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Kopf in der Schlinge

Kopf in der Schlinge

Titel: Kopf in der Schlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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hatte er vielleicht Angst davor, daß ihm die Bullen dicht auf den Fersen sind. Der Kriminaler ist am nächsten Morgen noch mal gekommen, und Peck hat ihm Adresse und Telefonnummer von Toths Frau gegeben, genau wie ich es getan hätte.«
    »Haben Sie Tom Newquist von dem anderen Beamten erzählt?«
    »Genau wie Ihnen jetzt. Ich nahm an, daß es ein Kollege war, den er kannte.«
    »Was ist mit Toths Exfrau? Haben Sie Newquist gesagt, wo er sie finden kann?«
    »Klar. Bei der Frau haben sich die Leute inzwischen die Klinke in die Hand gegeben.«
    »Hat nicht schon mal jemand gemeint, Sie sollten nicht ganz so freizügig Informationen herausgeben?«
    »Lady, ich hüte hier nicht die öffentliche Sicherheit. Wenn ein Bulle hier reinkommt und etwas wissen will, dann möchte ich ihm nicht im Weg stehen.«
    »Was war das für ein Haftbefehl? War der von der hiesigen Polizei?«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen. Peck achtet nicht wie ich auf so was. Allerdings hat er die richtige Einstellung — wir sind hier, um hilfsbereit zu sein. In einem Laden wie dem hier möchte man die Bullen auf seiner Seite haben. Wenn eine Schlägerei ausbricht, will man, daß etwas passiert, nachdem man den Notruf gewählt hat.«
    »Ganz zu schweigen von Beistand mit den Leichen hinterher.«
    »Langsam kapieren Sie es.«
    »Könnten wir ein Stückchen zurückgehen, um sicherzustellen, daß ich alles richtig verstanden habe? Alfie Toth war zwei Wochen hier, von irgendwann ab Mitte Mai.«
    »Genau.«
    »Dann kam ein Kriminalbeamter in Zivil hierher, der einen Haftbefehl für ihn dabeihatte. Alfie erfuhr davon und ist — was Wunder — noch am selben Tag ausgezogen. Der Beamte kam noch einmal, und Peck hat ihm gesagt, wie er Alfie Toths Exfrau erreichen könne.«
    »Genau. Peck hat sich gedacht, daß Toth bei ihr untergeschlüpft wäre«, erklärte Estes.
    »Dann ist ungefähr am fünften Juni Tom Newquist aufgetaucht, und Sie haben ihm dieselben Informationen gegeben.«
    »He, ich bevorzuge niemanden, das ist mein Motto. Deshalb vertraue ich es Ihnen auch an. Warum zum einen ja sagen und zum anderen nein? So sehe ich es jedenfalls.«
    »Sie haben mir noch gar nichts anvertraut«, sagte ich.
    Er griff nach einem Stück Schmierpapier und kritzelte Namen, Adresse und Telefonnummer einer Frau darauf, offensichtlich alles aus dem Gedächtnis. Dann reichte er mir den Zettel.
    Ich nahm ihn und warf einen Blick auf die Adresse in Perdido. »Klingt, als wäre Alfie Toth auf einmal unheimlich gefragt gewesen.«
    »Mhm.«
    »Und Sie haben keine Ahnung, weshalb?«
    »Nee.«
    »Wie heißt Peck mit Vornamen?«
    »Leland.«
    »Steht er im Telefonbuch, für den Fall, daß ich ihn sprechen muß?«
    Estes schüttelte den Kopf. »Er hat eine Geheimnummer. Und die würde ich Ihnen ohne sein Einverständnis nicht geben.«
    Ich überlegte einen Augenblick, wußte aber nicht, was ich noch hätte fragen können. Ich konnte ihn ja jederzeit wieder auf suchen, wenn mir noch etwas einfiel. »Gut. Danke für Ihre Hilfe. Sie waren sehr großzügig, und das weiß ich zu schätzen.« Ich griff nach meinem Schirm und wechselte meine Tasche von der rechten Schulter zur linken, damit ich beides nehmen konnte.
    »Wollen Sie denn den Rest nicht hören?«
    Ich zögerte. »Welchen Rest?«
    »Der Kerl ist tot. Ermordet. Ein Wanderer hat seine Leiche vor ein paar Monaten oben bei Ten Pines gefunden. Am dreizehnten Januar. Daran erinnere ich mich, weil es der Geburtstag meiner Großtante ist. Tod. Geburt. Man muß kein Geistesriese sein, um diese Verknüpfung herzustellen. Ich hab’ alles hier drin.«
    Ich starrte ihn an. Eine kurze Nachricht in der Zeitung fiel mir wieder ein. »Das war Alfie Toth?«
    »Allerdings. Der Leichenbeschauer hat geschätzt, daß er seit sechs, sieben Monaten tot war — ziemlich genau seit der Zeit, als alle Welt auf der Suche nach ihm war, der Typ mit dem Haftbefehl und Ihr Tom Newquist eingeschlossen. Irgend jemand muß ihn geschnappt haben. Ein Jammer, daß sich Peck nie die Mühe gemacht hat, seine Merkfähigkeit zu schulen. Sonst hätte er der Starzeuge der Anklage sein können.«
    »Wofür?«
    »Wofür auch immer.«

    Ich setzte mich in meinen Wagen und versuchte zu begreifen, was das hieß. Alle Welt hatte Alfie Toth sprechen wollen, bis man ihn plötzlich tot aufgefunden hatte. Ich würde in alten Ausgaben der Lokalzeitung nachsehen müssen, aber soweit ich mich erinnerte, fanden sich dort herzlich wenig Informationen. Ein verwester Leichnam war in

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