Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kopfjagd

Kopfjagd

Titel: Kopfjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
Vom Netzwerk:
dunkle Höhlen. »Sie können hier nicht bleiben, Pater, Sie dürfen nicht. Man muß Sie doch gewarnt haben!«
      »Vor einer Menge Dinge sogar, Señorita.« Er lächelte höflich. »Mein Platz ist jetzt hier, und daran wird sich nichts ändern. Das müssen Sie zur Kenntnis nehmen.«
      »Priester werden hier ermordet, Pater«, rief sie erregt. »Man wird gewiß keinen Grund sehen, mit Ihnen anders zu verfahren. Und ich werde mitschuldig sein. Ich bin beteiligt, ohne es zu wollen, aber ich habe keine Wahl. Und ich bin es leid, Pater. Ich bin dieser Last überdrüssig.«
      Van Horne ging auf die offensichtliche Resignation, die sich in ihren Worten und ihrer Stimme ausdrückte, auf eine höchst verblüffende Weise ein. Er nahm eine ihrer Hände sanft in die seinen und strich ihr mit der anderen das Haar aus der Stirn. Sein Gesicht war ernst und seine Stimme fest und freundlich.
      »Das hier ist nichts für Sie, Kind«, sagte er. »Das sind Dinge, die Sie nichts angehen. Verstehen Sie?«
      Sie sah völlig verblüfft zu ihm auf und drückte dann seine Hand so stark, daß ihre Knöchel weiß wurden. Sie schloß für einen Moment die Augen. Ein tiefer, zittriger Seufzer entrang sich ihr. Als sie die Augen wieder öffnete, schien sie die Anstrengung überwunden zu haben. »Die Leute hier werden Ihnen nicht helfen, Pater. Sie haben zuviel Angst.«
    »Das weiß ich.«
    »Vor meinem Bruder«, fügte sie sachlich dazu. »Der alles haßt.«
      Van Horne lächelte und ließ sanft ihre Hand los. »Gehen Sie jetzt mit Gott, Señorita. Ich habe hier zu tun. Vielleicht besuchen Sie mich wieder, wenn die Dinge sich etwas normalisiert haben.«
      Sie ging zum Auto zurück. Ich sah van Horne stirnrunzelnd an, aber er beachtete mich nicht, nahm wieder ein Brett und warf es ins Feuer. Ich war für ihn überhaupt nicht mehr vorhanden. Ich wandte mich um und ging ebenfalls zum Mercedes zurück. Chela de la Plata rannte an mir vorbei, zurück zu van Horne. Ich half Janos wieder beim Einsteigen und stellte einen Fuß auf das Trittbrett.
    »Was meinen Sie?« fragte ich ihn.
      »Eine bemerkenswerte Vorstellung. Sieht so aus, als glaubte er das alles selbst schon.«
    »Und wenn? Was dann?«
      Janos kicherte heiser. »Bei Gott, Sir, das wäre eine schöne Ironie.«
      Das war einigermaßen untertrieben, aber ich hatte keine Zeit, länger darüber nachzudenken, denn Chela kam genau in diesem Augenblick zurück, zusammen mit van Horne.
      »Ich habe Pater van Horne eingeladen, morgen die Hazienda zu besuchen«, verkündete sie. »Ich möchte ihn gern meinem Vater vorstellen. Wären die Herren vielleicht so nett, ihn mitzunehmen?«
      »Aber mit Vergnügen, Señorita«, sagte Janos, »stets zu Ihren Diensten! Das hier muß einmal eine hübsche Kirche gewesen sein.«
    »Sie ist über zweihundert Jahre alt«, erklärte sie. »Ursprünglich war sie dem heiligen Martin de Porres geweiht, der hier in der Gegend stets sehr verehrt worden ist. Er hatte eine Indio-Mutter, wissen Sie.«
      »Davon habe ich gehört«, sagte ich. »Pater van Horne hat uns erst gestern von ihm erzählt. Er besitzt sogar eine recht interessante Figur dieses Heiligen.«
      Van Horne hob die Brauen. Der Grund dafür war mir im Augenblick nicht ganz klar, obwohl ich heute weiß, daß er in der Wende, die die Dinge genommen hatten, mehr vermutete als einen bloßen Zufall. »Sie meinen, diese Kirche ist St. Martin de Forres geweiht?«
      »Aber das haben Sie doch sicherlich gewußt, Pater?« Sie schien etwas zu zögern. »Könnte ich diese Figur vielleicht sehen?«
      »Aber selbstverständlich.« Er warf uns einen Blick zu und nahm sie am Arm. »Wenn es den Herren nichts ausmacht, etwas zu warten?«
      Sie gingen in die Kirche, und Janos fluchte: »Also, jetzt schlägt's aber dreizehn!«
      »Eines ist sicher«, antwortete ich ihm, »sie hängt fest und sicher an der Angel.«
      »Sieht so aus, ja. Für uns kann das nur von Vorteil sein. Er hat aber auch eine Art, unser Freund…«
    »Das nächste wird sein, daß sie eine Beichte ablegt.«
      Janos schnitt mit einem kleinen silbernen Taschenmesser erst sorgfältig das Ende einer Zigarre ab, ehe er weitersprach. »Stört Sie das etwa?«
    »Sollte es vielleicht nicht?«
      »Er kam hierher, um eine Rolle zu spielen. Es scheint Ihnen plötzlich nicht mehr recht zu sein, daß er sie ganz vorzüglich spielt.«
    Letzteres stimmte natürlich. Trotzdem wollte die seltsame, unlogische Kälte,

Weitere Kostenlose Bücher