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Kopf frei

Kopf frei

Titel: Kopf frei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ute Lauterbach
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nicht in achselzuckendem, analytischem Durchblick und Selbstmitleid den Kopf in den Sand stecke.
     
    Wo ist die Abgrenzung zwischen Psychologisiererei und gedanklicher Vertiefung?
    Ganz einfach. Hier gibt es zwei Kriterien:
Psychologisiererei ist alles, was die Verbindung zum anderen stört und der Problemlösung nicht dient.
Gedankliche Vertiefung ist alles, was den Kontakt erhöht und dem jeweiligen Thema dient.
    Was meinen Sie damit, einem Thema zu dienen?
    Zum Beispiel die Themen Angst und Eifersucht. Hier muss die Absicht sein, wirklich auszusteigen, anstatt nur gescheit über verschiedene Aspekte von Angst und Eifersucht zu referieren.

     
    Was ist das Ziel beim Sprechen über persönliche Probleme?
    Das Ziel ist, andere auf ihrem Weg zu unterstützen. Wichtig ist daher zu verstehen, was dem anderen guttut, und ihm nicht überzustülpen, was ich für seinen Weg halte. Letzteres ist die Falle »Helfersyndrom«.
     
    Was ist eigentlich ein Helfersyndrom genau?
    Wenn ich es brauche, dass der andere tut, was ich für ihn für gut halte. Und wehe, er befolgt meinen guten Rat nicht! Dann leide ich und zappel im Helfersyndrom. Helfersyndrom heißt: Der Helfer ist der Hilflose, der sich am vermeintlich Hilflosen stabilisieren möchte.
     
    Inwiefern hilft mir das Kommunikationsmodell, aus dem Helfersyndrom auszusteigen?
    Zentrales Ziel ist, mehr zu sich selbst zu kommen. Wer zu sich selbst kommt, ist seelisch autonomer und braucht die Schwäche des anderen nicht mehr, um sich selbst stärker zu fühlen. Wenn ich in gutem Einklang mit mir selbst bin, muss ich mir nichts mehr beweisen, auch nicht, dass ich ein guter Helfer bin.
     
    Was ist, wenn ich Psychologisiererei als Frage formuliere?
    Dann stülpe ich dem anderen nichts über, sondern bereite einen Laufsteg für eine eigene Antwort. Voraussetzung ist, dass ich sensibel frage.
     
    Wie gehen Sie in Ihren Einzelsitzungen vor? Besteht nicht die Gefahr, bei unzureichender Analyse auf eine Fehlspur zu geraten?
    Recht haben Sie! Die Analyse ist entscheidend. Deshalb gehe ich philosophisch vor. Die sokratische Methode besteht darin, Fragen zu stellen. Ich gehe grundsätzlich davon aus, dass alle Lösungen und Antworten beim Probleminhaber sind. Deshalb beschreibe ich das Problem überhaupt nicht, sondern stelle lediglich Fragen mit dem Ziel, dass der andere selbst auf die Antwort kommt. Ich will, dass die vorhandene Antwort sich zeigt. Dafür setze ich meine ganze Aufmerksamkeit und Energie ein. Ich konzentriere mich darauf, wann ein Problemträger sein Problem nicht hat.
    Um das an einem banalen Beispiel zu verdeutlichen: Der fresssüchtige Heinz hat keine Fressattacken, wenn er mit Käthe durch die Eifel wandert. Was ist in dieser Situation anders? Er unterhält sich gut mit Käthe und genießt die Natur. Dann gilt es weiterzufragen: Wie kannst du mehr gute Unterhaltung und Natur in dein Leben
einbauen? Und schon bin ich auf der Lösungsspur anstatt im Problem. Lösungsgeil und nicht problemfixiert vorgehen!
    Der Hintergrund des Problems wird en passant sichtbar. Zum Beispiel, dass Heinz als Kind keine Ansprechpartner hatte und diesen mangelnden Kontakt mit Süßigkeiten überdeckt hat. Käthe durchbricht dieses Kindheitsmuster. Es ist alles so einfach, auch wenn die Einstellung vorherrscht, dass es so einfach nicht sein könne.
    Das Gleiche gilt für Symptome. Wenn jemand immer Kopfschmerzen hat, gilt es auch hier zu fragen, wann das nicht der Fall ist.
    Kurz: Es geht darum, sich auf die Situationen und Momente zu konzentrieren, wo das Gegenüber das Symptom nicht hat, und in diesen findet der Klient die Antwort auf sein Problem.
     
    Und wie arbeiten Sie in Ihren Seminaren?
    Persönliche Probleme lösen wir bevorzugt in den Selbstbefreiungsseminaren. (Neben den Selbstbefreiungsseminaren biete ich auch Lehrseminare an. Mein aktuelles Seminarprogramm können Sie einsehen unter www.ute-lauterbach.de .) Da besteht die hervorragende Möglichkeit, das Problem zu personifizieren, indem verschiedene Teilnehmer die Dynamik des Problems repräsentieren. Dadurch wird Gelegenheit geboten, direkt auf die Lösung zuzusteuern. Leidet zum Beispiel jemand unter Eifersucht, dann könnten die Eifersucht und der damit meist verbundene angeschlagene Selbstwert repräsentiert werden. Wenn die so personifizierten Problemanteile dann miteinander ins Gespräch kommen, zeichnen sich in der Regel blitzschnell Lösungen ab. Natürlich kann man durch gezieltes Fragen sehr weit kommen. Im

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