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Kopfjagd

Kopfjagd

Titel: Kopfjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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am Eingang einer schmalen Schlucht. Sie hatten trotz des
Regens bereits ein Feuer brennen, was aber angesichts der vielen
Dornbüsche hier gar nicht so schwer zu entfachen war, und dessen
Rauch kräuselte sich träge in der feuchten Luft.
    Van Horne stand neben dem Wagen, und ich bemerkte,
daß jemand, vermutlich wohl der Colonel Bonilla, auf dem
Rücksitz saß, bei offener Tür. Er war ein großer,
gutaussehender Mann. Seine Koteletten waren vorzeitig ergraut, denn ich
schätzte ihn auf kaum mehr als vierzig Jahre. Er machte in seinem
Kavalleriemantel eine sehr stattliche Figur. Es war etwas sehr
Intelligentes und Zynisches an ihm. Sein Gesicht war das eines Mannes,
der alles gesehen hat, dem nichts Menschliches fremd geblieben ist und
der deshalb an nichts mehr glaubt. An gar nichts mehr.
      Der Sergeant übergab mich dem
Leutnant, und der führte mich den Rest des Weges. Bonilla
betrachtete mich ruhig.
    »Ihr Name, Señor?« forderte er höflich.
    »Emmet Keogh. Ich bin britischer Staatsbürger.«
      »Keogh?« Er runzelte die
Stirn. »Ein ungewöhnlicher Name, Señor. Ich habe ihn
schon mal gehört. Waren Sie nicht der Sicherheitsmann in den
Silberminen von Hermosa?«
    »Das stimmt. Sie scheinen überrascht zu sein.«
    »Sie habe ich mir ganz anders vorgestellt, Señor.«
    »Inwiefern? Mit zwei Hornern und einem Schwanz?«
    »Kann auch sein. Ihre Papiere bitte.«
      Ich holte meine vom Polizeichef in
Bonito ausgestellte Transportgenehmigung hervor. »Ich habe nur
das bei mir.«
      Er studierte sie mit ernstem Gesicht.
»Sie sollen also eine LKW-Ladung mit Nachschub bei diesem Gomez
in Huila abliefern?«
      »Das stimmt. Für Señor Janos, den Besitzer des Hotels Blanco in Bonito.«
      »Señor Janos zu kennen
ist nicht gerade eine besondere Empfehlung, glauben Sie mir das. Dieser
Mann hier« – er deutete auf van Horne – »hat
mir soeben seinen eigenen Bericht über die Ereignisse der
vergangenen Nacht an der Poststation gegeben. Ich bin gern bereit, mir
den Ihren anzuhören.« Er nickte dem jungen Leutnant zu.
»Führen Sie den da weg.«
      Der Leutnant versetzte van Horne
einen nicht übermäßig sanften Stoß zum Zeichen,
sich zu bewegen.
    Bonilla kicherte. »Ich fürchte, Leutnant
Cordona hat nicht allzu viel für Ihren Freund übrig. Wissen
Sie, er ist ein sehr korrekter junger Mann. Als er noch ein kleiner
Junge war, hatten seine Eltern geplant, ihn Priester werden zu lassen,
und er hat auch eine entsprechende Erziehung genossen. Sie werden ohne
Mühe begreifen, daß für so jemanden ein Mann wie Ihr
Freund, der sich als Priester ausgibt, obwohl er gar keiner
ist…«
      Er holte ein silbernes Zigarettenetui
hervor, wählte sich sorgfältig eine Zigarette aus,
zündete sie an und blies den Rauch in den Regen hinaus.
      »Also gut, lassen Sie uns mal Ihre Version der Geschichte hören.«
      Ich berichtete ihm alles
wahrheitsgemäß. Als ich fertig war, nickte er langsam.
»Bemerkenswert, sehr bemerkenswert.«
      Er griff nach hinten und brachte die
Gladstonetasche zum Vorschein. »Da drin sind
dreiundfünfzigtausend Dollar, wußten Sie das?«
      »Ich habe van Horne gestern
früh in Bonito zum ersten Mal in meinem Leben gesehen, als er drei
Männern, die bei den Polizeibaracken öffentlich hingerichtet
wurden, die Beichte abnahm. Er sah wie ein Priester aus. Er benahm sich
wie ein Priester, und alle hielten ihn auch für einen, mich
eingeschlossen. Als er am Abend plötzlich bei Tacho auftauchte,
als die Geschichte dort mitten im Gange war, rettete er mich davor, an
einem Strick hochgezogen zu werden. Und er rettete das Mädchen vor
weiß Gott was… Das müßte ihm doch einige
Pluspunkte einbringen, was immer sonst er gewesen sein mag.«
      »Na ja, aber fünf auf
einen Streich, lieber Freund, das ist ein bißchen viel. Doch wir
werden später noch einmal darüber reden, wenn meine andere
Patrouille zurück ist.«
      Er schnippte mit dem Finger und
alsbald war der Sergeant zur Stelle. »Schaff ihn zu seinem
Freund, und bring mir das Frühstück.«
      Ich ging zu van Horne, der an einem
Felsen lehnte. Sein Hemd klebte ihm am Leibe, und er zitterte vor
Kälte. »Na, was haben Sie ihm erzählt?« fragte
er.
    »Die Wahrheit, was sonst?«
      »Wunderbar.« Er
lächelte schwach. »Nicht, daß es irgendeinen
Unterschied macht. Es ist nur ein möglicher Weg, aus der
Geschichte herauszukommen, Keogh.«
      »Vielleicht.« Ich sah mich um. »Was haben sie mit dem Mädchen

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