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Kopf in der Schlinge

Kopf in der Schlinge

Titel: Kopf in der Schlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Trägerschürze aus Baumwolle über einer Hose und einem dazu passenden Pullover erschien sie schließlich in der Tür zum Arbeitszimmer. »Ich mache Sandwiches mit Hühnchensalat, falls Sie mit uns essen wollen. Haben Sie Brant schon kennengelernt?«
    »Ja. Hühnchensalat klingt prima. Soll ich Ihnen helfen?«
    »Nein, nein, aber kommen Sie doch rüber, dann können wir uns unterhalten, während ich alles vorbereite.«
    Ich folgte ihr in die Küche, wo ich mir die Hände wusch. »Wissen Sie, was ich noch nicht gefunden habe? Toms Notizbuch. Hat er sich denn keine Notizen gemacht, wenn er in einem Fall ermittelte?«
    Erstaunt wandte sich Selma von der Arbeitsfläche ab, wo sie die Sandwiches belegte. »Aber natürlich. Es war ein kleines Ringbuch mit schwarzem Ledereinband, etwa so groß wie eine Karteikarte, vielleicht etwas größer, aber nicht viel. Es muß hier irgendwo liegen. Er hatte es immer bei sich.« Sie zerteilte die Sandwiches in zwei Hälften und legte sie auf eine am Rand mit Petersilie dekorierte Platte. Jedesmal, wenn ich Petersilie kaufe, verwandelt sie sich in unansehnlichen Matsch. »Sind Sie sicher, daß es nicht da ist?« wollte sie wissen.
    »Es ist mir noch nicht untergekommen. Ich habe seine Schreibtischschubladen und seine Jackentaschen durchsucht.«
    »Was ist mit seinem Wagen? Manchmal hat er es im Handschuhfach oder im Seitenfach liegenlassen.«
    »Gute Idee. Darauf hätte ich eigentlich von selbst kommen müssen.«
    Ich öffnete die Verbindungstür und betrat die Garage. Ich schlüpfte um Selmas Auto herum und machte die Fahrertür des Pickups auf. Das Wageninnere roch intensiv nach Zigarettenrauch. Der Aschenbecher quoll über von Kippen, die in einem flachen Bett aus Asche begraben lagen. Das Handschuhfach war aufgeräumt und enthielt nur einen Satz Straßenkarten, die Bedienungsanleitung, die Zulassung, den Versicherungsschein und Benzinrechnungen. Ich sah in die Seitenfächer beider Türen und hinter die Sonnenblenden, bückte mich und musterte die Fläche unter den Schalensitzen. Dann sah ich hinter den Sitzen nach, doch dort stand lediglich ein kleiner Werkzeugkasten für Notfälle. Sonst gab das Wageninnere nichts her. Ich schlug die Fahrertür mit Wucht zu und musterte im Vorbeigehen die Regale in der Garage. Ich weiß nicht, was ich erwartet, hatte, aber jedenfalls lag kein kleines schwarzes Notizbuch in Sichtweite.
    Ich kehrte in die Küche zurück. »Fehlanzeige«, sagte ich. »Fällt Ihnen noch etwas anderes ein?«
    »Ich sehe mich nachher selbst einmal um. Vielleicht hat er das Notizbuch auch im Büro liegenlassen, obwohl er das selten tat. Ich rufe Rafer an und frage ihn.«
    »Wird er dann nicht behaupten, die Notizen seien Eigentum der Dienststelle?«
    »Ach, bestimmt nicht«, erwiderte sie. »Er hat zu mir gesagt, er würde alles tun, um zu helfen. Er war Toms bester Freund, wissen Sie.«
    Aber nicht deiner, dachte ich. »Eines würde mich interessieren«, fuhr ich zögernd fort. »An dem Abend, als er starb... wenn er irgendwie vorgewarnt wurde... dann hätte er doch um Hilfe rufen können, wenn er ein Funkgerät gehabt hätte. Warum hatte er keinen CB-Funk in seinem Pickup? Und keinen Piepser? Ich kenne eine Menge Polizisten, die sich auch in ihre Privatautos Funkgeräte haben einbauen lassen.«
    »Oh, ich weiß. Er hatte es auch vor, war aber noch nicht dazu gekommen. Er hatte ja soviel zu tun. Ich konnte ihn nicht dazu bringen, sich die Zeit zu nehmen, ein Gerät zu besorgen und einzubauen. Das sind genau die Dinge, die einem einfallen, wenn man nichts mehr daran ändern kann.«
    Brant erschien wieder, diesmal in einer blauen Uniform, die ihn als Rettungssanitäter für den lokalen Krankenwagendienst auswies. B. Newquist war auf die linke Brust gestickt. Seine Haut verströmte Seifenduft, und sein Haar war jetzt feucht vom Duschen und roch nach Ivory-Shampoo. Ich gestattete mir einen dieser kleinen Wimmerlaute, die nur Hunde hören können. Weder Brant noch seine Mutter schien es zu bemerken. Ich setzte mich an den Küchentisch, ihm direkt gegenüber, und aß brav mein Sandwich, während die beiden plauderten. Noch während des Essens klingelte erneut das Telefon. Selma stand auf. »Bleibt nur sitzen. Ich gehe in Toms Arbeitszimmer dran.«
    Brant verspeiste sein Sandwich, ohne viel zu sagen, und ich merkte, daß es an mir war, ein Gespräch zu beginnen.
    »Ich habe gehört, daß Tom Sie adoptiert hat.«
    »Als ich dreizehn war«, antwortete Brant. »Mein... leiblicher

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