Kopfjagd
obszöne Worte geschmiert. Überall Exkremente, und keineswegs alle stammten von Hunden, auch Menschen hatten es gewagt, den geheiligten Ort zu verunreinigen. Nicht einmal den Altar, der aus einem einzigen Block grauen Steines bestand und der sehr alt aussah, hatten sie verschont. Die obszönste Zeichnung eines Sexualaktes, die ich je gesehen habe, war auf seine Vorderfront geschmiert worden.
Van Horne besah sich das eine ganze Weile lang schweigend, dann streckte er die Hand aus und berührte mit ihr die Tischfläche des Altars leicht. »Diese armen unwissenden Narren«, sagte er. »Ich frage mich wirklich, ob sie wußten, was sie tun. Das ganze Haus muß nach so etwas neu geweiht werden.«
Er öffnete eine Tür an der Seite und ging wieder voraus. Offensichtlich war dies die Sakristei. Es stand ein Schreibtisch darin und ein alter Schrank, und selbst ein schmales Eisenbett in einer Ecke war da, wenn auch die Matratze so aussah, als seien in ihr die Erreger sämtlicher der Menschheit bekannten Krankheiten versammelt.
»Das reicht für mich«, sagte van Horne. »Helft mir, meine Sachen hereinzutragen, danach könnt ihr euch dann euren Aufgaben widmen.«
Wir schleppten ihm den Schiffskoffer herein und setzten ihn in einer Ecke ab. Ich fragte skeptisch: »Aber du weißt genau, was du tust, ja?«
»Üblicherweise ja. Ich hole mir noch eine Decke aus dem Auto und werde mir von Moreno eine Matratze und eine Lampe ausborgen. Das wird er mir wohl nicht verweigern können.«
Er schien völlig in seiner Aufgabe aufzugehen, seine Augen wanderten ständig rastlos in der winzigen Kirche umher, wobei sich seine großen Hände nervös ballten und wieder öffneten. Ich sah Janos fragend an, aber der zuckte nur ratlos mit den Schultern, und also ließen wir ihn in Ruhe und gingen hinaus.
»Unser Freund spielt seine Rolle ja sehr lebensecht und völlig ernst«, bemerkte Janos, während er auf den Rücksitz des Mercedes kletterte.
»Meinen Sie?« Ich hob meinerseits die Schultern hoch. »Ich weiß nicht so recht. Was sie mit dieser Kirche gemacht haben, ist ja nun wirklich schlimm genug. Mir selbst war auch nicht gerade zum Lachen zumute. Ich weiß nicht so recht.«
Aber eigentlich war ich auch unsicher, denn ich hatte schließlich van Hornes Augen beim Anblick dieser Entweihung des Altars gesehen. In ihnen konnte man für kurze Zeit so etwas wie einen inneren Kampf beobachten. Und auch seine Stimme hatte sich wieder verändert. Vielleicht war das das deutlichste Anzeichen überhaupt.
Die Hazienda lag drei Meilen jenseits von Mojada, jedenfalls der Landkarte nach. Aber schon nach einer Meile waren wir an der Stelle, an der hinter einem großen Torbogen, der sich über eine Seitenstraße spannte und ein Wappen mit dem in Stein gemeißelten Namen De la Plata trug, Don Angels Land begann.
Ich fuhr weiter durch eine wellige gelbbraune Grasebene. Da und dort standen in kleine Gruppen zusammengetriebene Kühe, die meisten im Schatten von Baumwolldickichten.
Eine Meile hinter dem Einfahrtstor knallte ein Schuß durch die warme Luft, und drei Reiter kamen aus einer Talmulde neben der Straße, die mehr ein Feldweg war, herangaloppiert.
Ich fuhr ohne Zögern einfach weiter. Darauf legte der Anführer der Reiter sein Gewehr auf uns an und feuerte nochmals. Und nur ein paar Meter von uns entfernt spritzte Erde auf. Ich tat, was unter diesen Umständen vernünftig war, und hielt an.
»Falls es Sie interessiert«, sagte Janos ruhig, während die Reiter herankamen, »ich habe von Cordona einen Revolver bekommen, bevor wir abfuhren, und wenigstens meine Fähigkeit, gradeauszuschießen, haben die Veränderungen meiner Drüsen in keiner Weise beeinträchtigt.«
»Das wird sich vermutlich noch rausstellen«, erwiderte ich. »Versuchen wir's aber lieber zuerst auf anständige Art.«
Die drei Reiter waren wie arbeitende Vaqueros gekleidet, mit Strohsombreros und Ledergamaschen. Der mit dem Gewehr, der offensichtlich das Kommando hatte, war etwa so groß wie van Horne, mit einem harten, brutalen Gesicht und den größten Händen, die ich jemals an einem Menschen gesehen hatte.
»Was fällt euch ein?« donnerte ihn Janos an.
»Dies hier ist Privatgrund«, knurrte der andere mit einer Stimme, die schon viele Jahre lang unter ungesunder Lebensweise und Alkohol gelitten hatte.
»Ich bin hier auf ausdrückliche Einladung von Don Angel de la Plata, dem Besitzer dieses Landes«,
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