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Kopfjagd

Kopfjagd

Titel: Kopfjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Fensterluken in der Mauer auf der Seite, auf die es ankam, lagen so, daß es unmöglich war, von ihnen aus in den Ort selbst hineinzusehen, es sei denn, man lehnte sich hinaus. Die unmittelbare Umgebung der Vorveranda der Kirche allerdings war durch sie gut im Blickfeld; sieben Meter unterhalb und leicht seitlich.
      Ich machte Janos, der sich wieder einigermaßen erholt hatte, auf diese Situation aufmerksam, und er nickte kurz. »Mit anderen Worten, wir können ihn nicht kommen sehen. Also müssen wir ständig bereit sein.«
    Ich schob eine Bank vor die Mauer an der Fensterluke, damit Janos sich bequem setzen konnte, und zwar so, daß er außer Sicht war, aber dennoch den Platz vor der Kirchenveranda im Blickfeld hatte. Ich gab ihm die Thompson, und er legte sie sich über die Knie. Zwischen den Zähnen hatte er seine unvermeidliche Zigarre. Mein Plan war, ihn mit einer oder zwei sorgfältig gezielten Mills-Bomben zu unterstützen, und notfalls auch noch mit der Enfield oder der Winchester. Die Flinte schien mir wegen des kurzen abgesägten Laufes nicht besonders nützlich zu sein.
      In der Wand ohne Fensterluken gab es einen einzigen schmalen Schlitz, vielleicht zwanzig Zentimeter breit. Als ich durch ihn lugte, sah ich direkt auf die Kanzel und in den Kirchenraum. Von van Horne war nichts zu sehen. Aber dann öffnete sich die Sakristeitür, und er kam heraus, mit der Thompson-MP in der Hand. Er wandte sich der Kanzel zu, was bedeutete, daß er nun vor dem Altar stand, und ich sah, wie er leicht das Knie beugte, sich automatisch bekreuzigte und dann mit bewegungslosem Gesicht auf die Kanzel stieg.
      »Und was, lieber Sir, halten Sie nun davon?« flüsterte mir Janos ins Ohr.
      Van Horne legte die Thompson auf ein schmales Regalbrett, wo er sie schnell zur Hand haben konnte, setzte sich auf einen Schemel und öffnete die Bibel. Ich richtete mich auf und schüttelte den Kopf.
      »Weiß Gott«, sagte ich und meinte das ernst, »ich habe aufgehört zu versuchen, seine Beweggründe zu verstehen. Ich nehme ihn einfach so, wie er ist.«

    Es war sehr still und viel zu heiß. Janos wischte sich den Schweiß vom Gesicht und seufzte. »Ich bin solchen Sachen nicht mehr recht gewachsen.«
      »Aber Sie waren es einmal.« Das war eine Feststellung, keine Frage – eine einfache Bemerkung.
    »Als ich nach Mexiko kam, war ich anfangs Kavallerieberater
    bei einer Bundeseinheit, die die Yaqui in den Bergen auszurotten versuchen sollte, nördlich von hier. Das war eine schwere Arbeit, obwohl es Prämien gab. Hundert Pesos für jedes Ohr eines kämpfenden Yaqui.«
      »Es muß ihnen wirklich viel daran gelegen haben, sie loszuwerden.«
      »Die Regierung wollte ihr Land, ganz einfach. Das ist ja auch der Grund, warum die restlichen Überlebenden jetzt am Windfluß leben, in einer Gegend, in der sonst niemand existieren könnte. Das war alles in den schlechten alten Zeiten unter Diaz.«
    »Und danach?«
      »Zu Beginn der Revolution diente ich bei Francisco Madero und war bei der Eroberung von Ciudad Juarez dabei. Damals gab es dort viele wie mich. Man nannte uns die Fremdenlegion. Das waren Leute wie beispielsweise der Neffe des großen Garibaldi, Giuseppe. Guter Soldat.«
    »Sie müssen allerlei erlebt haben.«
      »In der Tat. Aber dann ist Madero ermordet worden. Oder jedenfalls ist das meine eigene Interpretation der Dinge. War zu gut für diese Welt, der arme Mann. Er hätte härter gegen die Elemente, die es verdient hätten, vorgehen müssen. Das waren düstere Zeiten, Sir. Man wußte nie recht, mit wem man es halten sollte.«
      Auf den Pflastersteinen der Straße war Pferdegetrappel zu hören, rechts von uns. Durch die warme Luft drang Gelächter zu uns herauf und das Klirren von Pferdegeschirren. Als sie in unser Sichtfeld ritten, erkannte ich, daß wir alle die Lage beklagenswert falsch vorausgesehen hatten. Sie waren mindestens zwei Dutzend. Ein jeder ein stattliches Waffenarsenal für sich.
    Tomas de la Plata war in ihrer Mitte, eine dunkle und düstere Figur wie immer. Und der größte Schock überhaupt war, daß seine Schwester zu seiner Rechten ritt.
    11

    Er hatte sie mitgebracht, damit sie van Hornes Demütigung mitansehen konnte, und sonst aus keinem anderen Grund, urteilte ich. Denn sie sah bleich und angegriffen aus und stieg mit erkennbarem Widerwillen vom Pferd, als er ihr dazu die Hand entgegenstreckte. Er nahm sie am Arm und ging mit ihr auf die Kirchenveranda. Sieben oder acht

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