Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kopfjagd

Kopfjagd

Titel: Kopfjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
Vom Netzwerk:
aus.
      Ich kletterte mit der Lampe zu ihm hinauf und sah, daß dort bereits ein deutlicher Spalt zwischen der Decke des Tunnels und dem herabgebrochenen Gestein entstanden war, durch den ein stetiger Luftzug hereinkam. Mehr brauchten wir vorläufig nicht. Die Männer arbeiteten nun weiter wie die Biber. Ich ging zurück zu Chela und faßte sie fest am Arm.
      Sie wollte wieder heftig reagieren und sich losreißen. Aber ich ohrfeigte und schüttelte sie heftig. »Werden Sie mir jetzt, verdammt noch mal, zuhören? Kein Grund zur Panik. Es wird alles gut. Wir kommen raus.«
      Sie hörte mit ihrer Abwehr auf und starrte mich an, als verstünde sie gar nichts. Und genau das war der Augenblick, in dem der Berg noch einmal ein paar Tonnen Geröll in die andere Ecke herunterwarf. Sie stürzte sich unwillkürlich in meine Arme und preßte sich an mich.
      Kurz danach rief Jurado mich wieder zu sich. Behutsam führte ich Chela an die Felswand und kletterte wieder auf die Geröllhalde zu den anderen hinauf. Der Spalt war jetzt fast schon einen halben Meter breit und von der anderen Seite fiel Licht herein. Stimmen waren zu hören.
      Ich war keineswegs überrascht, als erstes das Gesicht von Oliver van Horne zu mir hereinblinzeln zu sehen.

    Es brauchte noch eine knappe Stunde harter Arbeit von beiden Seiten, bis auf der heruntergestürzten Gesteinshalde ein Loch von etwa drei Metern Länge und sechzig Zentimeter Breite gebuddelt war, das gerade reichte, damit wir nacheinander vorsichtig hinauskriechen konnten. Übrigens nicht zu früh, denn der Berg stöhnte und knackte schon wieder bedenklich über unseren Köpfen, und die Deckenstützpfähle knarrten beunruhigend, als ob sie gegen die schwere Last, die sie zu tragen hatten, protestieren wollten.
    Chela war die zweite, die hinauskroch, und das nur deshalb,
    weil sich Jurado im gleichen Augenblick, da der Durchgang möglich war, auch schon hinausquetschte – mit, man kann nur sagen, unanständiger Eile. Ich bildete die Nachhut. Draußen erwartete mich Moreno mit zwei oder drei Männern als Hilfestellung, um mich durchzuziehen.
      »Pater van Horne ist mit der Señorita bereits vorausgegan gen«, berichtete er mir. »Sie sah ziemlich verstört aus.«
      Diese Bemerkung war wohl die Untertreibung des Tages, aber ich mußte mich jetzt um andere Dinge kümmern. Das betraf in erster Linie die Notwendigkeit, an die frische Luft zu kommen. Als ich endlich wieder ins helle Sonnenlichts hinausstolperte, waren alle schon da. Und nicht nur die Arbeiter. Sondern auch Tomas de la Plata mit seinen Leuten.
      Er kauerte neben seiner Schwester, die am Boden saß und sich gegen sein Knie lehnte. Er hatte einen Arm um ihre Schulter gelegt. Einer seiner Männer hatte einen Eimer Wasser angeschleppt, feuchtete darin ein Tuch an und gab es ihm. Und er wischte Chela damit sanft den Schmutz vom Gesicht. Wie ich erfuhr, hatte ihn die Alarmglocke herbeigerufen, die in einem Dreifuß vor dem Erzwaschschuppen hing und immer geläutet wurde, wenn etwas passiert war.
      Mitten in alledem stand van Horne mit bloßem Oberkörper, was allen seine Muskulatur sichtbar machte, die jedem Schwergewichtsringer zur Ehre gereicht hätte. Nicht weit von ihm befand sich Jurado, der an der Katastrophe die Schuld trug. Er wußte nicht recht, was er tun sollte, deshalb blickte er wenigstens finster drein.
      Tomas de la Plata sah auf, als ich kam. Sein Gesicht war bleich und zornig. »Also, Señor Keogh, jetzt wissen Sie ja wohl, wie es hier aussieht, und können sich Ihren offiziellen Bericht schenken. Ich will fortan nichts mehr von all diesem Unsinn hören, der mir fast meine Schwester genommen hätte.«
    Ich fand die Art, wie er sich ausdrückte, sehr bemerkenswert:
    Er sprach nur von seinem möglichen Verlust, aber mit keinem Wort von ihrem. Wenn es einen Zeitpunkt gab, Jurado den Wölfen zum Fraß vorzuwerfen, dann jetzt. Aber zu meiner Überraschung sagte Chela, die Augen öffnend, nur: »Bring mich nach Hause, Tomas.«
      Er murmelte leise etwas, was nur für sie bestimmt war, küßte sie auf die Stirn und hob sie in seinen Armen hoch. Er setzte sie zu sich auf den Sattel und entfernte sich. Seine Leute ritten hinterdrein, und alle Zurückbleibenden sahen ihnen schweigend nach.
      Janos war der erste, der wieder etwas sagte, und es war eine für ihn wirklich typische Bemerkung. »Bei Gott, Mr. Keogh, Sie haben ein ausgeprägtes Talent, in allen nur denkbaren Lagen zu

Weitere Kostenlose Bücher