Kopf frei
Ausbruch meiner Eifersuchtsattacken reinen Wein einschenke.
KURT:
Mit mir machst du’s anders als mit den anderen?
SONJA:
Ja genau, in der Hoffnung, dass durch einen anderen Anfang eine neue Richtung in meinem Eifersuchtstheater möglich wird.
KURT
(spürt genau, was er fühlt) : Hm, ja, das zeigt auch, dass du den Erfolg unserer Beziehung willst, oder?
SONJA:
Ja, sehr will ich den!
KURT:
Das freut mich außerordentlich!
SONJA:
Heißt das, du findest mein Geständnis gar nicht schlimm?
KURT:
Im Moment erlebe ich es mehr als Vertrauensbeweis. Wenn wir beide ganz aufmerksam mit diesem Thema umgehen, können wir vielleicht gewinnen.
SONJA:
Ich fühle mich unterstützt und zuversichtlich.
KURT:
Gibt es irgendetwas, das ich konkret tun könnte?
SONJA:
Vielleicht ist es am besten, wenn du mir im Ernstfall einfach nur zuhörst.
KURT:
Das kann ich dir versprechen.
Die Wirkung des Gesprächs ist, dass Sonja ihrem nächsten Eifersuchtsanfall mit viel mehr Entspanntheit und Gelassenheit entgegensieht als je zuvor in ihrem Leben. Dadurch ist ihr mehr geholfen als durch jeden noch so gescheiten »Psychologisier-Auswurf«. Die Liebe der beiden ist durch dieses Gespräch vertieft, weil Sonja sich wirklich verstanden fühlt und Kurt eine Wertschätzung durch ihr Vertrauen erfahren hat.
Wenn wir jemandem Verständnis entgegenbringen, ist das weit mehr, als wenn wir lediglich seine Psychomechanik analytisch knacken. Zum guten Gelingen mögen die folgenden Trainingshinweise führen. Die sich durchziehende Voraussetzung für einen guten Kontakt ist wieder die Anbindung an das eigene Gefühl. Nur so kann eine Herzensverbindung hergestellt werden. Das kurze Motto lautet wieder:
Wer bei sich ist, kann auch beim anderen sein.
Verständnis lässt dem Gegenüber Raum. Konkret heißt das: genau zuhören und zurückfragen, um sicher zu sein, den anderen richtig verstanden zu haben. Dieses Verstehen rüberzubringen, ist wichtiger, als eine Analyse hinzulegen. Gleichzeitig ist ein wacher, mitgehender
und auch analytischer Geist sehr wertvoll und soll nicht durch ein schwabbeliges Seelenschwämmchen-Getue ersetzt werden. Also klarer Kopf und weiches Herz!
Die Selbsterforschung wird schnell ergeben, dass wir aus unserer Mitte rutschen und schwerer bei uns bleiben können, wenn wir im Seelenschwämmchen oder im schneidenden Psychologisierkopf stranden. Zur Frustprophylaxe hilft dann wieder: innehalten, atmen, mitkriegen, was hinter dem Vordergründigen eigentlich los ist. Wenn wir dann innerlich zu dem stehen, was bei uns abgeht, und zum Ausdruck bringen, stabilisieren wir augenblicklich die Nähe zu uns selbst und zum anderen.
Hugo auf dem Weg zum Herzen
LOTTI:
Ich erfinde jetzt ein Problem und du reagierst bitte zuerst mit Psychologisiererei und dann mit Verständnis.
HUGO:
Gut. Schieß los.
LOTTI:
Ich habe einen merkwürdigen Schluckzwang.
HUGO:
Ist eigentlich nicht erstaunlich. Deine Mutter hat dich doch »gestillt« wie verrückt, ohne Milch zu haben. Und du armes Würstchen hast eitel geschluckt, ohne ein Tröpfchen zu bekommen. Das Schlucken war so eine Art Überlebensinstinkt, der dich auch heute immer wieder packt.
LOTTI:
Das hast du überzeugend gemacht. Ich fühle mich gedeutet, aber nicht abgeholt. Jetzt bitte anders. Mit Verständnis.
HUGO:
Schluckzwang. Meinst du wirklich den physischen Schluckreflex oder geht es auch ums Schlucken im übertragenen Sinn?
LOTTI:
Hauptsächlich im übertragenen Sinn.
HUGO:
Und was schluckst du so?
LOTTI:
Eigentlich alles: Unterstellungen, Gemeinheiten, Schuldzuweisungen, Unflätigkeiten.
HUGO:
Und wie würdest du lieber reagieren?
LOTTI:
Ich würde mich lieber wehren.
HUGO:
Kannst du mal ein konkretes Beispiel gelingender Wehrhaftigkeit erzählen?
LOTTI:
Klar, das könnte ich. Aber wir können das Experiment auch abbrechen. Ich fühle mich verstanden.
HUGO:
Und ich gestehe, dass ich früher immer psychologisiert habe und mich wunderte, wieso das nicht gut ankommt. Wenn ich Verständnis mit klarem Denken paare, fühle ich mich selbst viel besser.
??? FRAGEN UND ANTWORTEN
Hilft nicht die Kenntnis der Problemursache bei dessen Auflösung?
Die Ursachenklärung eines Problems ist nützlich, wenn daraus Handlungskonsequenzen abgeleitet werden. Wenn ich zum Beispiel gut verstanden habe, dass meine Angst vor betrunkenen Männern daher rührt, dass mich mein betrunkener Vater immer geschlagen hat, dann ist für die Auflösung wichtig, dass ich ganz konkret einen neuen Zugang zu Männern einübe und
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