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Kopfjagd

Kopfjagd

Titel: Kopfjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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die ich in meinem Magen verspürte, nicht weichen. Ich hatte das Gefühl, daß sich die Dinge inzwischen völlig anders zu entwickeln begonnen hatten, als wir vorausgesehen hatten.
      Während sie wieder in die Sonne heraustraten, blickte van Horne ernst und nachdenklich drein, und Chela de la Plata war noch blasser. Er legte ihr die Hand auf die Schulter und segnete sie. Dann ging er wieder hinein.
      »Hat Ihnen die Figur gefallen, Señorita?« wollte Janos wissen, als wir losfuhren.
      Aber sie antwortete ihm nicht. Soweit ich es beurteilen konnte, hatte sie ihn nicht einmal gehört. Sie starrte nur geradeaus ins Leere und sah wohl nur, was tief in ihr selbst verschlossen war.

    Als wir vor dem Hotel ankamen, schien sie wieder in die Wirklichkeit zurückgefunden zu haben. Sie lief rasch die Eingangstreppen hinauf. Ihre Sporen klirrten. Moreno stand hinter der Bar und wusch Gläser. Als sie eintrat, kam er ihr einigermaßen unsicher entgegen, während er sich die Hände an einem Handtuch abtrocknete.
    »Zu Ihren Diensten, Señorita.«
      »Diese Herren hier verhandeln mit meinem Vater in Geschäften, Rafael. Zwei Tage, vielleicht drei. Ihre besten Zimmer werden genügen.«
      Auf seinem Gesicht war derselbe verschreckte Ausdruck wie vorhin, als er van Horne zum ersten Mal erblickt hatte. »Aber Señorita«, flüsterte er, »wie soll ich das denn machen? Es ist nicht erlaubt.«
      »Sagen Sie mir, mein Freund«, fragte sie ihn kalt, »wem gehört das hier?«
    »Nun, Ihrem Vater natürlich, Señorita.«
      »Dann ist ja wohl alles klar. Entweder folgst du meinen Anweisungen, oder du kannst hier sofort abziehen – mit Sack und Pack. Möchtest du das?«
    Er wand sich hilflos wie eine Fliege im Spinnennetz. »Meine
    Frau, wie Sie wissen, ist im Moment nicht in der Verfassung…«
      »Eben.« Ihre keinen Widerspruch duldende Schärfe und Entschlossenheit war nur zu deutlich. »Dies ist meine Sache, Rafael, nicht die deine. Du hast davon nichts zu befürchten.«
      Er gab augenblicklich nach. »Selbstverständlich, Señorita, wie Sie befehlen. Ganz wie Sie wünschen.«
      Sie wandte sich mit einem schnellen, dünnen Lächeln des Triumphes ab. Das war, glaube ich, das erste Mal, daß ich den Gedanken hatte, sie und ihr Bruder seien doch wohl in vielerlei Hinsicht einander sehr ähnlich.

    Wir ließen unser Gepäck bei Moreno, damit er es auf die Zimmer schaffte, und verzichteten darauf, ihn dabei zu kontrollieren, denn Chela de la Plata mußte zur Hazienda zurückgefahren werden.
      Sie sprach den ganzen Weg über kein einziges Wort. Erst, als wir schon fast angekommen waren, erklärte sie abrupt: »Es kann sein, Señor Keogh, daß Sie nach Ihren Maßstäben die Mine ziemlich primitiv finden. Aber es wird schon seit vielen Jahren nicht mehr richtig in ihr gearbeitet. Ich hoffe, daß Sie dies in Kauf nehmen.«
      »Wenn sie Silber in wirtschaftlich vertretbaren Mengen enthält, Señorita, ist dies das einzige, was zählt. Ausrüstung und Material können wir jederzeit selbst mitbringen.«
      »Ja, sicher.« Sie lehnte sich in ihren Sitz zurück und sagte, übergangslos das Thema wechselnd: »Pater van Horne ist ein höchst bemerkenswerter Mann, finden Sie nicht auch?«
      »Ich kenne ihn leider nicht gut genug, um mir ein Urteil über ihn erlauben zu können. Aber es ist richtig, er sieht so aus, als könne er mit allen Widrigkeiten fertig werden.«
    »Wie Sie, Señor.« Sie faßte das Silberamulett um meinen Hals kurz an. »Sehr ungewöhnlich für einen Mann wie Sie, so etwas zu tragen. Darf ich fragen, wo Sie es gekauft haben?«
      »Es ist ein Geschenk«, murmelte ich. »Ein Freundesgeschenk.«

  Sie zog die Augenbrauen etwas hoch. Sie schien sich ein wenig von mir zurückzuziehen, um es einmal so auszudrücken. In diesen Dingen waren sie wohl alle gleich. Reines Blut oder mestizo, alle verachteten sie die Indios. Auf bestimmte Weise, schien mir, betrachtete sie mich nun als verdorben.
      »Habe ich da einen plötzlichen Kälteeinbruch entdeckt? fragte Janos, als ich gewendet hatte und auf dem Rückweg war.
      Ich wandte mich zu ihm um und faßte kurz an das Amulett. »Ich habe den Eindruck, daß ich mir da nichts Gutes eingehandelt habe.«
      »Das fürchte ich auch«, stimmte er zu. »In Texas oder Arizona würde man Sie einen Squaw-Bubi nennen und Sie in den nächsten abfahrenden Zug setzen – einer der etwas zivilisierteren Beiträge dieser großen Nation zur Kultur des

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