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Kopfjagd

Kopfjagd

Titel: Kopfjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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versuchte. Plötzlich wirbelte er herum und schoß wütende Blicke durch den Raum, als suchte er jemanden, den er prügeln könnte.
    »Ich habe gelesen, daß ihr nie mehr als zehntausend Mann gegen die Engländer gehabt habt. Wo war denn der Rest?«
      Er versuchte mich offensichtlich zu provozieren, weiß Gott, warum. Ich war mir über seine Stimmung im klaren, aber ich wollte nicht auf dieses Spiel eingehen. »Für mehr Leute hatten wir keine Waffen.«
      »Ach, komm, Keogh, komm!« Er lachte rauh und wischte sich mit einem alten Fetzen den Schweiß vom Gesicht. »Weißt du, was ich glaube? Kerle wie du und alle, die da mitgemacht haben, ihr wart eben solche, die Spaß dran hatten, Leute umzubringen. Es hat euch Spaß gemacht, die ganze Geschichte. Ein Schuljungenspiel war das für euch, aber mit echten Waffen.«
      »Da könntest du gar nicht so unrecht haben«, gab ich lachend zu und holte die letzte Zigarette aus meinem zerkrumpelten Päckchen Artistas.
      Aber das paßte ihm auch nicht, und er knurrte verdrossen: »Und ich habe doch auch gelesen, daß es mit der Schießerei so überhand nahm, daß sie ein Gesetz erlassen mußten, wonach jeder, der auf der Straße an einem Polizisten vorbeikam, die Hände hochzunehmen hatte.«
    »An einigen Orten war das so, glaube ich.«
      »Selbstverständlich war es so.« Er war mittlerweile völlig in Rage. »Und wie viele also hast du ins Jenseits befördert, Keogh, im Namen deiner verdammten Sache?«
      »Tja, Mr. van Horne, so viele eben, wie ich mußte«, beschied ich ihn gleichgültig.
      Und da stand er da und starrte mich an und war wirklich zornig. Wie ein großer, gereizter Stier, der gleich angreifen wird. Was als nächstes passiert wäre, mag dahingestellt bleiben, denn der Ablauf der Dinge wurde durch einen im Schloß rasselnden Schlüssel unterbrochen.
    Leutnant Cordona, wie aus dem Ei gepellt, in frisch gebügelter Khakiuniform und mit blitzblank polierten Stiefeln, die im düsteren Licht der Zelle geradezu spiegelten, erschien.
      »Sieh an, wenn das nicht unser kleiner Soldat ist«, sagte van Horne. »Uns werden doch nicht zu guter Letzt noch Gefälligkeiten erwiesen?«
      »Sie kriegen mehr als Ihnen lieb ist, glauben Sie mir das«, antwortete Cordona kühl und befahl uns, mit ihm zu kommen.
      Er führte uns über den Hof, und ein halbes Dutzend Soldaten eskortierte uns. Wir hatten noch immer die rasselnden Eisen an den Füßen. Wir gingen durch ein Tor in einen abgeschlossenen Patio und kamen schießlich in einen kleinen, ummauerten Garten mit einem Brunnen und einem in voller Blüte stehenden Feuerbaum. Mittendrin ließ es sich Colonel Bonilla in einem Korbstuhl auf der Terrasse wohl sein.
      Wie Cordona trug er eine tadellos maßgeschneiderte Uniform und spiegelblank polierte Stiefel. Er sah überhaupt sehr korrekt und militärisch aus. Er befahl Cordona, uns nach drinnen zu bringen, erhob sich und schritt gravitätisch durch die offene Glasflügeltür voran.
      Der Raum war nur sehr karg möbliert und diente ihm offenbar als Büro. Es gab einen Schreibtisch und einen Stuhl, verschiedene Generalstabskarten an der Wand, ein Feldbett in einer Ecke, und das war schon so ziemlich alles.
      Er setzte sich hinter seinen Schreibtisch und steckte sich eine Zigarre in den Mund, für die ihm Cordona Feuer reichte. Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, musterte uns beide ausgiebig und begann dann zu sprechen.
      »Ja, auf vielerlei Weise könntet ihr euch gar nicht besser ergänzen, ihr beide. Wirklich ganz bemerkenswert. Zwei Gauner zusammen.«
    »Ach, so würde ich das nicht sagen«, wandte van Horne ein.
      »Ach nein, Pater? Es macht Ihnen doch nichts aus, wenn ich Sie auch weiterhin so nenne?«
    »Von mir aus nennen Sie mich, wie, zum Teufel, Sie wollen«,
    erklärte ihm van Horne gutmütig.
      »Wenn das so ist, habe ich ja eine ziemliche Auswahl. Mörder? Ja, mehrfacher sogar. Dieb?« Bonilla wandte sich mir zu. »Würden Sie mir glauben, Señor Keogh, wenn ich Ihnen erzählte, daß er selbst die Finger eines toten Mannes abgeschnitten hat, nur um an die Ringe zu kommen, die daran steckten? Völlig ohne Skrupel oder Ehrgefühl. In mindestens zwei Staaten in den USA warten Todesurteile auf ihn.«
      »Jedermanns schlimmer Bube, das bin ich«, sagte van Horne, »und?«
      »Und in hervorragender Gesellschaft, Pater, wie ich Ihnen versichern kann. Ich habe hier eine hochinteressante Mitteilung aus Mexico City vom

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