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Kopfjagd

Kopfjagd

Titel: Kopfjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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schlimme Dinge getan. Ich dachte nicht, daß es mir etwas ausmachen würde, aber das tut es.«
      Über uns polterte es plötzlich wie ferner Donner, und ich duckte mich mit den Armen über dem Kopf, weil wieder Stein und Geröll auf uns herunterkamen.
      In Jardonas Mund war Blut. Er spuckte es aus und murmelte schwach: »Verlassen Sie mich nicht, Pater.«
      Van Horne nahm seine Hand. In der anderen Ecke knickte wieder ein Deckenstützbalken ein und sackte weg. Er blickte über die Schulter und sagte: »Hat keinen Sinn, wenn ihr beide hierbleibt.«
      Moreno, der arme Teufel, sah drein, als stehe er jeden Augenblick seinem Schöpfer gegenüber. Aber dennoch erlaubte ihn ein störrischer Rest seines Ehrgefühls nicht, davonzulaufen. »José ist mein Vetter, Señor.« Er lächelte entschuldigend. »Das hier ist Familiensache, verstehen Sie?«
      Ich hielt die Lampe hoch und sagte: »Ein kleines Licht in der Finsternis, Pater. Machen Sie weiter.«
      Van Horne verschwendete keine weitere Zeit mit Argumentieren. »Lege jetzt dein Reuebekenntnis ab, mein Sohn. Sprich mir nach: Oh, mein Gott, der du in deiner unendlichen Güte…«
      Jardona, der nahezu an seinem eigenen Blut erstickte, sprach ihm stockend nach, voller Schmerzen, gebrochen, jedes Wort sein persönlicher Kreuzweg. Langsam absolvierte van Horne die Sterberiten. Seine Stimme schwankte nicht ein einziges Mal, und für eine Weile schien selbst der Berg Ruhe zu geben. Es herrschte Stille.
    Dann brach ein letzter Blutstoß aus Jardonas Mund, und seine Augen schlossen sich. Moreno bekreuzigte sich und begann sich rückwärts kriechend zu entfernen. »Gott sei mit dir, José«, rief er leise.
      Ich faßte van Horne an der Schulter. Er ignorierte mich, beugte sich über den Sterbenden, horchte, und in der Stille hörte ich leises, unregelmäßiges Atmen. Jardona klammerte sich noch immer an das Leben. Aus dem Dunkel rieselte dünn und schwach Erde auf uns nieder. Van Horne beugte sich vor, um Jardonas Körper davor zu schützen, und begann die Sterbegebete zu sprechen.
      »Gehe, christliche Seele, aus dieser Welt im Namen des allmächtigen Vaters, deines Schöpfers; im Namen Jesu Christi, des Sohnes des lebendigen Gottes, der für dich litt; im Namen des Heiligen Geistes…«
      Mit einem gewaltigen Donnern, einem Geräusch, wie ich es noch nie gehört hatte, rumorte der Berg erneut und warf wieder Gestein auf uns herab.
      Moreno schrie in Panik vom Tunneleingang her. Ich packte van Horne an der Hand und zog ihn mit all meiner Kraft zurück.
      José Jardona entschwand für immer unseren Blicken, und ich rannte dem Ausgang zu wie ein verschrecktes Tier, das sich ein Fluchtloch sucht.
      Ein durch die Luft polternder Stein traf meine Lampe. Ich ließ sie fallen und kroch im Dunkeln über rauhes Gestein, und dann war Moreno da, hielt die Lampe über den Kopf und streckte mir eine rettende Hand entgegen.
      Ich fiel auf die Knie, rappelte mich aber in Todesangst wieder hoch. Ich drehte mich um, und als tatsächlich van Hornes Kopf und Schultern erschienen, konnte ich es kaum glauben. Moreno und ich packten ihn jeder an einem Arm und zogen ihn durch den Spalt, und wir rannten alle drei um unser Leben, während der Berg sich über uns wieder schüttelte.

    Ich glaube, keiner von den draußen Wartenden hielt es für möglich, daß wir aus der großen Staubwolke, die sich vor dem Mineneingang ballte, lebend zurückkämen. Aber als es dann geschah, gab es einen allgemeinen ungläubigen Aufschrei, und sie umringten uns alle.
      Ich bahnte mir einen Weg durch das Gedränge, ließ mich neben dem Wassertrog zu Boden sinken und tauchte meinen Kopf in das kühle Wasser. Dann rollte ich mich zur Seite auf den Rücken und japste heftig nach Luft, mit geschlossenen Augen. Als ich sie wieder öffnete, stand Janos über mir.
      »Bei Gott, Sir, jetzt ist es aber wirklich genug«, donnerte er. »Ich hatte schon begonnen, mich in diesem seltsamen Landstrich völlig allein zu fühlen.«
      »Der Mann, mit dem Sie reden sollten«, antwortete ich, »ist van Horne. Er ist es, der so eine Art Todessehnsucht hat, wenn Sie mich fragen. Entweder das, oder er ist lebensmüde.«
      Er fragte mich, was passiert war, und ich erzählte es ihm in gedrängter Form. Sein Gesichtsausdruck, als ich geendet hatte, war nachdenklich, was für ihn einigermaßen un wohnlich war. »Also spielt er seine Rolle schon wieder mit vollem Ernst?«
    »Wenn es ihn

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