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Kopfjagd

Kopfjagd

Titel: Kopfjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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aufmachen konnte, erklärte er: »Ich erwarte dich und Janos also spätestens um neun auf euren Positionen, für alle Fälle. Es ist nicht nötig, daß wir uns vorher noch einmal treffen.«
      Und er wollte weggehen. Ich packte ihn am Ärmel. »Augenblick mal. Was hat dies alles zu bedeuten?«
    »Du hast doch gehört, sie kam, um mich zu warnen.«
    »Nicht das, ich meine den Rest.«
      »Es lag ihr eine Menge auf der Seele. Sie hatte schon seit langer Zeit mit keinem Priester mehr gesprochen, das ist alles.«
      »Du willst mir doch nicht erzählen«, empörte ich mich, »daß du ihr die Beichte abgenommen hast?«
    Er wandte sich mir zu, die Augen traten hervor, und er faßte
    mich am Rockaufschlag: »Findest du das sehr lustig, Keogh? Was sollte ich wohl tun? Ablehnen?«
      Wenn ich jemals eine Seele in Bedrängnis und Not gesehen habe, dann in diesem Augenblick. Er stieß mich weg und knurrte: »Und was ändert das schon? Morgen früh um fünf nach halb zehn können wir alle miteinander tot sein.«
      Ich sah ihm nach, als er wegging. Er war im Mondschein klar erkennbar. Aus irgendeinem Grund fühlte ich mich einige Augenblicke lang so niedergeschlagen wie noch nie. Nein, das stimmt nicht genau. Dieses Gefühl hatte ich schon einmal erlebt – nur einmal: auf dem Platz in Drumdoon, im Regen, als mein Bruder tot vor mir lag.
    Ich ging zurück und legte mich im Zelt auf die Decken. Ich starrte in die Dunkelheit. Nach einer Weile kam Victoria und brachte mir etwas Warmes zu trinken. Es war offensichtlich irgendeine Art Schlafmittel darin, denn kaum einige Minuten, nachdem ich getrunken hatte, war ich eingeschlafen.

    13

    Ich tauchte durch das Trommeln von Regen auf die Zeltleinwand aus tiefstem Schlaf auf. Das Licht durch das alte Zelt fiel nur gedämpft und grau herein. Ich blieb noch eine Weile so liegen und starrte zum Zeltmast. Ich fühlte mich erholt und wohl. Bis ich versuchte, meinen Arm auszustrecken und es nicht ging.
      Einen Moment lang war mir, als schliefe ich noch und träumte. Aber ich war tatsächlich hellwach und erkannte, als ich wild um mich zu schlagen versuchte, daß ich an Händen und Füßen angebunden war. Ich versuchte zu schreien, aber erst nach einer Weile wurde der Zelteingang aufgeklappt und Nachita kam gebückt herein. Er beugte sich mit ernstem Gesicht über mich.
    »Wo ist sie?« fragte ich.
    »Holzsammeln am Wasser, Señor.«
      Ich versuchte mich aufzusetzen, aber er schüttelte den Kopf. »Sie werden heute früh nicht nach Mojada gehen. Sie will es nicht.«
    Ich versuchte ruhig zu bleiben. »Wie spät ist es?«
    »Kurz vor neun, Señor.«
    »Um Gottes willen, Nachita, du mußt mich losbinden.«
    Es war natürlich absolut sinnlos, ihn darum zu bitten. Er stand
    einfach auf und ging. Und danach blieb mir nicht viel zu tun übrig, außer allenfalls die Decken wegzuziehen, was nicht schwierig war, denn meine Hände waren vorne zusammengebunden, wahrscheinlich, weil sie mir so wenig wie möglich hatte weh tun wollen.
      Ich warf mich durch den Zelteingang mit dem Kopf voraus und fiel auf das Gesicht. Sie hatten eine alte Zeltbahn auf einige Pfähle über das Feuer gespannt. Regenwasser rann in einem ständigen Strom von ihr herab. Dahinter fiel von den Bergen ein starker Frühnebel nieder, der die Sicht erheblich verminderte.
      Ich versuchte mich aufzusetzen. Nachita kam vom Feuer herbei und stützte mich am Ellbogen. Den Rücken drückte er mir gegen den Sattel. Im gleichen Moment erschien Victoria unter den Bäumen mit einem Bündel Holz in den Armen. Sie trug einen Umhang aus einer alten Decke und einen Strohsombrero, um sich gegen den Regen zu schützen.
      »Was, zum Teufel, versuchst du zu beweisen?« fuhr ich sie an.
      Sie legte das Holz auf den Boden, kniete sich hin und beschäftigte sich mit dem Feuer, ohne mich einer Antwort zu würdigen.
      »Du hast doch deine Sprache wiedergefunden gestern abend, oder nicht?« Ich beugte mich vor. »Also antworte mir gefälligst, du Miststück!«
      Nachita hinderte mich mit der Hand auf meinem Mund, weiterzusprechen. Aber sie war genauso schnell zwischen uns und schob ihn weg. Sie sprach langsam und sorgfältig, wieder mit dieser etwas fernen Stimme.
    »Dein Freund stirbt heute morgen, so viel ist sicher.«
    »Aber ich nicht, meinst du das?«
    Nachita stand schon wieder auf den Beinen und hatte sein Gewehr im Anschlag. Aber er kam zu spät. Schlagartig kamen auf einmal Reiter durch den Fluß und spritzten das

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