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Kopfjagd

Kopfjagd

Titel: Kopfjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Leute müssen einst auf sehr großem Fuß gelebt haben«, stellte Janos fest, sank in einen bezogenen Sessel und blickte sich voll Bewunderung um.
      Ich ging zu dem großen Fenster auf der anderen Seite und sah hinaus. Man blickte auf einen Garten, der von einer Mauer eingesäumt war. Er mußte einmal sehr prächtig gewesen sein, aber auch er war jetzt völlig verwahrlost. Ein vernachlässigter Garten ist einer der traurigsten Anblicke der Welt.
    Die Tür ging auf, und Chela kam herein, einen Rollstuhl vor sich her schiebend. In ihm saß ein gebrechlicher, krank aussehender Mann, dessen graues Haar so lang war, daß es ihm fast bis auf die Schultern reichte. Sein Gesicht hatte keinerlei Ähnlichkeit mit dem ihren. Es war lang und ziemlich hager, mit tränenden braunen Augen, die mit Unverständnis und Furcht auf den Zustand der Welt zu blicken schienen. Er hatte eine Decke um die Beine gewickelt und machte den Eindruck, um es ganz direkt zu sagen, als machte er es nicht mehr allzulange auf dieser Welt.
    »Señores, mein Vater, Don Angel de la Plata.«
      Er streckte Janos müde seine Hand entgegen. »Señor Janos? Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie erfreut ich war, Ihren Brief zu erhalten. Sehr erfreut. Es ist alles für Sie vorbereitet. Ich lasse seit einigen Wochen wieder in der Mine arbeiten. Einige Wochen. Ich habe keinen Zweifel, daß Sie alles mehr als zufriedenstellend finden werden.«
      Er brabbelte auf diese Art noch eine ganze Weile weiter und machte kaum einmal eine Pause zum Atemholen, in der Janos mich hätte vorstellen können. Er wiederholte sich unaufhörlich und sprach ständig in diesem scharfen, rechthaberischen Altweiberton, der alles andere als normal klang.
      Seine Tochter schaffte es schließlich, ihn so lange zum Schweigen zu bringen, daß sie uns zum Essen bitten konnte. Ich schob galant den Rollstuhl für sie, damit sie vorangehen konnte, hinaus in die Eingangshalle und in den rückwärtigen Teil des Gebäudes, wo auf einer Terrasse, die auf den verwachsenen Garten hinausging, ein Tisch gedeckt war.
    Zwei Indiofrauen mit dunklen, freudlosen Gesichtern servierten. Sie sprachen die ganze Zeit nicht ein Wort, sondern erschienen und verschwanden nur und taten ihre Arbeit. Es gab Rotwein in verschwenderischen Mengen, aus Gläsern, die eher Karaffen waren als Weingläser, und sooft ich ausgetrunken hatte, war schon wieder eine der Indiofrauen zur Stelle und füllte nach. Die Mahlzeit – ebenfalls ziemlich reichlich bemessen – war einfach und bekömmlich. Eine typische Bewirtung auf einem Landgut. Es gab frijoles m it viel Chili. Die gebratenen Steaks waren so groß wie die Teller und einen feineren Ziegenkäse als den, den ich hier angeboten bekam, habe ich meiner Lebtage nicht gegessen. Der alte Mann stocherte allerdings nur in seinem Teller herum und aß nichts. Er brachte es tatsächlich fertig, nichts zu sprechen, und überließ es seiner Tochter, die Konversation allein zu führen.
      »Hatten Sie eine einigermaßen angenehme Reise von Huila hierher?« erkundigte sie sich.
      »Ganz vortrefflich«, antwortete ihr Janos. »Das Automobil ist natürlich eine große Erleichterung. Der Priester war überaus beeindruckt. Nicht wahr, Keogh?«
    »Priester?« fragte sie verblüfft.
      »Wir trafen ihn in Huila. Er suchte nach einer Transportgelegenheit nach Mojada. Pater van Horne, Amerikaner. Soweit ich ihn verstanden habe, ist er in diese Pfarrei entsandt worden. Wir haben ihn in der Kirche zurückgelassen, die sich allerdings, wie ich gestehen muß, in einem beklagenswerten Zustand befand.«
    »Da haben Sie wohl recht.« Ihr Stirnrunzeln war kräftig.
      »Señor, ich würde Sie sehr gerne nach Mojada zurückbegleiten, um mit diesem Mann zu sprechen. Würde Ihnen das etwas ausmachen?«
      »Aber mit Vergnügen, Señorita.« Er räusperte sich. »Es gibt da allerdings, wenn ich offen sein darf, eine kleine Unannehmlichkeit. Im Hotel hat man uns gesagt, man könne uns unmöglich unterbringen.«
      Sie entgegnete ganz ruhig: »Machen Sie sich darüber keine Sorgen. Ich werde mit Moreno, dem Besitzer, sprechen. Das geht schon in Ordnung.«
      »Und wann können wir die Mine besichtigen, Señorita?« fragte ich dazwischen.
    »Nun«, sagte sie zu Janos, »ich würde vorschlagen, gleich morgen früh, wenn Ihnen das recht ist. Sie ist etwa drei Meilen von hier entfernt. Ich glaube nicht, daß Ihr Automobil dorthin durchkommen wird. Aber Sie können einen Pferdewagen haben, wenn

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