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Kopfjagd

Kopfjagd

Titel: Kopfjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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eine von Hunderten Unternehmungen ähnlicher Art zu sein, die ich im Laufe langer und dunkler Jahre geplant und ausgeführt hatte.
    »Was ist mit Janos?«
      »Auf dem Kirchturm, wie gehabt. Mit der anderen Thompson. Und du bist auf der anderen Seite des Platzes.« Er zeichnete die Stelle an. »Dort ist ein verfallener Stall, den schon lange niemand mehr benützt. Ich war heute abend drin und habe die Winchester und drei Mills-Bomben unter einem alten Sack in der rechten Ecke neben dem Tennentor deponiert.«
    »Und wie ist das Schußfeld?«
      »Könnte nicht besser sein. Es sind vierzig Meter vom Stall bis zur Kirche. Ich habe die Entfernung abgeschritten. Aus dieser Entfernung kannst du von dem Tennentor aus dein Ziel gar nicht verfehlen. Sie reiten direkt ins Kreuzfeuer.«
      Ich dachte einen Moment darüber nach, konnte aber keinen Mangel oder Fehler an dem Plan erkennen, abgesehen einmal von dem üblichen: daß man sich in diesem Leben niemals ganz auf etwas verlassen kann. Mit anderen Worten, daß praktisch immer irgend etwas Unvorhergesehenes passieren kann.
      »Da ist ein Fehler«, gab ich zu bedenken. »Ich muß genau in deine Richtung schießen. Ich hoffe, du hast das bedacht.«
      »Junge, ich werde so schnell in der Vorhalle sein, daß du dich fragen wirst, ob ich überhaupt jemals draußen war.«
      Na wunderbar, wenn er alles so leichtnahm. Ich sagte: »Es ist komisch, aber Janos und ich haben uns in der Kirche immerhin einige Sorgen gemacht, als du de la Plata deinen Köder hingeworfen hast. Wir fanden, du spieltest deine Rolle ein bißchen sehr ernst.«
    Er schien echt erstaunt zu sein. Dann lachte er rauh. »Aber sicher nehme ich es ernst, Keogh. Ernst für dreiundfünfzigtausend Dollar.«
      Darauf hätte ich ihn gern noch etwas festgenagelt, denn irgendwie tat er diese Sache zu leichtfertig ab. Doch Nachita tauchte wie eine Art grauer Geist aus den Baumwollsträuchern auf. Ich spürte, daß etwas los war, obwohl er seine übliche Teilnahmslosigkeit an den Tag legte.
    »Was ist?«
      »Wir haben Besuch, Señor. Für Sie, Pater«, ergänzte er, sich an van Horne wendend. »Die Señorita de la Plata.«
    Die Nacht der Überraschungen.

    Sie stand knapp außerhalb des Feuerscheins und hielt ihr Pferd am Zügel. Von ihrem Gesicht war nicht viel zu sehen, aber sie schien ruhig zu sein, als sie zu sprechen begann. »Vergeben Sie mir, Pater, aber ich mußte mit Ihnen sprechen. Ich war bei Señor Janos im Hotel, und er meinte, ich würde Sie vielleicht hier finden.«
      Van Horne nahm ihr die Zügel aus der Hand und übergab sie an Nachita. »Was kann ich für Sie tun?«
      Ihre Stimme war immer noch ruhig, als sie sagte: »Pater, ich kenne meinen Bruder sehr gut. Ich kann Ihnen versichern, er und seine Leute werden zu der Zeit, die Sie genannt haben, morgen früh vor der Kirche sein. Und wenn er Sie dort vorfindet, wird er Sie töten. Daran kann es überhaupt keinen Zweifel geben.«
      Van Horne nahm ihre Hände in die seinen und wollte eben zu einer Antwort ansetzen, als sie völlig die Fassung verlor und sich ihm wie hilfesuchend nahezu in die Arme warf. »Helfen Sie mir, Pater. Im Namen der Barmherzigkeit, helfen Sie mir. Ich kann diese fürchterliche Last nicht länger allein tragen.«
    Er blickte uns alle drei über die Schulter an, zögernd und unschlüssig, und führte sie dann zum Zelt, in dem sie verschwanden.
    Eine ziemliche Weile lang war ihr bitteres, verzweifeltes Weinen zu hören, das dann endlich allmählich verstummte. Es folgte das leise Gemurmel von Stimmen. Die Situation war irgendwie peinlich, es war, als lausche man an der Wand einem höchst privaten Gespräch. Wir saßen um das Feuer herum, ohne zu sprechen, und tranken den bitteren Kaffee, den uns Victoria gekocht hatte.
      Es dauerte wohl mindestens eine halbe Stunde, bis der Zelteingang wieder aufgeklappt wurde und sie herauskamen, Chela de la Plata als erste. Sie vermied es ziemlich auffällig, mich anzusehen und eilte zu ihrem Pferd, das Nachita an einem Baum angebunden hatte.
      Van Horne lief ihr nach, und sie wandte sich noch einmal zu ihm um und bat ihn, sie zu segnen. Er tat es ohne das kleinste Zögern, und seine Worte, als er das Kreuz schlug, waren in der Nachtluft laut und deutlich zu vernehmen:
      »Benedicte te Omnipotens Deus, Pater et Filius, et Spiritus Sanctus.«
      Sie stieg aufs Pferd und galoppierte davon. Er blieb stehen und sah ihr nach. Ich ging zu ihm, aber ehe ich den Mund

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