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Kopf in der Schlinge

Kopf in der Schlinge

Titel: Kopf in der Schlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Vater heißt das wohl... hatte sich jahrelang nicht mehr gemeldet, seit meine Mutter und er sich hatten scheiden lassen. Als sie Tom geheiratet hat, hat er meine Adoption beantragt. Aber ich würde ihn sowieso als meinen echten Vater betrachten, ob er mich nun adoptiert hat oder nicht.«
    »Sie müssen ein gutes Verhältnis zu ihm gehabt haben.«
    Er stellte den Plätzchenteller von der Arbeitsfläche herüber, und wir verspeisten das Gebäck abwechselnd, während wir unser Gespräch fortsetzten. »In den letzten Jahren schon. Davor kamen wir nicht gerade blendend miteinander aus. Mom ist immer locker, aber Tom war streng. Er war beim Militär gewesen und hat Vorschriften knallhart durchgesetzt. Er hat mich dazu gedrängt, den Pfadfindern beizutreten, was mich total angewidert hat — Karate, Dauerlauf und solches Zeug. Ich war es nicht gewohnt, daß mir etwas verboten wurde, und so habe ich mich anfangs gewehrt. Ich glaube, ich habe so ungefähr alles getan, um seine Autorität in Frage zu stellen. Aber schließlich hat er sich gemacht«, sagte er und lächelte ein wenig dabei.
    »Seit wann sind Sie schon Sanitäter?«
    »Seit drei Jahren. Davor habe ich eigentlich nicht viel auf die Beine gestellt. Eine Weile habe ich studiert, obwohl ich mich als Student nicht besonders hervorgetan habe.«
    »Hat Tom mit Ihnen über seine Fälle gesprochen?«
    »Manchmal. In letzter Zeit allerdings nicht.«
    »Wissen Sie, warum?«
    Brant zuckte mit den Achseln. »Vielleicht war das, woran er gearbeitet hat, nicht so interessant.«
    »Und wie war es in den letzten sechs Wochen vor seinem Tod?«
    »Er hat nichts Besonderes erwähnt.«
    »Was ist mit seinen Arbeitsnotizen? Haben Sie die gesehen?«
    Einen Moment lang wurde sein Blick finster. »Seine Arbeitsnotizen?«
    »Die Notizen, die er sich gemacht hat...«
    Brant fiel mir ins Wort. »Ich weiß, was Arbeitsnotizen sind, aber ich verstehe Ihre Frage nicht. Fehlen seine denn?«
    »Ich glaube ja. Oder sagen wir mal, es ist mir bisher nicht gelungen, sein Notizbuch zu finden.«
    »Das ist aber seltsam. Wenn er es nicht in der Jackentasche hatte, hat er es im Schreibtisch oder in seinem Pickup aufbewahrt. Seine alten Notizen hat er mit Gummibändern zusammengebunden und in Kisten im Keller aufbewahrt. Haben Sie seinen Partner schon gefragt? Sie könnten ja auch im Büro sein.«
    »Ich habe einmal mit Rafer gesprochen, aber ich habe ihn nicht nach dem Notizbuch gefragt, weil ich da noch nicht daran gedacht habe, es zu suchen.«
    »Da kann ich Ihnen auch nicht weiterhelfen. Aber ich werde hier mal die Augen danach offenhalten.«
    Nach dem Essen verließen Selma und Brant das Haus. Brant hatte noch einiges zu erledigen, bevor er zur Arbeit ging, und Selma war mit ihrer endlosen Reihe ehrenamtlicher Aktivitäten beschäftigt. Sie hatte sich einen Kalender an den Kühlschrank geklebt, dessen Felder an den meisten Wochentagen vollgekritzelt waren. Stille senkte sich über das Haus, und ich merkte, wie mich leise Beklommenheit überfiel. Langsam gingen mir die Einfälle dafür aus, was ich noch tun konnte. Ich ging wieder ins Arbeitszimmer zurück und nahm das Telefonbuch aus Toms oberster Schublade. Aufgrund der geringen Größe der Stadt war das Verzeichnis nicht umfangreicher als eine Zeitschrift. Ich suchte nach James Tennyson, dem Officer der Highway Patrol, der Tom an jenem Abend gefunden hatte. Es gab nur einen Tennyson, einen James W., mit einer Adresse im Iroquois Drive im gleichen Viertel. Ich sah auf meinem Stadtplan nach, packte Jacke und Tasche und ging zum Auto hinaus.
    Der Iroquois Drive war eine von zweistöckigen Häusern und üppigen Nadelgewächsen gesäumte kurvenreiche Straße. Offenbar fordert man die Anwohner dazu auf, ihre Garagentore geschlossen zu halten. Die Gärten hinter den Häusern waren hier lückenlos eingezäunt oder von Hecken umgeben. Ich konnte Schaukelgestelle, Klettergerüste und Swimmingpools erkennen, die noch den Winter über abgedeckt waren. Die Tennysons wohnten am Ende der Straße in einem gelb gestrichenen Haus mit dunkelgrünen Fensterläden und einem dunkelgrünen Dach. Ich parkte davor und hob im Vorbeigehen die Morgenzeitung von der Wiese auf. Ich drückte auf die Klingel, hörte aber drinnen kein beruhigendes Bim-bam. Ich wartete ein paar Minuten und versuchte es dann mit einem zurückhaltenden Klopfen.
    Die Tür wurde von einer jungen Frau in Jeans mit einem schlafenden Baby an der Schulter geöffnet. Das Kind mochte sechs Monate alt sein;

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