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Kopfjagd

Kopfjagd

Titel: Kopfjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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informierte Janos ihn kühl.
      »Sie lügen schlecht, Señor. Ich bin Raul Jurado, Don Angels Verwalter. Ich wäre der erste, der etwas von einem solchen Besuch erfahren würde.«
      Er hob seinen linken Arm und damit die Mündung seines Gewehrs, das darauflag. Meine Finger waren bereits am Abzug meiner Enfield, aber es bestand keine Notwendigkeit, mehr zu unternehmen. Janos sagte: »Sie werden vielleicht bemerkt haben, mein Freund, daß ich meine Hand in der Jackentasche habe. Sie hält dort einen geladenen Revolver. Sie sind ein ziemlich großer Mann, und ich würde wohl auf diese Entfernung einige Mühe haben, Sie zu verfehlen.«
      Der Kolben des Gewehrs vibrierte nicht einmal, und auch Jurados Gesicht war wie aus Stein gemeißelt. Ich habe keine Ahnung, wie es wohl weitergegangen wäre, aber die Spannung der Situation löste sich, weil noch jemand kam.
      Eine Stimme rief: »Jurado, was, zum Donnerwetter, tust du da?«
      Eine junge Frau kam über den Hügel auf uns zugaloppiert. Sie hatte Herrenstiefel mit Sporen an, trug spanische Reithosen aus schwarzem Leder, ein weißes, am Hals offenes Seidenhemd und einen Cordobahut mit nach vorn gebogener Krempe, um das blasse, ovale Gesicht vor der Sonne zu schützen.
      »Was geht hier vor?« forschte sie und schlug Jurados Gewehrkolben zur Seite.
    »Fremde«, sagte er mürrisch. »Eindringlinge.«
    Da setzte sich Janos gravitätisch aufrecht und brachte eine angedeutete Verbeugung zuwege. »Señora, erlauben Sie mir, mich vorzustellen.« Was immer man gegen ihn sagen konnte, Stil hatte er. »Ich bin Paul Janos, Bevollmächtigter der Herrera Mining Company. Und dies ist Señor Emmet Keogh, ein Mineningenieur. Ich bin hier auf ausdrückliche Einladung von Don Angel de la Plata. Dessenungeachtet hat es dieser seltsame Mensch hier für angemessen gehalten, auf uns zu schießen.«
      Das Gesicht der jungen Frau wurde plötzlich sehr zornig. Ihr Arm mit der Lederreitpeitsche fuhr hoch, und sie zog sie Jurado mitten durchs Gesicht.
    »Du Tier!« schrie sie ihn an. »Was fällt dir eigentlich ein?«
      Er hatte einen Arm gehoben, um den Schlag abzuwehren. »Ich hatte meine Anweisungen, Señorita.«
      »Anweisungen?« Sie spie das Wort aus wie etwas, das einem nicht schmeckt. » Ich erteile hier die Anweisungen, nicht mein Bruder! Und jetzt geh mir aus den Augen. Nimm mein Pferd mit!«
      Sie schwang sich vom Pferd und warf ihm mit einer eleganten Bewegung die Zügel zu. Einen Augenblick lang glaubte ich, daß er widersprechen würde, aber dann führte er seine Hand stumm zur Krempe seines Sombreros. Er riß sein Pferd herum und jagte davon, das Pferd der Señora mitziehend, während seine beiden Begleiter hinter ihm herjagten.
      Sie nahm ihren Hut ab. Jetzt war sogleich zu erkennen, daß sie älter war, als ich anfangs geglaubt hatte. Sie war mindestens dreißig. Ihre Haut war so bleich, daß sie fast durchsichtig erschien. Ihre großen dunklen Augen schienen bereits alle Tragödien dieser Welt gesehen zu haben.
      »Chela de la Plata, zu Ihren Diensten, Señores«, stellte sie sich vor. »Wenn Sie erlauben, daß ich zu Ihnen einsteige, zeige ich Ihnen den Weg zum Haus meines Vaters.«

    Der Besitz bestand aus einem ganzen Komplex von Stall-, Wirtschafts- und Wohngebäuden aller Art, von denen allerdings die meisten im Zustand fortgeschrittenen Verfalls waren. Die eigentliche Hazienda lag dahinter, vor einer Zypressenreihe. Es war ein Bau im alten Kolonialstil aus verwittertem braunen Stein, nur eingeschossig, und vorne mit einer Kolonnade.
      Als ich den Mercedes direkt vor der steinernen Eingangstreppe zum Halten brachte, war das erste, was ich bemerkte, die Spuren von Kugeleinschlägen an den Säulen und an der Wand dahinter. Hier ist bestimmt einmal sehr hart gekämpft worden.
      Wir folgten Chela de la Plata die Treppen hinauf und in eine kühle, dunkle Eingangshalle, in der einige präparierte Stierköpfe an der Wand hingen. Die große Eichentür, die sie an der linken Seite öffnete, wies ebenfalls Spuren von Kugeln auf, aber davon abgesehen führte sie in einen wirklich angenehmen Raum mit schweren schwarzen spanischen Eichenmöbeln aus dem 18. Jahrhundert und einem Holzfußboden, auf dem als lebhafter Farbtupfer ein Indioteppich lag. Außerdem gab es noch einen großen steinernen Kamin, der im Augenblick aber ohne Feuer war.
      »Ich hole Ihnen meinen Vater, Señores. Bitte warten Sie hier«, sagte sie und verließ uns.
      »Die

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