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Kopfjagd

Kopfjagd

Titel: Kopfjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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daß ich befürchtete, er könnte gar nicht mehr aufhören, und Janos tat es ihm gleich. Mir war überhaupt nicht zum Lachen zumute.
      »Und?« knurrte ich. »In einem oder zwei Tagen bin ich so und so Fraß für die Aasgeier. Und ihr auch.«
      Das wirkte,… ihr Gelächter brach schlagartig ab. Ich fuhr wieder los.

    Nach einer Stunde hatte sich der graue Himmel geöffnet, der Nebel hatte sich aufgelöst, und die Sonne brannte vom Himmel. Die wüstenähnliche Ebene, durch die wir fuhren, zog sich wie bräunlicher Dunst hinauf in die Berge, deren Canyons in schwarzem Schatten lagen.
    Wenn es jemals irgendwo einen Landstrich gegeben hat, der nicht geeignet war, mit dem Auto befahren zu werden, dann war es dieser. Und obwohl der Mercedes stabil wie ein Panzer gebaut und offensichtlich eine Menge auszuhalten imstande war, bestand kein Grund, Pannen herauszufordern. Ich fuhr also den Großteil der Strecke mit äußerster Vorsicht. Es passierte öfter, besonders am Anfang der Auffahrt in die Berge, daß wir anhalten und erst große Felsbrocken aus dem Weg räumen mußten.
      Janos war dabei selbstverständlich überhaupt keine Hilfe und blieb auch immer hinten sitzen, dicke Zigarren paffend und uns laut bemitleidend. Zu meiner Verblüffung nahm van Horne dies alles ohne Klagen auf sich. Er wurde sogar immer umgänglicher.
      Ungefähr zehn Meilen vor Mojada machten wir eine Rast und hielten ein Picknick; man hatte uns einen ganzen Korb voll Nahrungsmittel mitgegeben: kalten Braten, Anchovis, Oliven und frisches Brot, dazu einige Flaschen Rotwein.
      Es war sehr gemütlich, und Janos hob sogar sein Glas in Richtung Mojada: »Wir, die Todgeweihten, grüßen dich!«
      »Sehr schön«, bemerkte van Horne, »du brauchst aber nicht zu glauben, daß ich mich schon aufgegeben habe. Und wie ist es mit dir, Keogh?«
      »Es kommt alles, wie Gott es will«, murmelte ich achselzuckend. »So sagen doch die Stierkämpfer, ehe sie die Arena betreten, oder nicht?«
      Das rührte etwas tief in ihm an, wie ich heute – im Rückblick auf diese Zeit – weiß. Denn seine Wandlung, glaube ich, hatte schon damals begonnen, obwohl es im Leben immer schwierig ist zu sagen, wann und wo etwas beginnt oder endet. Ganz sicher hatte ihn sein unbefangener Humor schon verlassen. Sein Blick war fremd und fern, als er so dastand und zu den Bergen hinaufblickte.
    »Das ist ein merkwürdiger Gedanke, Keogh«, flüsterte er, »ein verdammter Gedanke.« Er schüttelte sich und zwang sich zu einem Lächeln. »Merkwürdig, wie kalt der Wind selbst in der prallen Sonne sein kann.«
    Und dabei wehte gar kein Wind.

    Reiter tauchten in den Bergen auf, als wir uns Mojada näherten. Janos machte mich auf sie aufmerksam. Sie waren noch weit entfernt, hoch über uns, und es war unmöglich auszumachen, was sie vorhatten. Sie hielten genau mit uns Schritt und verschwanden erst völlig aus unserer Sicht, als wir über den letzten Paß fuhren und unten im Tal Mojada vor uns liegen sahen.
    Es war wenig mehr als ein Dorf, umgeben von einer etwa drei
    Meter hohen bröckeligen Lehmziegelmauer, die ein Überbleibsel aus den Tagen war, als hier noch die ständige Bedrohung durch die Indios herrschte. Der Zugang zum Ort bestand in einem Tor. Innerhalb der Mauer gab es dann dreißig oder vierzig casas aus Lehm, eine kleine windschiefe Kirche mit einem Glockenturm, der aussah, als sei er gerade getüncht worden. Außerdem ließ sich noch vermuten, daß eines der Häuser das Hotel war, das Cordona erwähnt hatte.
      Ich wich einer Schafherde aus, deren drei Hirten uns verwundert anstarrten, und fuhr durch das große Tor in den Ort. Kaum angekommen, wurden wir von einem Dutzend lumpiger und barfüßiger Kinder belagert, die hinter uns her rannten. Janos warf ihnen etwas Kleingeld hinaus, um sie loszuwerden, während ich vor das Hotel fuhr. Es war eine ziemliche Bruchbude. Die Fassade war ziemlich abgebröckelt, und es war offensichtlich, daß seit Jahren kein Mensch etwas dagegen getan hatte. Ein Schild über der Tür nannte es Casa Mojada.
    Ich stieg aus und öffnete die hintere Tür für Janos. Die Kinder standen in einem schweigenden Halbkreis in respektvoller Distanz um uns herum und wichen nur sehr zögernd zurück, als die vier oder fünf Frauen, die aus den umliegenden Häusern herbeigekommen waren, sie wegdrängten.
      Im Schatten der Hotelveranda saßen drei oder vier Männer mit den Rücken an der Wand. Typische Bauern, armselig gekleidet und mit

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