätte man ihm mit einem Fleischermesser die Sehnen durchtrennt. Sie hatte ihn von innen zerfressen, seine Knochen, seine Lunge und sein Herz zernagt, bis er zu einem bebenden Gelee geworden war, der nur noch äußerlich einem kleinen Jungen glich – ein mit Grauen vollgepumpter Ballon. Wenn ich mich bewege, dachte Tommy, falle ich auseinander. Er spürte, wie haarfeine Risse über seinen ganzen Körper liefen und sein Fleisch spalteten, und er begann unkontrolliert zu zittern. Der Wind wehte ihm Staub ins Gesicht und trug den warnenden Klang des ersten Läutens an sein Ohr, das hinter der Biegung der Highland Avenue ertönte. Er unternahm einen verzweifelten, planlosen Versuch, sich zu bewegen, aber eine Riesenhand schien ihn niederzudrücken und seine Füße wie Zaunpfähle in den Boden zu bohren. Es war unmöglich, erkannte er. Er würde es nicht schaffen. Ebensogut könnte er versuchen, zum Mond zu laufen. Unter ihm, am Fuße des Hügels, liefen Kinder eilig die Straße entlang, um noch rechtzeitig zur Schule zu kommen, ehe es zum Unterricht läutete. Tommy sah Steve und Bobbie und Eddie zusammen mit Jerry Marshall und ein paar anderen Kindern. Sie spielten irgend etwas, während sie zur Schule gingen – hin und wieder rannte einer von ihnen, gewöhnlich Steve, voraus, drehte sich um und machte die Bewegung des Schießens, er duckte sich und schlug wilde Haken, und die anderen jagten ihm unter Geschrei und Gelächter nach. Ein neuerlicher Windstoß wehte ihre Stimmen zu Tommy herauf – „Du bist tot!“ hatte jemand gerufen, und Tommy erinnerte sich an das, was der Thant ihm gesagt hatte – und trug sie dann wieder davon. Danach bewegten sie sich lautlos, sie sprangen gestikulierend umher, ohne daß man etwas hörte, wie ein Fernsehbild, wenn der Ton abgedreht war. Tommy sah, wie ihre Münder sich öffneten und schlossen, aber er hörte sie nicht mehr. Sie gingen um die Biegung der Straße, und dann waren sie verschwunden.
    Der Wind drehte sich gerade rechtzeitig, um ihn das zweite Läuten hören zu lassen. Er sah die Lastwagen über die Highland Avenue rollen und fragte sich dumpf, wohin sie wohl fahren mochten, und wie es dort sein würde. Er begann sie zu zählen, und als er bei neun angekommen war, ertönte die warnende Glocke ein letztes Mal. Und dann läutete es zum Unterricht.
    Das war’s, begriff er.
    Nach einer Weile wandte er sich um und ging auf den Wald zu. Er merkte, daß es ihm überhaupt keine Schwierigkeiten bereitete, in die entgegengesetzte Richtung zu laufen, weg von der Schule, aber das Gefühl, dieser Lähmung entronnen zu sein, erfüllte ihn nicht mit Erleichterung. Die drohende Finsternis, die er vor zwei Tagen am Horizont hatte aufziehen sehen, war da. Sie füllte jetzt den ganzen Himmel aus, eine unentrinnbare Wand von unheilvollen Gewitterwolken. Sie würde ihn schließlich verschlingen. Was immer er bis dahin täte, würde daran nichts mehr ändern. Eiskalt überkam ihn diese Erkenntnis und machte ihn völlig empfindungslos. Lustlos folgte er dem Pfad hinunter auf die Nebenstraße, die sich hinter der Sägemühle den Hügel hinunterschlängelte. Er hatte kein Ziel. Es gab nichts mehr, wohin er hätte gehen können. Aber seine Füße wollten sich bewegen, und reflexartig ließ er ihnen ihren Willen. Unbeteiligt fragte er sich, wohin sie ihn wohl tragen würden.
    Sie trugen

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