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Kopfjagd

Kopfjagd

Titel: Kopfjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Chancen hatte, zu klappen, ganz wie er es voraussah. Mit zwei MPs und einer oder zwei dieser Handgranaten war es mehr als wahrscheinlich, daß wir sie innerhalb von Sekunden ohne Ausnahme erledigten oder jedenfalls zu Krüppeln schossen.
    Letzten Endes freilich hing alles davon ab, daß sich Tomas de
    la Plata so verhielt, wie wir es erwarteten, und das war wohl der kritischste Punkt der ganzen Geschichte. Ich hatte schon zu oft erlebt, daß man im Hinterhalt liegt und eigentlich nichts schiefgehen kann – außer, daß der, den man erwartet, nicht auftaucht, oder auf einem anderen Weg, und daß dann die Jäger schnell die Gejagten waren.

    Die Packpferde und die Maultiere waren fort. Das war das erste, was ich wahrnahm, als ich mich dem Yaqui-Lager näherte. Aber das Zelt stand noch immer neben dem Feuer, und in der Nähe grasten vier Pferde.
      Auf einer Decke am Feuer lag ein ledergebundenes Buch. Ich hob es auf und öffnete es. Es war Don Quixote auf spanisch. Ein Geräusch, das freilich kaum lauter war als ein kleiner Luftzug im Gras, ließ mich aufhorchen. Als ich aufblickte, stand bereits Nachita da und beobachtete mich.
    »Ein schönes Buch, Señor.«
    »Gehört es dir?«
      »In meiner Jugend verbrachte ich einige Zeit bei den padres in Nacozari. Eine Weile lang redeten sie davon, mich zum Priester zu machen, aber meine eigene Stimme sagte mir andere Dinge, und so kehrte ich zu meinem Volk zurück. Man hat nur ein einziges Leben.«
      Ich warf das Buch wieder auf die Decke. »Wo sind die anderen?«
    »Fort, Señor. Über die Berge, mit den Packtieren.«
    »Und du bist dageblieben?«
      Er lächelte, oder jedenfalls bewegte es sich in seinem Gesicht, so daß es einen Ausdruck bekam, der immerhin die Andeutung eines Lächelns darstellte. »Sie wartet am Teich auf der anderen Seite der Baumwollsträucher, Señor.«
    Er ließ sich mit graziöser Leichtigkeit zu Boden nieder, griff
    sich den Don Quixote und schlug ihn auf. Ich überließ ihn den Freuden der großen Literatur und begab mich auf die Suche nach anderen Freuden.

    Es war ein herrlicher Platz. Ein Wasserfall stürzte sieben oder zehn Meter tief in einen kleinen Tümpel zwischen großen, verstreuten Felsbrocken. Sie saß auf einer alten Pferdedecke, die Knie ans Kinn hochgezogen und starrte vor sich hin, in ihre eigenen Gedanken versunken. Aber trotzdem wußte sie sofort, daß ich es war, und war beim ersten Schritt, den sie hörte, auf den Beinen.
      Sie erwartete mich voller Zurückhaltung, als hoffe sie auf irgendein sichtbares Zeichen, wenn ich auch keine Ahnung hatte, welches das sein sollte. Ich sagte ruhig: »Schön, dich zu sehen. Schön, allein mit dir zu sein.«
      Sie lächelte ernst, und doch war eine kleine Falte auf ihrer Stirn, als sei sie mit etwas konfrontiert, das sie nicht ganz verstand. Über uns zogen die Wolken aus den Bergen heraus und verdunkelten immer wieder kurz die Sonne. Es war still und friedlich hier am Wasser unter den Bäumen, stiller und friedlicher, als ich mir vorgestellt hätte. Und es war kalt. Ich zitterte plötzlich heftig, aber etwas noch Kälteres schnitt wie ein Schwert in mein Innerstes.
      Dies hatte ich schon mehr als einmal erlebt – immer, ehe gefährliche Dinge passierten. Und sie, Gott segne sie, wußte es, spürte es auf irgendeine nur ihr bekannte Art. Sie ergriff meine Hände und zog sie heftig an ihre Brüste.
      »Ich weiß«, sagte ich. »Ich habe Angst. Es passiert auch den Besten. Selbst dem kleinen Emmet Keogh, Emmet von der guten linken Hand.«
    Sie zog die Brauen fragend hoch, aber ich drängte sie hinunter auf die Decke und küßte ihre Lippen. »Edmundo. Edmundo Keogh. Möchtest du etwas über ihn hören?«
      Sie nickte, halb lächelnd, halb abwartend. »Ich hatte in Irland einen Großvater. Der hätte den Tag gesegnet, wenn er dir begegnet wäre«, erzählte ich ihr. »Er pflegte stets zu sagen, Gottes größtes Geschenk für einen Mann sei eine schöne Frau, die ein Geheimnis in ihrem Herzen bewahren kann.«
      Das gefiel ihr, jedenfalls machte ihr Lächeln dies klar. Und ob nun hier oder anderswo, ich konnte meine Beichte ablegen. Also begann ich zu reden, den Monolog aller Monologe zu halten, das persönliche Testament des kleinen Emmet Keogh zu sprechen. Eine Geschichte, die fast alles enthielt, und ich drückte mich um nichts herum. Sie erhielten alle ihre ehrenvolle Erwähnung. Big Mick Collins und all die Männer, die ich, aus guten oder schlechten Gründen, um

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