Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kopfjagd

Kopfjagd

Titel: Kopfjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
Vom Netzwerk:
Es war nicht schön, und es war doch schöner als jedes andere, das ich je in meinem Leben gesehen hatte.

    Ich schlief drei oder vier Stunden und wachte erst kurz vor zehn Uhr auf, jedenfalls zeigte der alte Blechwecker, der neben dem Bett stand, diese Zeit.
    Keine Spur von van Horne. Als ich die Tür öffnete und auf den Hof blickte, sah ich ihn zusammen mit Janos an einem Tisch sitzen. Sie spielten im diffusen zitronenfarbenen Schein einer Öllampe Karten.
      Ich fühlte mich rastlos und war ein wenig deprimiert ganz bestimmt war mir nicht nach Gesellschaft. Also lief ich einmal um den Hof herum und blieb im Schatten, bis ich in den Garten kam.
      In Bonillas Büro brannte kein Licht, und so hatte ich den ganzen Ort für mich allein. Die Luft war nach der Hitze des Tages frisch, eine Brise zerstäubte silbern das Wasser des Springbrunnens, und in einer schwarz gegen den Sternenvorhang stehenden Zypresse hing ein nahezu voller Mond.
      Es war sehr friedlich. Draußen vor der Mauer spielte irgendwo eine Gitarre, und jemand sang leise dazu. BilderbuchMexiko, wie es die Touristen erwarten. Die Brise schüttelte die Zypresse, aber es bewegte sich noch etwas mit ihr, ein dunkler Schemen, der wie durch Zauberei plötzlich einen Arm um meinen Hals hatte. Vor meinen Augen blitzte matt die Klinge eines Messers.
      Die Stimme klang wie das abendliche Rascheln trockenen Laubs in einem Wald. »Seien Sie vernünftig, Señor. Sie haben nichts zu fürchten.«
      Aus dem Schatten trat Victoria Balbuena. Der Arm ließ mich los, und sie streckte mir die Hände entgegen. Sie lächelte. Es war ein Lächeln, das die Nacht sonnenhell machte.
      Sie wollte mich in den Schatten ziehen, aber ich wehrte mich dagegen. »Augenblick, Augenblick, wohin gehen wir?«
      Ihre Augen waren beredt genug, aber es war Nachita, der für sie sprach. »Wir gehen weg von hier, Señor, wir verlassen Huila heute nacht. Beim Morgengrauen werden wir schon in den Bergen sein. Dort kann kein federale dieser Welt einen Yaqui fangen. In vier Tagen sind Sie im Land des Windflusses und in Sicherheit.«
    »Aber warum wollen Sie mich dorthin bringen?«
    »Weil meine Dame es so wünscht.«
      Mit dieser Redewendung versuchte er mir Victorias Rang deutlich zu machen, und er zeigte mir zugleich, was das für ihn bedeutete. Cordona hatte also gewußt, wovon er sprach.
      Ich hielt Victorias Hand sehr zart und schüttelte den Kopf. »Es ist nicht möglich.«
      Nachita fuhr fort: »Heute morgen sahen Sie an dem Pfahl dem Tod ins Auge, aber Sie sind noch immer am Leben. Die Dinge haben ein gutes Ende genommen.«
      Er hatte ein bemerkenswertes Gesicht, und ich glaube, nach diesen Worten nahm ich ihn eigentlich zum ersten Mal richtig wahr, als wir uns in diesem Augenblick direkt gegenüberstanden: gerade Nase, dünne Lippen, sehr hellbraune Haut. Er wirkte stark, intelligent und auf ruhige Art stolz. Ich war um so mehr von ihm beeindruckt, als ich später erfuhr, daß er bereits zweiundsiebzig Jahre alt war.
      Ich erwiderte: »Drei Leben für eines. Colonel Bonilla schenkte mir und meinen beiden Gefährten das Leben für das eines Mannes namens Tomas de la Plata.«
      Er entgegnete ruhig: »Aber de la Plata ist noch immer am Leben, jedermann weiß das.«
      »Deswegen fahren wir ja morgen nach Mojada, um das zu ändern.«
      »Dann werden Sie ein schlimmes Schicksal erleiden«, urteilte er ohne weitere Umschweife.
      Victoria hielt mich mit eisernem Griff fest. Ich beugte mich näher zu ihr und sagte entschlossen: »Es ist Ehrensache. Van Horne hat uns beide bei Tacho gerettet, dich genauso wie mich. Soll ich ihn etwa jetzt im Stich lassen?«
    Gott allein mag wissen, warum ich hier und jetzt mit diesem Argument kam, aber Victoria nahm es ernst, nickte und schob dabei ihre Hände in meine. Ich versuchte, sie auf die Wange zu küssen, aber sie wich aus und küßte mir statt dessen die Hand. Sie trug ein handgearbeitetes indianisches Silberamulett an einer Lederschnur um den Hals. Sie nahm es nun mit einer plötzlichen schnellen Bewegung ab und legte es mir um. Dann richtete sie sich auf und küßte mich auf europäische Art, wandte sich ab und verschwand in der Dunkelheit.
      Nachita sagte: »Ich kenne Mojada, Señor. Es ist ein Grab, in dem noch viele Platz haben. Denken Sie noch einmal darüber nach.«
      »Es ist ein weiterer Schritt auf meinem Weg, mein Freund«, erklärte ich ihm. »Ich ändere niemals meine Entschlüsse. Kümmern Sie

Weitere Kostenlose Bücher