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Kopf in der Schlinge

Kopf in der Schlinge

Titel: Kopf in der Schlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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kamen ein riesiger Blumenstrauß, ein Faß mieses Bier, ein Stapel Pizzaschachteln und eine gigantische Geburtstagstorte. Zigarettenrauch schwängerte die Luft und verlieh dem Raum den weichen, verhangenen Glanz einer alten Ferrotypie. Die Sportler hatten die Musikbox mit lärmenden Hits aus den Sechzigern bestückt und alle Tische an die Wand geschoben, damit sie Twist und Watusi tanzen konnten.
    Rosie sah mit mildem Lächeln zu. Irgend jemand hatte ihr einen kegelförmigen Glitzerhut aufgesetzt, der mit einem Gummiband unter ihrem Kinn festgehalten wurde und aus dem eine Feder hervorragte. Sie trug eines ihrer gewohnten Sackkleider, diesmal in Neonpink mit zehn Zentimeter breiten Rüschen um das tiefe Dekollete. William wirkte in seinem dunklen, dreiteiligen Anzug, dem weißen Hemd und der marineblauen Krawatte mit den roten Tupfen sehr adrett. Allerdings sah ich sonst niemanden aus der Nachbarschaft. Henry und ich setzten uns auf die eine Seite — er in Jeans und einem Sakko aus Jeansstoff, ich in Jeans und meinem guten Tweed-Blazer — wie Zuschauer bei einem Tanzwettbewerb. Ich hatte fast eine geschlagene Stunde in einem Kaufhaus in der Innenstadt verbracht und schließlich eine Bluse aus roter Seide gewählt, von der ich dachte, daß sie Rosie gefallen könnte.
    Um zehn schlichen wir uns davon und eilten durch den Regen nach Hause.
    Ich schloß hinter mir die Tür ab, ging durch meine Wohnung und bestaunte sie ausgiebig: das Bullaugenfenster in der Eingangstür, die Wände aus poliertem Teak und Eiche und die Stauräume, die überall untergebracht waren. Es gab ein Gästebett zum Ausklappen, das ins Erkerfenster eingepaßt war, zwei Regiestühle aus Segeltuch, Bücherregale und meinen Schreibtisch. Die Wendeltreppe hinauf hatte ich zusätzlich zu dem Wandschrank auf der einen Seite ein paar Kleiderhaken, eine Doppelbettmatratze auf einer Plattform mit eingebauten Schubladen und ein zweites Badezimmer mit einer abgesenkten Badewanne und einem Fenster, das aufs Meer hinausging. Ich kam mir vor, als lebte ich auf einem Hausboot, mitten auf einem Fluß, gemütlich und praktisch, warm und lichtdurchflutet. Ich war so glücklich darüber, wieder zu Hause zu sein, daß ich kaum zu Bett gehen konnte. Nackt kroch ich unter einen Stapel Steppdecken und lauschte dem Regen, der an mein Oberlicht aus Plexiglas plätscherte. Ich empfand einen absurden Besitzerstolz — mein Kissen, meine Decke, mein geheimer Schlupfwinkel, mein Zuhause.
    Als ich wieder zu mir kam, war es sechs Uhr morgens. Ich hatte mir keinen Wecker gestellt, wachte aber aus alter Gewohnheit von selbst auf. Ich konzentrierte mich auf das Geräusch des Regens, schob den Gedanken an Joggen beiseite und schlief wieder ein. Um acht raffte ich mich auf und vollzog meine morgendlichen Waschungen. Ich frühstückte, las die Zeitung und stellte anschließend die Schreibmaschine auf. Dann ging ich kurz nach oben, um meine Notizen aus der Reisetasche zu holen. Als erstes mußte ich heute morgen den Mietwagen zurückgeben. Danach würde ich mit dem Taxi in mein Büro fahren, mich dort kurz zeigen und mir den neuesten Anwaltsklatsch zu Gemüte führen. Ich hatte noch nicht entschieden, ob ich im Büro oder zu Hause arbeiten wollte. Entweder bliebe ich gleich dort, oder ich würde irgend jemanden von Kingman and Ives dazu überreden, mich nach Hause zu fahren.
    Bis dahin wollte ich mich an die Schreibmaschine setzen und beginnen, im leidigen Adlersuchsystem meinen Bericht zu vervollständigen. Erst als ich den Deckel der Schreibmaschine abnahm, bemerkte ich, was ich beim Packen vor meiner Abreise aus Nota Lake übersehen hatte. Jemand hatte die beiden mittleren Reihen der Schreibmaschinentastatur gepackt und das Metall zu einem unentwirrbaren Knoten verdreht. Einige Tasten waren abgebrochen und andere einfach seitlich abgeknickt wie meine Finger. Ich setzte mich und starrte entgeistert auf die Maschine. Was ging hier vor sich?

13

    Ich beschloß, nicht ins Büro zu fahren, sondern mich statt dessen darauf zu konzentrieren, den ein oder zwei Anhaltspunkten nachzugehen, die ich besaß. In meinem tiefsten Inneren wußte ich ganz genau, daß die Schreibmaschine vor meiner Abreise aus Nota Lake ruiniert worden war. Trotzdem machte die Entdeckung mich nervös und zerstörte mein Gefühl von Sicherheit und Wohlbehagen. Verärgert zog ich meine unterste Schreibtischschublade auf, holte die Gelben Seiten heraus, blätterte die Einträge unter Büromaschinenreparaturen auf und

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