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Kopfjagd

Kopfjagd

Titel: Kopfjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Wasser auf, andere kamen unter den Bäumen hervor. Sie umstellten das Lager im Nu. Es waren mindestens dreißig. Zwei oder drei Gesichter erkannte ich. Daß Jurado nicht dabei war, fiel mir auf. Dann teilte sich die Reihe, und Tomas de la Plata kam durch die offene Gasse geritten.
      Er war wie üblich gekleidet – nur hatte er heute einen langen Kavallerieoffiziersumhang, der vorne offen war, übergeworfen. Vermutlich, um so, wenn es nötig wurde, schneller seine Waffe ziehen zu können.
      Er blickte einen Augenblick stirnrunzelnd auf mich herunter und stieg dann ab. Er stellte sich steif vor mich hin. »Aha, also ein sich drückender Gefolgsmann, wie, Señor Keogh? Das entspricht aber nicht dem, was man mir von Ihnen berichtet hat.«
      »Sie glaubt, daß ich mich neben den Priester hinstelle und den Kopf weggeschossen bekomme, wenn sie mich nicht hier festhält«, erklärte ich.
      »Natürlich.« Er sah Victoria an, dann Nachita und dann wieder mich. »Das ist gar nicht so falsch. Gringos halten eben zusammen, eine unleugbare Tatsache.«
      »Na schön, also ich will den Mann nicht sterben sehen. Er ist amerikanischer Bürger, erinnern Sie sich? Bringen Sie ihn um, und Sie können damit leicht eine Menge politischer Schwierigkeiten auslösen, an denen Sie dann nicht wenig zu knabbern haben werden.«
    »Es ist seine Entscheidung, nicht meine.«
    »Dann lassen Sie mich frei, und ich werde ihn umstimmen.«
      »Das will ich aber nicht.« Er schien überrascht. »Warum sollte ich denn? Wenn er den Märtyrer spielen will, will ich ihm den Gefallen gerne tun.«
      Ich mußte meine Rolle noch weiterspielen und so reagieren, wie er wohl erwartete, daß jemand wie der, der zu sein ich vorgab, reagiert. »Aber warum? Was könnten Sie davon haben?«
    Er winkte mit der Hand alle anderen ein Stück zurück und beugte sich dann zu mir vor. »Haben Sie sich jemals überlegt, daß, als Christus in Jerusalem einzog, die Behörden gar nicht anders handeln konnten, als sie handelten? Daß sie gar keine andere Wahl hatten? Es gab doch überhaupt keine Möglichkeit, daß die beiden nebeneinander existieren konnten. Sie waren natürliche Gegensätze und schlossen einander gegenseitig aus.«
      Dies alles sagte er im Tonfall größter Konzentration und mit völlig ernstem Gesicht. Mir war vom ersten Augenblick an klargewesen, daß da ein Teil Geisteskrankheit in diesem Mann war. Jetzt war ich dessen völlig sicher.
    »Eine interessante Parallele«, stimmte ich zu.
      »Und von bemerkenswerter Übereinstimmung. Wie kann ein Mann wie ich in Pater van Hornes Welt existieren? Oder umgekehrt? Das entbehrt jeder Realität und wäre also unmöglich. Denn ich existiere ja wirklich und wahrhaftig, wie alle Leute wissen. Und das bedeutet, daß Ihr Priester eigentlich bereits tot sein müßte.«
      Ich benötigte diese sophistische Logik nicht, um in meinem Eindruck nur bestärkt zu werden, daß dies ein Mann war, der bereits jenseits der Realität lebte. Und in seinen Augen konnte ich, als er jetzt aufstand, auch nichts anderes mehr als Irrsinn entdecken.
      Er holte unter seinem Umhang eine goldene Sprungdeckeluhr hervor und klappte sie auf. »Und jetzt entschuldigen Sie mich, aber ich habe in genau zwölf Minuten eine Verabredung, und ich möchte pünktlich sein.«
      Er schwang sich wieder in den Sattel und trieb sein Pferd an, das durch das Feuer trampelte und den Kaffeetopf umwarf. »Tut mir leid, mein Freund, Sie so zurücklassen zu müssen. Aber jemand hätte Sie warnen sollen, daß Sie mit dem Feuer spielen. Wir wollen hoffen, daß diese kleine Barbarin hier ihr Messer im Gürtel stecken läßt.«
    Er verschwand im Nebel, seine Männer folgten ihm, und ich bat Victoria verzweifelt: »Laß mich jetzt frei, ich bitte dich, solange noch Zeit ist.«
      Sie wandte sich einfach ab, also blieb mir nichts anderes mehr übrig. Ich warf mich auf den Knien nach vorne und hielt meine gebundenen Hände in die herumliegenden Glutreste des Feuers. Es war ein unglaublicher Schmerz, und ich konnte ein Stöhnen nicht unterdrücken, aber sie war schon wieder bei mir und zerrte mich zurück zum Sattel.
      Ich schrie sie an: »Du hast nichts zu gewinnen, nur alles zu verlieren. Glaubst du denn wirklich, wir könnten nach einem solchen Vertrauensbruch jemals noch zusammenleben? Daß ich dich dann noch ansehen könnte, ohne mich an dies zu erinnern?«
      Ihre großen dunklen Augen weiteten sich, und ich wußte, daß sie meine

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