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Kopfjagd

Kopfjagd

Titel: Kopfjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Gefangennahme getragen hatte. Sie lag auf seinem Bett, der Priesterhut obendrauf. Auch die Gladstonetasche war da, obgleich sie, wie sich zeigte, lediglich die Thompson-MP samt Munition enthielt, während das Geld fehlte. Auf dem Boden stand eine schwarze Schiffskiste, die Cordona mit dem Fuß kurz anstieß.
      »Wir hatten hier seit Monaten keinen Priester mehr. Der letzte starb am Schwarzwasserfieber. Das hier war seine Kiste mit seinen persönlichen Habseligkeiten, den Meßgewändern und den anderen Sachen, die Sie brauchen werden, um Ihre Rolle überzeugend zu spielen.«
    »Welche Sie nicht gutheißen, wie ich wohl annehmen darf?«
      »Señor«, erwiderte Cordona ruhig, »wenn es nach mir ginge, würden Sie längst in der Hölle braten, anstatt sich jetzt an dieser Kiste zu vergreifen, die einem guten und freundlichen Menschen gehörte. Einem Gottesmann, der im Dienste seiner Mission starb.«
    Er wandte sich abrupt um und marschierte hinaus. Van Horne blieb stehen und sah ihm nach. Er starrte auf die Tür, die hinter dem Leutnant zugefallen war, und auf seinem Gesicht war ein seltsam starrer Ausdruck. Dann aber lachte er und schlug sich auf den Schenkel.
      »Und wir haben angenommen, daß heute unser letztes Stündlein geschlagen hätte! Meinst du nicht auch, Keogh, daß das Leben das verrückteste Spiel ist, das es gibt?«
      So konnte man es wohl sehen. Ich trat an mein Bett und fand dort nicht nur meine Enfield samt Halfter, sondern auch die beiden Koffer, die ich in meinem Zimmer im Hotel Blanco in Bonito gelassen hatte.
      Janos sagte: »Mich, Gentlemen, interessiert im Augenblick nur eines. Das Bad und das heiße Wasser, von dem die Rede war.«
      »Meinen Sie nicht, wir sollten erst ein wenig über die ganze Sache sprechen?« sagte ich.
      »Was, zum Teufel«, warf van Horne ein, »gibt es da zu reden, möchte ich wissen? Wenn wir erst in Mojada sind, kann alles mögliche passieren, und es wird vermutlich ganz schön brenzlig. Vielleicht knallen sie uns ab, sobald wir auftauchen. Diese Art Spielchen, Keogh, sind dem Pokern sehr ähnlich. Man spielt die Karten so aus, wie sie verteilt sind.«
      »Dem kann ich nur beipflichten«, seufzte Janos. »Ich denke doch, daß wir heute morgen eine bewundernswerte Lektion darüber bekommen haben, wie absurd es ist, über das nachzudenken, was morgen geschehen könnte. Aber die Wonnen des Bades rufen, Gentlemen. Wir sehen uns später.«
    »Ich könnte darauf verzichten, Dicker«, knurrte van Horne.
    Wie der Blitz hatte der Ungar sechzig Zentimeter Stahl aus
    dem Innern seines schwarzen Elfenbein-Gehstocks herausgezogen und die Spitze van Horne an die Kehle gedrückt, ehe dieser wußte, wie ihm geschah.
    »Sie haben natürlich nur Spaß gemacht, Sir, nicht wahr?« lächelte Janos gutmütig.
      Van Horne hob eine Hand. »Mehr wollte ich nicht wissen, Graf Wie-immer-Sie-heißen.«
      Janos stieß seinen Degen in den Gehstock zurück und kicherte. »Lieber Gott, Sir, Sie sind eine Type. Ich sehe schon, wir werden prächtig miteinander auskommen.«
      Wieder einer, den Janos ganz auf seine Weise behandelte. Er entfernte sich, alles an ihm wabbelte, und van Horne bemerkte: »Das ist einer, den man lieber auf seiner Seite weiß als auf der gegnerischen.«
    Er kniete sich hin und öffnete die Schiffskiste. Das erste, was
    er hervorholte, war ein Chorhemd in verschossenem Grün, das aussah, als habe es schon viele Meßjahre hinter sich. Es war eines für den Alltagsgebrauch, aber es gab auch ein anderes in Mattgold für hohe Festtage und ein drittes in vorschriftsmäßigem feierlichen Schwarz für Totenmessen.
      Außerdem waren in der Kiste ein silberner Kelch, in ein Stück einer alten Decke eingewickelt, ein Ziborium mit Hostie, eine silberne Monstranz an einer Kette, Salböle in kleinen Silberphiolen, ein Rauchfaß und Weihrauch. Zuletzt entdeckte er auch noch eine Heiligenfigur, die sehr sorgfältig in mehrere Schichten wollenen Tuches eingepackt war. Sie war etwa sechzig Zentimeter hoch und offensichtlich sehr alt, aus Holz geschnitzt und handbemalt, vom künstlerischen Standard durchaus bemerkenswert. Van Horne betrachtete sie sich eine ganze Weile stumm.
    »Wen stellt das dar?« fragte ich.
      »Ich weiß auch nicht genau, vielleicht St. Martin de Porres. Das ist der einzige farbige Heilige, der mir im Moment einfällt. Er war ein illegitimes Kind. Der Sohn einer Indianerin und eines Konquistadors. Wenn es jemals einen Heiligen für die

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