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Kopf frei

Kopf frei

Titel: Kopf frei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ute Lauterbach
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Zurückweisung und einer Klarstellung. Für sich selbst in einer kritischen Situation Partei zu ergreifen, darf nicht durch antrainierte äußere Respektgebote auf der Strecke bleiben.
     
    Weil man sich dann nicht ernst nimmt?
    Ja. Denn ich bin wichtiger als mein Chef. Und auch der Chef mag das. Ihn nicht zurückweisen, sondern nur klarstellen!
     
    Was ist, wenn derjenige nicht mehr verfügbar ist?
    Wenn ich den Moment der Klarstellung verpasse und der andere nicht mehr verfügbar ist, dann muss ich’s für mich selber klarstellen. Unter Umständen über die ausgelöste Befindlichkeit mit jemand sprechen. Auf keinen Fall innerlich anstauen, denn das führt zu unbekömmlichen Formen der Selbsthypnose.
     
    Es reicht dann, das jemand anderem zu sagen?
    Was reicht, ist individuell verschieden. Für manche reicht das Aussprechen. Andere müssen es sich ganz bewusst machen oder so oft wie nötig über jene falsche Festlegung sprechen.
     
    Was genau verstehen Sie unter Selbsthypnose?
    Jede geglaubte Festlegung.
     
    Ist Selbsthypnose nicht ein verbreitetes Phänomen?
    In der Tat. Und es ist nicht nur unser privater, sondern kollektiver Denkalltag.
     
    Was sind Beispiele für kollektive Denkmuster?
    Wenn Sie sich mit der Pensionierung alt fühlen und alt denken, dann sind Sie es auch. Wer im Geschäft die Creme für die Haut ab 30 und ab 40 sieht, dessen Körper weiß, was die Stunde geschlagen hat. Wer sich jedoch ab 52 ganz langsam auf die Midlife-Crisis vorbereitet, gibt sich selbst andere Impulse.

     
    Was ist das Unterscheidungskriterium zwischen einer festlegenden Äußerung, die einengt, und allgemeinen Aussagen über mich selbst?
    »Ich gehe nie nach 19 Uhr aus dem Haus.« »Ich brauche zwei Liter Wasser pro Tag.« Das Kriterium ist, ob es mich einengt oder nicht. Lege ich mich fest in Bezug auf etwas, was ich eigentlich gerne anders hätte, oder konstatiere ich einfach eine Tatsache? Sagt jemand beispielsweise »Dazu bin ich zu blöd!«, dann fühlt sich das anders an als »Ich esse gerne Schokolade.«

6
Trainingspunkt
    Psychologisieren durch Verständnis ersetzen
    VERSTEH ANDERE MIT KOPF UND HERZ!
    Das Wissen bläst auf, aber die Liebe baut auf.
    1. Korinther 8
     
     
    Bei diesem Trainingspunkt unterscheiden wir zwischen psychologisch versiertem Einfühlungsvermögen und Psychologisiererei ohne inneres Verständnis, ohne Herz. Wenn wir uns mit psychologischer Wendigkeit in andere hineinversetzen, dann erleben wir empathisch, was sie bewegt, anstatt sie in einem intellektuellen Psychologisiernetz zu fangen und sie emotional in die Wüste zu schicken. Das ignoriert nämlich das Schmerzliche am Schmerz. Leid wird auf sachliche Erklärungen reduziert. Wirkliches Verständnis und Kontakt finden in der Psychologisiererei keinen Raum.
    Kurt und Sonja – Klappe, die erste
    ( Sonja leidet wahnsinnig unter ihrer Eifersucht und vertraut sich Kurt, ihrem neuen Freund, an. )
    KURT:
Ja klar, bist du eifersüchtig. Du hast doch diese jüngere Schwester, Uschi, die dir immer vorgezogen wurde. Da fing deine Eifersucht an. Ständig hast du belauert, was Uschi geschenkt bekam, durfte und an Zuwendung erhielt und hast’s mit den Gunsterweisungen, die dir galten, verglichen. Und heute machst du das gleiche Spiel mit deinen Partnern. Also mich wundert’s nicht, dass du eifersüchtig bist.

    Kommentar: Kurt hat zwar irgendeine – vielleicht sogar richtige – Erklärung für Sonjas Eifersucht, aber vermutlich sagt er ihr damit erstens nichts Neues und zweitens erreicht er sie emotional überhaupt nicht. Im Gegenteil! Er schreibt ihr Problem nochmals fest, anstatt dazu beizutragen, dass es gelöst wird. Das »sterile« Psychologisieren ist also eine fantastische Möglichkeit, Kontakt und Lebensfreude zu versauen. Kurt will sich als »Psychocrack« profilieren. Er betreibt Egopflege, anstatt wirklich zu spüren, was Sonjas Geständnis bei ihm auslöst. So ist er weder bei sich noch bei Sonja. Eine einfühlsame Variante mit »spürigem« Verständnis folgt:
    Kurt und Sonja – Klappe, die zweite
    SONJA:
Mensch, Kurt, du musst wissen, dass ich extrem eifersüchtig bin. Ich betrachte und missdeute das Verhalten meiner Geliebten immer mit eifersüchtigem Blick. Jetzt bist du mein Geliebter. Ich fürchte, dich mit meiner Eifersucht genauso verrückt zu machen wie meine anderen Partner. Deshalb habe ich beschlossen, es dir direkt zu sagen.
KURT:
Ist dir das schwergefallen?
SONJA:
Und wie! Du bist der Erste, dem ich sozusagen vor

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