Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kopfjagd

Kopfjagd

Titel: Kopfjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
Vom Netzwerk:
einbogen, war mir klar, daß wir
es geschafft hatten und ihnen entkommen waren.
      Van Horne drehte sich zu mir und
grinste mich triumphierend an, während er bei der Einfahrt in eine
Schlucht den Gang zurückschaltete. Dann aber, als er wieder nach
vorn blickte, trat er mit einem plötzlichen Aufschrei wieder hart
auf die Bremse. Ein ganzes Stück des Berges schien abgebrochen und
in einer Lawine aus Gestein und Erde heruntergekommen zu sein.
Vermutlich eine Folge des heftigen Regens der Nacht: ein Erdrutsch. Und
der Pfad war für alle Zeiten von der Landkarte verschwunden.
      Er rammte den Rückwärtsgang
ein und begann den Mercedes zu wenden. Aber es war zu spät. Etwa
ein Dutzend federales kam bereits über die Bergkuppe galoppiert. Sie fluteten über uns herein wie die stürmische See.
    Die Enfield lag schußbereit in meiner Hand.
Kein Zweifel, ein paar von ihnen hätte ich noch erledigen
können, aber mehr hätte ich auch nicht erreicht. Und das
schien unter den gegebenen Umständen sinnlos zu sein. Ich legte
sie auf den Sitz und hob so demonstrativ, wie ich nur konnte, die
Hände hoch.
    4

    Die nächsten paar Minuten hätten gut
meine letzten sein können. Ich bekam einen Stiefel zwischen die
Schulterblätter, als ich aus dem Mercedes stieg, und ging von dem
Stoß zu Boden. Und dort war auch nicht der beste Platz angesichts
eines Dutzends wild herumtrampelnder Pferde, die ihr Bestes taten, mich
in den Boden zu stampfen. Zweimal traf mich ein Huf, das zweite Mal so
heftig, daß ich glaubte, man hätte mir eine Rippe
buchstäblich herausgetreten. Dann spürte ich einen eisernen
Griff am Kragen, der mich hochzog.
      Van Horne stützte mich mit der
einen Hand, während er die andere zur Faust geballt, dem
nächststehenden Pferd derart in die Seite hieb, daß es
hochging und fast seinen Reiter abwarf. Jemand schlug mit einer
beschlagenen Lederreitpeitsche auf ihn ein. Er wickelte sie sich um
seinen Arm, dann zog er daran mit einem scharfen Ruck und holte den
Reiter, der sie hielt, aus dem Sattel, scheinbar ohne große
Anstrengung. Zum ersten Mal erlebte ich die schier unglaubliche Kraft
dieses Mannes.
      Ein paar Augenblicke lang herrschte
erhebliche Verwirrung, während die Soldaten hektisch versuchten,
ihre Pferde wegzubekommen, damit diese ihren unglücklichen
Kameraden nicht zertrampelten. Der eine oder andere zog bereits das
Bajonett und es sah einen Moment lang ziemlich schlecht für uns
aus. Dann aber krachte ein einzelner Pistolenschuß, und ein
junger Offizier bahnte sich seinen Weg durch den um uns gezogenen Ring,
um kurz vor uns sein Pferd scharf zu zügeln.
    Er hatte ein schmales, hageres Gesicht mit einem
dunklen schmalen Schnurrbart. Er trug die silbernen Balken eines
Leutnants. Anders als die meisten der Truppe trug er keinen dieser
Gummi-Ponchos. Seine maßgeschneiderte Uniform war völlig
regendurchnäßt.
      Er lächelte kalt und
überlegen, beugte sich aus dem Sattel und drückte van Horne
den Lauf seiner Pistole zwischen die Augen. »Groß oder
klein, Señor, stark oder schwach, eine einzige Kugel
genügt.«
      »Rufen Sie Ihre Hetzhunde
zurück«, erwiderte ihm van Horne. »Wir kommen ganz
friedlich mit.«
      »Das werden Sie in der Tat. Ich
habe den Befehl, Sie möglichst lebend zu fangen. Aber mir
wäre es an Ihrer Stelle wesentlich lieber, wenn ich diesem Befehl
nicht Folge leisten würde. Sie sind eine Verhöhnung jeden
Anstands. Ziehen Sie diese Soutane aus.«
      Van Horne blickte ihn mit den
Händen in der Hüfte herausfordernd an. »Und wenn ich
Sie auffordere, ›den Befehl‹ zu mißachten, Sie
halbe Portion?«
      Der Leutnant stieg ab, warf die
Zügel seines Pferdes einem seiner Leute zu und sah van Horne starr
an. Seinen Revolver hielt er in Gürtelhöhe. Er zog sehr
demonstrativ den Abzugsbolzen zurück.
      »Señor, aus ganz
persönlichen Gründen, die Sie überhaupt nichts angehen,
mag ich Sie nicht und auch nichts an Ihnen und um Sie. Ich versichere
Ihnen jetzt ausdrücklich beim Grab meiner Mutter: Wenn Sie nicht
genau das tun, was ich Ihnen sage, dann bekommen Sie, was Sie mehr als
verdienen.«
      Das Lächeln war aus seinem
Gesicht verschwunden. Aber bei genauem Hinsehen konnte man erkennen,
daß die Waffe in seiner Hand etwas zitterte.
      Van Horne hob, wie zum Zeichen der
Besänftigung, seine Hand und sagte: »In Ordnung, gut, gut,
Junge. Was tut man nicht alles für ein ruhiges Leben.«
    Er knöpfte seine Soutane am Hals auf, zog sie sich über

Weitere Kostenlose Bücher