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Kopf in der Schlinge

Kopf in der Schlinge

Titel: Kopf in der Schlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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reagiert, als er von Ritters Tod erfuhr?«
    »Ich bin nie dazu gekommen, ihm davon zu erzählen. Ich habe in der ganzen Stadt nach ihm gesucht, aber er war schon verschwunden, also habe ich vermutet, daß er abgereist ist. Heute weiß ich, daß er wahrscheinlich schon nach wenigen Tagen ermordet wurde, jedenfalls der Polizei zufolge.«
    »Und sonst hat er sich immer wieder gemeldet?«
    »Der Mann hat keine Woche vergehen lassen, ohne mich um Geld anzupumpen. Er hat es immer als sein Deckhonorar bezeichnet, aber das war nur ein Scherz zwischen uns. Alfie war stolz.«
    »Das glaube ich«, sagte ich.
    »Er fehlt mir wirklich. Ich meine, Lester ist in Ordnung, aber bei gewissen Sexualpraktiken kann er ein bißchen verklemmt sein. Er ist gegen alles, was Richtung Südpol geht, wenn Sie wissen, was ich meine.«
    »Sie glauben nicht, daß Lester irgend etwas mit Alfies Tod zu tun hatte? Vielleicht war er eifersüchtig?«
    »Das wäre er bestimmt gewesen, wenn er Bescheid gewußt hätte, aber ich habe ihm nichts verraten. Ich habe ihm erzählt, daß Alfie auf meiner Couch übernachtet, und er hatte keine Ahnung, daß wir bei jeder Gelegenheit gerammelt haben wie die Karnickel. Wenn man sich nur gebückt hat, um sich die Schuhe zuzubinden, hat einen Alfie schon bestiegen, dieser große, dumme Trottel.«
    »Und sonst hat sich niemand persönlich oder telefonisch nach ihm erkundigt?«
    »Meistens war ich in der Arbeit, also weiß ich wirklich nicht, was Alfie die ganze Zeit gemacht hat, außer trinken, auf Pferde wetten und Fernsehserien anschauen. Eingekauft hat er gerne. Er hat sich immer schick gekleidet, und da ist auch eine Menge seines Geldes geblieben. Warum die Kreditkartenfirmen ihm immer wieder ihre Plastikkarten geschickt haben, ist mir ein Rätsel. Er mußte zweimal den Offenbarungseid leisten. Na, vielleicht hatte er Freunde. Hatte er eigentlich immer. Wie gesagt, er war ein reizender Mensch. Wissen Sie, geil, aber nett.«
    »Muß ein sympathischer Mann gewesen sein«, murmelte ich und hoffte, Gott würde mich nicht auf der Stelle tot Umfallen lassen.
    »Tja, war er auch. Er war nicht streitsüchtig, und man konnte gut mit ihm auskommen. Er ist nie in Kneipenschlägereien geraten oder hat jemanden beleidigt. Er war nichts als ein großer, dummer Junge mit einem Steifen«, sagte sie mit bebender Stimme. »Anscheinend wird man heutzutage nicht mehr aus einem bestimmten Grund ermordet. Es passiert einfach. Alfie war ein Trottel, und er hat nicht immer besonders klug gehandelt. Womöglich hat ihn jemand aus Jux und Tollerei umgebracht.«

    Ich fuhr nach Santa Teresa zurück und versuchte, nicht allzu intensiv über die Informationen nachzudenken, die ich erhalten hatte. Ich ließ meine Gedanken einfach fließen, ohne zu versuchen, sie zu ordnen oder zu verarbeiten. Langsam tastete ich mich an etwas heran. Ich wußte nur nicht, was es war. Eines schien sicher: Tom Newquist war auf derselben Spur gewesen, und vielleicht hatte ihn das, was er herausgefunden hatte, in unsägliche Bedrängnis gestürzt.
    Kurz nach drei Uhr kam ich an meiner Wohnung an. Der Regen hatte sich fürs erste gelegt, doch der Himmel war mit dunklen Wolken bedeckt, und die Straßen waren immer noch naß. Ich wich den Pfützen aus, meinen zusammengeklappten Schirm unterm Arm, und schritt mit einem Gefühl der Erleichterung darüber, wieder zu Hause zu sein, durch das Tor. Ich schloß meine Tür auf und schaltete das Licht ein. Mittlerweile hatte meine Hand leicht zu schmerzen begonnen, und ich hatte es satt, mich mit der Schiene herumzuschlagen. Ich schüttelte die Jacke ab, holte mir in der Küche ein Glas Wasser und nahm ein Schmerzmittel. Dann setzte ich mich auf einen Hocker und nahm den Gazeverband von den Fingern. Ich warf die Schiene beiseite, ließ aber das Pflaster an Ort und Stelle. Die Geste war zwar rein symbolisch, aber dennoch heiterte sie mich auf.
    Ich sah nach dem Anrufbeantworter, der eine Nachricht aufwies. Ich drückte die Taste und hörte Toms Kontaktperson aus dem Sheriffbüro, die mir einen Satz hinterlassen hatte. »Hier ist Colleen Seilers, ich bin bis fünf Uhr zu Hause, falls Sie noch interessiert sind.«
    Ich wählte ihre Nummer. Schnell nahm sie ab, fast als hätte sie auf den Anruf gewartet. Ihr »Hallo« war vorsichtig. Ohne jeden Beiklang von Wärme oder Freundlichkeit.
    »Hier ist Kinsey Millhone. Sie haben bei mir angerufen«, sagte ich. »Spreche ich mit Colleen?«
    »Ja. Sie haben mir auf Band gesprochen, daß Sie

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