Kopfgeld auf Han Solo
gerade durchsichtige lila Strümpfe an und ein Oberteil, das ihren üppigen Busen vorteilhaft zur Geltung brachte, fetzt stöberte sie - sichtlich auf der Suche nach etwas Exotischem - in einer Truhe mit Musikinstrumenten herum und entschloß sich schließlich für eine goldene Flöte. Sie beim Tanz zu spielen, würde mühsam sein, und wenn sie schlecht spielte, forderte sie damit das Schicksal heraus, aber Manaroo würde schließlich um ihr Leben tanzen und mußte den Hutt beeindrucken.
Sie hatte den Befehl erhalten, vor Jabba zu tanzen, und alle im Raum wußten, daß der Hutt übel gelaunt war, weil der Rancor tot war. Die anderen Tänzerinnen saßen zusammengedrängt in einer Ecke und warfen Manaroo bedauernde Blicke zu. Dengar staunte über ihre Stimmung. Sie war vor Angst fast gelähmt und hatte keine andere Wahl, als auf ihre tänzerischen Fähigkeiten zu vertrauen. Diese Gefühle erfüllten den Hintergrund ihres Bewußtseins.
Vordergründig konzentrierte sich Manaroo darauf, mit mentalen Spielen ihre Entschlußkraft zu festigen. Das entsprach ganz der Phantasievorstellung Dengars, der sich ausmalte, er würde Han Solo töten.
Manaroo machte sich ein geistiges Bild von Jabbas Thronsaal, aber in ihrem Geist saß dort auf dem Thron nicht Jabba, sondern Dengar. Er sah ihr beim Tanz zu und rief immer: »Tanz, tanz um dein Leben!«, als ob das ein heiteres Spiel und ein Witz wäre.
Und in ihren Träumen tanzte Manaroo voller Liebe und Hingabe. Sie malte sich jede Bewegung aus, die sie im Laufe der Jahre eingeübt hatte, und jede Pirouette, jeder Sprung war Dengar gewidmet. Jede dieser Bewegungen war für den Mann gedacht, den sie liebte, den Mann, mit dem sie eines Tages ihren Geist verschmelzen wollte, um mit ihm eins zu werden. Und wie sie so im Geiste graziös vor Dengar tanzte, flüsterte sie: »Wenn ich dir so viel Vergnügen bereite, Mylord, mein Geliebter, warum erwiderst du dann meine Gefühle nicht? Weshalb heiratest du mich nicht?«
Dengar zog den Attanni verblüfft heraus und wußte in diesem Augenblick, daß er jetzt nicht mehr weggehen konnte. Die machtvollen Gefühle, die ihn durchpulsten, wenn er mit ihr verbunden war, wirkten wie eine Art moralischer Kompaß und sagten ihm, was zu tun war. Und ebenso wie Han Solo, der manchmal den Eindruck vermittelte, als würde er an Todessehnsucht leiden, wußte Dengar jetzt, daß er dem Sturm ins Auge sehen mußte.
Er mußte sie retten, aber wie sollte er das anstellen?
Dengar wunderte sich darüber, daß sie sich jetzt auf einen Auftritt vorbereitete, wo doch im ganzen Palast solche Unruhe herrschte, und in dem Augenblick war ihm klar, daß er ein Ablenkungsmanöver planen mußte. Einfach blindlings in den Thronsaal zu treten und zu versuchen, den Hutt zu töten, würde der schiere Selbstmord sein. Aber in den letzten paar Tagen hatte es im Palast zwei Morde gegeben.
In beiden Fällen waren gründliche Ermittlungen angestellt worden, die einige Stunden lang für große Aufregung gesorgt hatten. Und mehr Zeit als ein paar Stunden brauchte Manaroo nicht. Die Tötung eines willkürlich ausgewählten Opfers schien angebracht. Unter den Henkersknechten, die in Jabbas Sold standen, mangelte es nicht an Opfern, die ihr Schicksal verdienten.
Das Problem war leicht gelöst. Dengar begab sich einfach zu einer Wachstube und warf eine Handgranate hinein. In dem allgemeinen Lärm und Trubel, der im Palast herrschte, bemerkten nur wenige Leute, was geschehen war. Aber die sich anschließende Ermittlung nahm doch den größten Teil des Abends in Anspruch, und die Laune des Hutt verbesserte sich beträchtlich, als er das Blutbad sah, das Dengars Handgranate unter seinen gamorreanischen Wachen angerichtet hatte.
So verblüffte es alle, als Jabba schließlich den Blick von den zerfetzten Leichen der Wächter wandte und »Ich bin hungrig« knurrte. »Bringt mir zu essen und weckt mein Tanzmädchen! Alle sollen sich in der großen Halle versammeln! Heute abend wollen wir feiern, lind ich will keine weiteren Störungen mehr!«
Die Nächte auf Tatooine waren kurz, und weil sie die Chance boten, der glühenden Hitze des Tages zu entkommen, nutzten sie nur wenige für den Schlaf.
So kam es, daß Dengar spät am Abend im Thronsaal saß und auf Manaroos Tanz wartete. Er hatte den Attanni eingeschraubt und lauschte Manaroos Gedanken. Sie war vor Angst vor dem bevorstehenden Tanz wie gelähmt und gab sich jetzt alle Mühe, ihre Ängste zu verdrängen, ruhig zu werden, sich zu
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