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Kopfjagd

Kopfjagd

Titel: Kopfjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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den müden, zerfurchten Gesichtern der vorzeitig Gealterten. Männer, die seit ihrer Kindheit wie die Pferde geschuftet hatten, nur um Leib und Seele zusammenzuhalten. Sie hatten mit nichts begonnen, und sie würden auch mit nichts enden.
      Innen war es kühl und dunkel. Der Boden war gefliest, zwei oder drei Tische mit Stühlen standen herum, und es gab eine Bar, deren Theke sehr sauber geschrubbt war. Dahinter standen Flaschen in einer Reihe. Es war nicht ein Gast zu sehen und auch kein Personal. Janos hämmerte mit seinem Stock auf die Theke und ließ sich dann auf einen Stuhl fallen. Schon rann ihm wieder der Schweiß vom Gesicht.
      Ein plötzlicher überraschter Laut war zu vernehmen. Ich drehte mich um. Im offenen Eingang links von der Bar stand eine Frau. Sie war vielleicht vierzig und wirkte, als hätte sie unser Anblick zu Tode erschreckt. Sie war hochschwanger, und es stand zu befürchten – wie ich nach meinem vierjährigen Medizinstudium urteilte – daß die Geburt jeden Augenblick beginnen könnte.
      Hinter ihr erschien ein Mann, der sich gerade die Jacke anzog, groß und hager, in mittleren Jahren, eisengraue Haare und ein Schnurrbart von der gleichen Farbe. Er murmelte der Frau etwas zu, schob sie dann zur Tür hinaus und kam näher.
    »Zu Ihren Diensten, Señores.«
    »Und wer sind Sie wohl?« fragte Janos.
      »Rafael Moreno, Señor. Mir gehört das Hotel. Ich bin außerdem auch Bürgermeister von Mojada.«
    »Tatsächlich?« fragte Janos und wischte sich den Schweiß vom Gesicht. »Ich heiße Janos, und dies hier ist mein Assistent, Señor Keogh. Wir sind von Don Angel eingeladen worden, seine Mine zu besichtigen.« Moreno schien nicht fähig zu sein, irgend etwas zu erwidern, was Janos veranlaßte, in scharfem Ton hinzuzufügen: »Wir benötigen eine Unterkunft, Mann, kapieren Sie das nicht? Zwei Zimmer.«
      In diesem Augenblick betrat van Horne das Hotel, und der Ausdruck von Schock und Verblüffung auf Morenos Gesicht war nicht zu beschreiben. Er machte unwillkürlich einen Schritt nach hinten und bekreuzigte sich flüchtig.
      »Dieser gute Mann da ist Pater van Horne. Er bat mich, ihn mitzunehmen, als er in Huila von meiner Fahrt hierher hörte«, fuhr Janos fort. »Vielleicht sind Sie so gut und zeigen ihm den Weg zum Pfarrhaus.«
      »Zum Pfarrhaus?« Moreno sah ihn völlig entgeistert an. »Aber hier gibt es doch gar kein Pfarrhaus, Señor. Wir haben in Mojada keinen Priester.«
      »Jetzt haben Sie einen, mein Sohn«, unterbrach van Horne mit verblüffender Sanftheit die Unterhaltung. »Sie haben eine Kirche. Und jetzt haben Sie auch wieder einen Priester.«
      Auf Morenos Gesicht zeichnete sich ein Ausdruck echten Schreckens ab. »Wir haben keinen Priester, Pater, weil es nicht erlaubt ist.« Er warf die Arme wild in die Luft. »Es gibt auch keine Zimmer. Das Hotel ist voll, verstehen Sie? Sie müssen wieder abreisen, alle. Und Sie, Pater«, wandte er sich van Horne zu, »Sie vor allem.« Dann ließ er uns einfach stehen, ging hinaus und schloß die Tür hinter sich.
      Es entstand ein verständlicherweise bedrücktes Schweigen. Ich ging hinter die Bar, nahm drei Gläser und füllte sie mit Bier aus einem Krug, der zur Kühlung in einem Eimer mit Wasser stand.
      »Man könnte fast meinen, er sei gewarnt worden, daß wir kommen«, sagte ich.
    »Wahrscheinlich«, meinte van Horne, trank ein wenig von seinem Bier und nickte, »wurde er tatsächlich gewarnt. Das alles ist offenkundig kein Zufall.«
      »Was also, wenn ich fragen darf, fangen wir nun an?« fragte Janos.
      »Was vorgesehen war. Wir spielen alle unsere Rollen wie geplant. Ihr beide bringt mich zur Kirche mit meinen Sachen, was nur höflich erscheint, und dann fahrt ihr zu der Hazienda und erzählt Don Angel eure Leidensgeschichte. Dann nimmt er euch vermutlich bei sich auf.«
    »Und du bist hier dann dir selbst überlassen.«
      Er lächelte versonnen und hob seine linke Hand, in der er die Gladstonetasche trug. »Nicht, solange ich das hier habe«, entgegnete er. »Und jetzt los.«
      Als wir die Vorhalle der Kirche betraten, überfiel uns sogleich der Gestank von Abfall und Fäulnis. Die Tür war nicht verschlossen. Der Grund dafür bestand darin, daß ihr Schloß zerschlagen war.
      Van Horne stieß sie mit dem Stiefel auf und ging uns voraus ins Innere.
      Es sah schlimm aus. Die Holzbänke waren umgeworfen oder zertrümmert, an die weißgetünchten Wände waren mit Kohlestiften

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