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Kopfjagd

Kopfjagd

Titel: Kopfjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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erschrocken.
    Er eilte auf mich zu. »Ist Pater van Horne wohlauf?«
      Ich nickte. »Wie viele sind durchs Tor entkommen? Haben Sie es gesehen?«
      »Sechs, Señor, und Don Tomas war unter ihnen. Er ritt wie vom Teufel gejagt, das Gesicht voller Blut.«
    »Seine Schwester wollte alles verhindern«, erklärte ich.
    »Und statt dessen wurde sie getötet.«
      »Heilige Maria.« Er bekreuzigte sich, und andere machten es ihm nach. »Sie können mich beim Wort nehmen, Señor. Dafür werden wir hier alle sterben müssen.«
      »Nicht, wenn ihr noch einen Funken Mut habt. Vor der Kirche könnt ihr euch Waffen und soviel Munition, wie ihr nur wollt, einsammeln. Ihr müßt sie nur den Toten abnehmen. Inzwischen würde ich, wenn ich an Ihrer Stelle wäre, einige Leute als Wachen ans Tor schicken. Sie können diese Maschinenpistolen hier haben. Nicht, daß ich glaube, daß Sie sie brauchen werden, aber Vorsicht zahlt sich immer aus. Auf der alten rancheria in Huanca wartet eine Kavallerieabteilung unter dem Kommando von Leutnant Cordona. Er wird Ihnen im Galopp zu Hilfe kommen, wenn Sie ihm eine Nachricht schicken.«
    Moreno atmete tief ein und nickte. »Sie haben recht, Señor, mit Angst richtet man in einer solchen Situation nichts aus. Mindestens zwei Dutzend Leute sind in blinder Panik ins offene Land hinausgerannt, als die Schießerei begann. Aber Sie müssen verstehen, wir haben in dieser Gegend so manches Schreckliche erlebt im Laufe der Jahre. Ganze Orte sind entvölkert worden, Frauen und Kinder. Man konnte glauben, Gott habe sich von Mexiko abgewandt.«
      Es gelang mir, ihn an dieser Stelle zu unterbrechen. Ich zeigte den beiden Männern, die er ausgewählt hatte, wie man mit den Thompson-MGs schießt, und überließ sie sich selbst.
      Ich hatte die Bar für mich allein, fand eine Flasche Scotch und trank einen riesigen Schluck. Lieber Gott, welch ein Reinfall. Das ganze Gemetzel, das Mädchen tot und Tomas de la Plata nach wie vor in Freiheit.
      Auf einmal hatte ich bis obenhin genug von allem, ich hatte genug und war zornig auf die ganze Welt, am meisten aber auf van Horne.
      Ich ging zurück, die Straße hinauf zum Platz vor der Kirche, wo Morenos Leute bereits die Toten durchsuchten, und betrat die Kirche. Van Horne saß auf einer Bank ganz vorne beim Altar. Er trug noch immer sein Chorhemd. Er wandte nicht einmal den Kopf, als ich durch den Mittelgang nach vorne kam.
      Ich blieb neben ihm stehen, und er sagte: »Sag es nicht, Keogh. Ich weiß es schon.«
      Wie ich so dastand und auf ihn hinuntersah, verflog aller Zorn und alle Verzweiflung. Die Wahrheit kam am Ende ans Licht, und, ihr ins Auge zu sehen, brachte die Erleichterung von selbst.
      »Nein, du weißt es nicht«, widersprach ich. »Es war mein Fehler genauso wie deiner. Bei allem, was passierte. Und wir können immer den guten Colonel Bonilla und Tomas de la Plata dafür mitverantwortlich machen.«
      »Kollektivschuld?« fragte er ernst. »Das ist auch nicht die wahre Lösung. Am Ende muß man immer seine persönliche Verantwortung für seine eigenen Taten akzeptieren.«
      »Das klingt wie aus irgendeiner Vorlesung deines Seminars«, bemerkte ich.
    »Schon möglich.«
    Er konnte die Unterhaltung nicht weiter fortsetzen, denn Moreno erschien in der Kirchentür und rief. »Kommen Sie schnell, Pater, schnell!«
      Als wir die Veranda erreichten, fand ich dort Nachita auf dem Boden, an die Wand gelehnt. Er war halb bewußtlos, aus einer Wunde an seiner Stirn lief Blut.
      Ich kniete mich zu ihm nieder, und er griff nach meiner Jacke und hielt sich daran fest. »Er hat mich geschickt, Señor. Der Böse selbst hat mich geschickt.«
      Ich wußte sofort, was geschehen war, ich sah alles vor mir, in einem einzigen Moment der Wahrheit. Aber die Dinge mußten ihren logischen Ablauf behalten.
    »Er hat Victoria?«
    Er nickte. »Und zweiundzwanzig andere Menschen, Señor.
    Bewohner von hier. Darunter auch Kinder.«
       Alle, die in Panik ins offene Feld hinausgerannt waren. »Was verlangt er von uns?« fragte Oliver van Horne aufgebracht.
    »Sie, Pater«, stöhnte Nachita. »Nur Sie. Niemand sonst. Er gibt Ihnen zwei Stunden Zeit.«

    14

    In der Kirche, ohne Anwesenheit der anderen, teilte uns Nachita die Einzelheiten mit. Zwar war es eine kleine Genugtuung, daß Tomas de la Plata nur noch fünf Leute geblieben waren, aber für seinen Zweck reichten sie völlig aus. Am anderen Ufer des Flußlaufes war eine verlassene

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