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Kopfjagd

Kopfjagd

Titel: Kopfjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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kleines Feuer gemacht, damit Kaffee gekocht werden konnte. Van Horne und ich lagen währenddessen müde am Boden und sahen zu. Alle außer uns bekamen Kaffee. Das Mädchen war darüber besonders betrübt. Sie sah immer wieder zu uns herüber. Einmal goß sie einfach einen Becher voll und zupfte Cordona bittend am Ärmel, aber er wehrte sie unwirsch ab.
      »Dieser Wurm hat beschlossen, uns fertigzumachen, ist dir das klar?« fragte van Horne.
    »So etwas in der Art ist mir in der Tat schon in den Sinn
    gekommen«, antwortete ich sarkastisch. »Wenn Sie nur wenigstens einen Methodisten gemimt hätten, Bruder. Vielleicht hätte ihm das nicht so viel ausgemacht.«
      Aus irgendeinem Grund fand er das furchtbar lustig und lachte laut los, und dies gefiel Cordona ganz und gar nicht. Er schoß uns wütende Blicke zu und befahl dann seinen Leuten den Aufbruch.
      Der Nachmittag lief ebenso ab wie der Vormittag. Mit anderen Worten, es war eine lange Leidenszeit, die nie mehr zu enden schien. Gegen Abend begann es wieder heftig zu regnen, und ich taumelte am Schluß der Kolonne, frierend, durchnäßt und völlig am Ende. Meine Beine waren so schwer, daß mir jeder Schritt, den ich doch noch tun konnte, wie ein kleines Wunder erschien.
      Als wir endlich spätabends in den Ruinen einer alten rancheria für die Nacht lagerten, fiel ich völlig erledigt zu Boden und kroch, als mich mein Aufseher und Seilführer losband, nur noch auf allen vieren in den Schutz einer Lehmziegelmauer.
      Wir hatten wohl etwa dreißig Meilen zurückgelegt und noch an die zwanzig vor uns. Ich öffnete müde die Augen und fand van Horne neben mir.
      »Ich werde alt, Keogh, so sieht's aus.« Sein Gesicht war grau und von den Strapazen gezeichnet, aber er war noch immer imstande zu lächeln. »Soll ich dir was sagen? Ich habe beschlossen, daß ich unseren Freund auch nicht eine Spur mag.«
      Es brannten drei Feuer. Die Männer suchten im nahen Dickicht Holz und Reisig zusammen. Bald hing der Geruch von Kaffee und gebratenem Speck in der feuchten Luft.
    Nach einer Weile erschien das Mädchen mit einem Blechbecher voll Kaffee in der einen und einer Pfanne mit frijoles in der anderen Hand. Und schon kam Cordona wieder angerannt und schlug ihr den Becher aus der Hand. Er packte sie am Handgelenk und tat ihr dabei wirklich weh.
      »Ich habe doch gesagt, die beiden kriegen nichts, verdammt noch mal«, schrie er. Dann zögerte er, offensichtlich doch etwas verunsichert wegen der Anzeichen von Schmerz in ihrem Gesicht.
    »Fühlst du dich jetzt besser, Bubi?« fragte ihn van Horne.
      Cordona schoß mit geballter Faust herum, hielt sich aber doch zurück, wenn auch nur mit der größten Anstrengung. Dann packte er das Mädchen am Arm und zog sie mit sich zurück zum Feuer.
      Der Regen wurde noch stärker und mit ihm auch unser Elend, als es schnell dunkel wurde. Einige der Soldaten sahen ab und zu verstohlen zu uns herüber, wie wir uns im strömenden Regen zusammenkauerten. Cordona ignorierte uns. Er blieb einfach rauchend an seinem Privatfeuerchen sitzen und trank eine Tasse Kaffee nach der anderen.
      Schließlich stand Victoria sehr entschlossen auf, holte sich zwei Pferdedecken und kam damit zu uns herüber. Sie gab eine van Horne, beugte sich dann zu mir herunter und breitete die andere über sich und mich. Die Soldaten sahen verstohlen erst Cordona und dann einander an. Ich konnte ihr Gewisper hören, aber er machte trotzdem keine Anstalten, etwas zu unternehmen. Er starrte nur vor sich hin. Sein Stolz verbot ihm, einen neuen Wutanfall zu zeigen.
    Ich zitterte wie Espenlaub, und meine Zähne klapperten. Aber allmählich wurde es mir jetzt doch wärmer, unter der Decke. Und auch, weil das Mädchen sich an mich preßte. Als das Zittern aber gar nicht aufhörte, zog sie mein Gesicht an ihre Schulter und die Decke über meinen Kopf. Dann begann sie mich sanft zu wiegen. Und ich vergaß ihr Alter und ihre Herkunft, und meine Augen fielen mir schläfrig zu. Sie war einfach eine Frau, die zur rechten Zeit das Richtige tat. Wie ja alle Frauen im Grunde weise geboren werden und fast immer die richtigen Mittel kennen.
    In der Nacht hörte es auf zu regnen, und der folgende Tag zog in blauer Wolkenlosigkeit herauf. Die Sonne stieg schon früh empor. Mitte des Vormittags war es bereits so heiß, daß schon wieder sämtliche Nässe aus diesem dürren Land gewichen war, und der Staub, den die Hufe der Pferde aufwirbelten, in einer dicken Wolke

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