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Kopfjagd

Kopfjagd

Titel: Kopfjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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überkommt.«
    »Und Sie?«
    Ich blickte ihn verblüfft und fragend an.
      »Auch Sie sind da noch einmal hineingegangen, Mr. Keogh. Sie hätten umkommen können, Sir. Und wofür?«
      Die Frage war berechtigt. Ich stand auf. Van Horne kam auf uns zu. Er schob die Leute sanft, aber bestimmt aus dem Weg, die sich dennoch eng an ihn drängten. Viele bekreuzigten sich.
    Er goß sich Wasser über Kopf und Schultern und lächelte.
    »Wir haben schon unsere Auftritte, was, Keogh?«
    Aber das Lächeln war flüchtig, und darunter wurde eine ganz neue Ernsthaftigkeit sichtbar. Er griff nach seinem Hemd, während Moreno näher kam, hinter sich die drängende Menge der anderen. Nur Jurado, bemerkte ich, hielt sich abseits. Er wollte offensichtlich abwarten, wie es weiterging. Ich kümmerte mich im Augenblick nicht weiter um ihn, weil ich auch neugierig war, was geschehen würde.
      Moreno fing mit bebender Stimme zu sprechen an: »Was Sie dort drinnen getan haben, Pater… für meinen armen Vetter… wie Sie es ihm leicht gemacht haben, unter diesen schrecklichen Umständen… das war eine großartige Tat. Wir stehen alle in Ihrer Schuld, alle. Wenn wir irgend etwas für Sie tun können…«
      Van Horne betrachtete die Menge schweigend. In seiner Hand baumelte noch das Hemd, das er wieder anziehen wollte, von Kopf und Schultern perlten ihm noch Wassertropfen. Ich konnte sein Gesicht nicht sehen, aber er strahlte eine ganz merkwürdige Ruhe aus.
      Er sagte mit fester Stimme: »Den Tod eines Mannes zu betrauern, wäre undankbar gegen Gottes Barmherzigkeit angesichts dessen, daß so viele andere gerettet wurden. Ich werde heute nachmittag um halb drei Uhr einen Dankgottesdienst in der Kirche halten. Und ich hoffe, alle, die wirklich dankbar sind, dort zu sehen.«
      Selbst Janos war nach diesen Worten konsterniert. Und bestürztere Gesichter als die von Moreno und seinen Freunden habe ich selten gesehen.
    Jurado galoppierte bereits davon, um die frohe Botschaft seinem Herrn zu überbringen.

    10

    Van Horne gab uns keine Chance, über die Dinge mit ihm auch nur zu diskutieren, und erklärte lediglich, er habe sich entschlossen, sogleich nach Mojada zurückzureiten. Er brach sofort auf. Fünfzehn oder zwanzig der Bergarbeiter, die ihre eigenen Pferde oder Maulesel hatten, begleiteten ihn, auch Moreno. Die anderen stiegen auf ein großes Fuhrwerk, das von vier Mauleseln gezogen wurde.
      Janos und ich fuhren in dessen Pferdewagen hinterher. Er war alles andere als glücklich über die Entwicklung, die die Dinge genommen hatten. »Sagen Sie, ist dem da drin vielleicht ein Stein auf den Kopf gefallen, oder was?«
    »Nicht nur einer.«
      »Das dachte ich mir. Sein Gehirn hat gelitten. Eine andere Erklärung für diese Verrücktheit kann ich mir nicht denken. De la Plata kann doch eine solche Herausforderung an seine Macht nicht ungestraft durchgehen lassen. Es wäre für ihn der Anfang vom Ende.«
      »Ich vermute, daß van Horne nichts anderes beabsichtigt als eine offene Konfrontation.«
      »Aber das hätte doch nur Sinn, wenn de la Plata allein erschiene, und das wird er in diesem Fall sicher nicht tun. Wenn er während des Gottesdienstes in der Kirche erscheint hat er mit Sicherheit mindestens ein Dutzend Leute bei sich.«
      »Van Horne scheint irgend etwas vorzuhaben«, sagte ich. »Er veranstaltet diesen Zirkus mit Sicherheit nicht einfach nur, damit de la Plata einen guten Vorwand hat, ihn aufzuhängen.«
    »Es ist noch etwas anderes denkbar«, meinte Janos. »Kann es
    nicht einfach sein, wie ich schon sagte, daß er schlicht nicht widerstehen kann, den wirklichen Priester zu spielen?«
      Das war in der Tat ein unangenehmer Gedanke, und ich versuchte ihn zu verscheuchen. »Das würde keinen Sinn ergeben.«
      »Dann erklären Sie mir mal den Sinn seiner Taten von heute vormittag, wenn Sie können. Er ging zusammen mit Ihnen und Moreno wieder in die Mine und blieb bei diesem armen Teufel, der vom Steinschlag begraben worden ist. Er erteilte ihm, wie Sie mir geschildert haben, auf die professionellste Weise die Absolution, und machte ihm das Sterben leicht. Warum, möchte ich wissen? Warum setzt er ohne wirkliche Not sein Leben aufs Spiel?«
      Bei diesen Worten wurde mir in einem Moment der Erleuchtung plötzlich bewußt, daß van Horne dort drinnen in der Dunkelheit auch für mich selbst ein Priester gewesen war, es zumindest für kurze Zeit gewesen sein mußte, so absurd das klingen

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