Kopernikus 9

Titel: Kopernikus 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers

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weiß, das wirst du, denn du hast es bisher immer getan. Du bist nicht mehr der Mann, der Mann, der du bei der Verhandlung warst – der dem Tod unerschrocken ins Auge schauen konnte.“
    Plötzlich setzte das Trompeten wieder ein. Zuerst schien dem Ton ein Ursprung zu fehlen, als hätten die Elemente des Sumpfes – der Schlamm, die Pflanzen, die klamme Dunkelheit – sich untereinander verschworen, um eine einzigartige Musik hervorzubringen. Doch dann konnten sie die Quelle bestimmen. Die Laute kamen offensichtlich von der anderen Seite des kleinen Wäldchens direkt vor ihnen. Nassam forderte Leeani zum Weitergehen auf, während er sich durch die Stämme schleichen wollte.
    Die Stämme standen so dicht beieinander, daß er sich seitlich zwischen ihnen hindurchzwängen mußte, und er fühlte sich auch sofort eingesperrt. Die Luft war heiß und stickig, er konnte kaum schlucken. Der Schmerz in Lungen und Brust war zurückgekehrt.
    Er quälte sich weiter, jeder Schritt schien einem Donnern zu ähneln. Hängendes Moos strich ihm übers Gesicht. Er strich es beiseite.
    Plötzlich konnte er die Kuhle sehen – und dann die Schlammbestie: ein Fleischberg, der dreimal größer als jedes andere Tier war, das sie bisher gesehen hatten. Sein Kopf sah wie ein Sack Getreide aus, den jemand im offenen Feld vergessen hatte.
    Nassam atmete tief durch, leckte sich die Lippen und schlich auf den dem Tier am nächsten gelegenen Baumstumpf zu. Das Blut dröhnte in seinen Ohren, der Speer fühlte sich glitschig an. Die Schlammbestie war nur noch etwa zwei Meter entfernt, ihr Atem pulsierte durch den Sumpf, die Trompete lag schlaff an der Seite des Kopfes.
    Plötzlich bewegte sich das Tier von ihm weg. Nassam konnte nicht länger auf Leeani warten, die sich von der anderen Seite anschleichen wollte. Er schlich millimeterweise um den Stumpf herum, seine Zehen fanden zwischen den verästelten Wurzeln Halt. Er hielt den Blick auf den Nacken der Schlammbestie gerichtet, wo das Fleisch dicke Wülste bildete. Dann spannte er die Muskeln in Magen und Schwanz, hob den Speer – und sprang lautlos.

    Sie hörte den Jäger nicht, und doch wandte sie sich instinkitiv der Mitte der Kuhle zu, als das Gewicht auf ihren Rücken prallte. Sie wälzte sich mit zuckenden Gliedern seitlich zur Kuhle. Dann war das Gewicht verschwunden.

    Die Schlammbestie schüttelte ihn ab, und er landete mit dem Rücken in einem Gewirr von Wurzeln, doch er ließ den Speer nicht los und hielt die Arme weiterhin ausgebreitet. Schlamm spritzte ihm ins Gesicht. Keuchend kam er augenblicklich wieder hoch.
    Die Wand aus grauem Fleisch befand sich direkt über ihm. Die Schlammbestie verlagerte das Gewicht erneut, um ihn unter sich zu begraben.
    Nassam stieß mit dem Speer zu, doch seine Beine waren unter dem Tier eingekeilt, daher fehlte seinem Stoß die nötige Wucht. Dann tauchte er ein zweites Mal unter. Schlamm füllte seinen Mund. Mit der freien Hand versuchte er, sich an dem Tier, an Wurzeln und am Schlamm festzuhalten. Er gab einen Psi-Ruf an Leeani ab.
    Dann brach er wieder zur Oberfläche durch. Er umklammerte den Speer mit beiden Händen und versuchte freizukommen, doch er wurde wieder nach unten gezogen.
    Ein Schmerzensheulen zerriß die Luft. Das Tier erzitterte und warf sich auf die rechte Seite. Nassam befreite sich und wollte gerade nach dem Speer greifen, der immer noch in der Flanke der Schlammbestie steckte, als das Gewicht wieder auf ihn rollte. Der Speer verfing sich an einem Baumstamm und stützte das Gewicht des Tieres einen Augenblick ab, dann brach er.
    Nassam kämpfte mit dem Schlamm und verkrallte sich mit den Nägeln in der Seite der Schlammbestie. Er zog sich auf den Rücken des Tieres, ließ dabei aber den abgebrochenen Speer nicht los. Sein Psi war immer noch offen, und er konnte Leeani spüren, die sich zwischen den letzten Stümpfen hindurchkämpfte, um zu ihm zu gelangen.
    Wieder rollte sich die Schlammbestie herum, doch sie konnte Nassam nicht abschütteln, der sich am Nacken festklammerte, die Knie in die Flanken des Tiers bohrte und mit einer Hand den Atemrüssel zudrückte.
    Plötzlich änderte die Schlammbestie die Richtung und watete auf die Mitte der Kuhle zu. Nassam riß die Atemtrompete mit aller Gewalt zurück. Wenn es dem Tier gelang, den Kopf unter die Schlammoberfläche zu bekommen, dann konnte er es nicht mehr am Untertauchen hindern.

    Mit vorquellenden Augen, vor Schmerzen brennender Flanke und immer noch im Würgegriff